Hallo Herr Eblen, am Dienstag fällt die Entscheidung, wie es mit der Saison in der 1. und der 2. Handball-Bundesliga weitergeht. Für was plädiert die HSG Konstanz?

Wir haben bereits am vergangenen Freitag abgestimmt und sind zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, die Saison abzubrechen.

Waren längere interne Diskussionen dafür nötig?

Nein, gar nicht. Allen war klar, dass es keinen anderen Weg geben kann für uns. Anders als im Profifußball haben die Handballer in der 1. und 2. Liga nicht genügend Rückendeckung durch Fernsehgelder und sind stärker auf Sponsorenunterstützung und Zuschauereinnahmen angewiesen. Eine Fortführung der Saison mit Geisterspielen wäre eine Katastrophe für uns.

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Sehen Sie einen breiten Konsens für einen Saisonabbruch bei den 36 Vereinen der 1. und 2. Liga? Immerhin ist eine Dreiviertelmehrheit nötig.

Ich gehe davon aus, dass diese Mehrheit erreicht wird. Viele Vereine sind in der gleichen Lage wie wir und könnten eine Saisonfortsetzung mit Geisterspielen nicht stemmen.

Was wären die Konsequenzen bei einer Fortsetzung der Saison?

Wir hätten immense laufende Kosten durch die Auswärtsfahrten mit Übernachtung, dafür aber keine Einnahmen bei den Heimspielen, was bei uns ein großer Faktor bei der Saisonfinanzierung ist. Zudem könnten wir kein Kurzarbeitergeld mehr für die Spieler beziehen. Das wäre nicht zu stemmen. Es gibt keine Alternative.

Bei einem Abbruch der Saison sind keine Absteiger vorgesehen, die HSG Konstanz würde in der nächsten Spielzeit erneut in der 2. Bundesliga antreten können. Würde dies Planungssicherheit bedeuten?

Zum Teil schon. Wir haben mit unseren Sponsoren schon lange vor dieser Seuchengeschichte Gespräche geführt über eine weitere Zusammenarbeit unabhängig von der Ligenzugehörigkeit. Wenn jetzt eine Entscheidung da ist, muss man sich natürlich zusammensetzen und nochmal alles bereden. Aber ich bin vorsichtig optimistisch, dass unsere Unterstützer uns treu bleiben. Bei der Kaderzusammenstellung für nächste Saison müssen wir natürlich mit Bedacht ans Werk gehen.

Was gibt es da zu beachten?

Unter anderem die Tatsache, dass wir viele Studenten im Kader haben, die derzeit nicht wissen, wie es weitergehen wird mit ihrem Studium. Es kann schon sein, dass der eine oder andere sich umorientieren und unter Umständen Konstanz verlassen muss, was auch uns betreffen würde.

Wenn es keine Absteiger geben würde, hätte die 2. Bundesliga mehr Clubs in der kommenden Saison, was auch mehr Spiele bedeuten würde. Ein Problem für die HSG oder sogar eher ein Vorteil?

Das wäre kein Problem aus meiner Sicht. Sicherlich wären mehr Auswärtsfahrten nötig, aber es kämen Heimspiele dazu, die Einnahmen garantieren und zudem einen Ausgleich für die ausgefallenen Partien in dieser Saison bedeuten würden.

Simon Tölke, Paul Kaletsch, Tim Keupp und Fabian Wiederstein stehen als Abgänge fest. Eine Verabschiedung dieser Leistungsträger in einer vollen Schänzlehalle wird wohl nicht möglich sein.

Ja, das wird schwierig. Wir werden aber sicherlich versuchen, entsprechend der Lage eine Nichtabstiegsfeier durchzuführen, in deren Rahmen auch diese Spieler gewürdigt werden könnten.

Wie sind Sie persönlich von der Corona-Krise betroffen?

Die Unsicherheit, wie es weitergeht mit der HSG Konstanz, dieses Gefühl, abhängig zu sein von Dingen, die man selbst nicht beeinflussen kann – das ging schon an die Substanz. Meine Familie achtet aber gut auf mich. Meine Schwiegertochter hat mich wenige Tage vor der Hallensperrung sogar aus der Schänzlehalle geworfen, als ich bei unserem Sport-Garten bei den Kindern zuschauen wollte. (lacht)