Herr Dangers, Sie sind noch relativ neu in Konstanz, hatten in der ersten Zeit aber mit Fynn Beckmann und Fabian Wiederstein zwei alte Bekannte aus Balinger Tagen im Team. Wie haben Sie sich eingelebt?
Ich bin seit Februar in Konstanz und muss sagen, dass es relativ einfach war, mich hier einzuleben. Ich war schon während meiner Zeit in Winterthur das eine oder andere Mal in Konstanz, auch bei Fabi oder Fynn und bei Heimspielen der HSG. Daher kannte ich die Jungs schon, und die Stadt war auch nicht ganz neu für mich.
Das war ziemlich praktisch, so wusste ich viele Dinge schon ganz gut und habe dank des Vereins auch in der Nähe der Halle schnell eine Wohnung gefunden. Besser geht es eigentlich nicht. Es ging alles sehr schnell, aber es war recht leicht, in die Mannschaft zu kommen.
Kaum waren Sie hier, da kam auch die Coronapause. Wie war diese spezielle Zeit in der neuen Heimat am Bodensee?
Das war echt komisch, weil alles so abrupt geendet ist. Ich habe vier Spiele mitgemacht, und dann kam auf einmal der Schnitt. Ich hatte mich richtig gefreut, in einer neuen Mannschaft Spielanteile zu bekommen – und dann wurde ich nach nur zwei Monaten wieder herausgerissen. Als wir in der Zeit des Lockdowns für uns selbst trainieren mussten, konnten viele das halbe Jahr gut nutzen, um körperlich was zu tun. Das ist wohl das einzig Positive, dass man an seinen Schwächen arbeiten konnte.
Sie sind aus der Schweiz von Pfadi Winterthur nach Konstanz gekommen. Normalerweise gehen deutsche Handballer den anderen Weg. Stichworte: mehr Gehalt und weniger Fahrzeiten zu den Spielen. Warum sind Sie auf diesem Weg über die Grenze gekommen?
Das stimmt, normalerweise wechseln viele Deutsche vor dem Karriereende in die Schweiz, für mich war das eine Art Sprungbrett. Ich bin nach meiner Zeit in der zweiten Mannschaft von Balingen-Weilstetten aus der 3. Liga nach Winterthur gewechselt, das war sportlich ein großer Sprung. Wir haben EHF-Cup gespielt. Ich hätte mir gewünscht, dort etwas mehr aufzufallen, musste aber feststellen, dass der deutsche Fokus nicht so sehr auf der Schweiz liegt. Daher war ich froh über das Angebot aus Konstanz.
Das jüngste Testspiel lief gegen Ihren Ex-Verein, den Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten, mit einem 34:32-Sieg und zehn Toren sehr gut für Sie. Was sind Ihre Ziele in Konstanz? Mit der HSG und persönlich?
Das Ziel ist hier ja jedes Jahr der Klassenerhalt. Ich finde aber, dass wir uns gar nicht so sehr darauf versteifen sollten. Ich denke, wenn bei uns die meisten fit bleiben und wir gut reinkommen in die Saison, sollte unser Ziel nicht sein, Viertletzter zu werden. Wir sollten einfach früher als sonst den Klassenerhalt fix machen. Mein Ziel ist Platz zehn, alles drüber ist besser. (lacht) Generell wollen wir als Mannschaft weiterkommen und die jungen Spieler entwickeln. Wenn uns das gelingt, dann halten wir auch die Klasse.
Die kommende Saison wird hart. Sie haben viele Spiele, viele Englische Wochen und weite Fahrten. Was kommt auf die HSG Konstanz zu?
Das wissen wir auch noch nicht so richtig. Wir spielen am Freitag daheim und hatten am Mittwoch die Corona-Testung. Und wenn die positiv ist, in dem Fall negativ, dann können wir alle spielen. Bei den Auswärtsfahrten haben wir ein kleines Problem. Sollten wir am Sonntag darauf in Hamburg spielen können (das erste Spiel des HSV wurde verlegt, weil sich fünf Spieler mit Covid-19 infiziert hatten, d. Red.), dann würden wir am Samstag losfahren.
Da wir aber immer zwei Tage vor den Spielen getestet werden, kann es sein, dass wir bei langen Fahrten erst mitten auf dem Weg erfahren, falls jemand bei uns oder dem Gegner positiv getestet worden ist. Von daher weiß man noch nicht, was auf uns zukommt. Mit jedem Ausfall würde die Saison immer kompakter. Die Frage ist, wie lange so etwas gutgehen könnte. Es wird aber auf jeden Fall eine sehr, sehr spezielle Saison. Auch körperlich anstrengend.
Sie sind Kreisläufer, und über die sagt man gemeinhin, dass sie viel einstecken können – und auch austeilen. Was ärgert Sie am meisten? Was geht gar nicht, wenn es am Kreis zur Sache geht?
Wie Sie schon sagten, ist es ein Geben und Nehmen, dann ist das schon okay. Ich hatte viele faire Gegenspieler. Klar, manche steigen dir absichtlich auf den Fuß und wählen beim Halten eine Zwickvariante. Das merkst du im Spiel aber gar nicht, erst am Abend, wenn du die blauen Flecken siehst.
Wenn man diese Position irgendwann gewählt hat, dann darf man damit nicht so viele Probleme haben. Es stört mich nicht, wenn man hart verteidigt oder gehalten wird. Das gehört auf der Position einfach dazu, daher macht mir das auch so Spaß. Es sollte alles im Rahmen bleiben.
Zum Auftakt kommt am Freitag Dresden in die Schänzlehalle. Was erwartet Sie im ersten Heimspiel der Saison?
Das ist eine sehr körperlich gute Mannschaft, die auf allen Positionen ausgeglichen besetzt ist. Sie haben sich in den letzten Jahren gut verstärkt und ins Mittelfeld der Zweiten Liga gespielt. Ich habe noch nie gegen Elbflorenz gespielt und kenne nur die Videos. Wenn wir die Dinge umsetzen können, die wir in der Vorbereitung gut gemacht haben, dann sollte auf jeden Fall ein Heimsieg dabei herausspringen.
Sie kennen die Stimmung in der vollen „Schänzlehölle“. Wie wird ein Heimspiel unter Coronabedingungen sein?
Den alten Hexenkessel kriegt man so wahrscheinlich nicht hin, aber ich war schon erstaunt, wie uns die paar hundert Fans beim Test gegen Balingen angefeuert haben. Man kann es von der Lautstärke natürlich nicht vergleichen, aber man freut sich schon, dass da wieder jemand sitzt, der zuschaut und einen unterstützt.
Viel hängt in dieser Saison davon, wie sich alle Beteiligten verhalten und ob sie sich an Regeln halten. Wird das funktionieren?
Die HSG Konstanz hat ja ein Hygienekonzept ausgearbeitet, und wenn sich alle in und vor der Halle daran halten – und natürlich auch im Alltag – dann sollte die Saison nicht in Gefahr sein. Es sollte das Ziel von allen sein, das Risiko so gering wie möglich zu halten, sodass wir durchspielen können. Unsere Fans wissen aber, dass sie sich daran halten müssen. Sie freuen sich einfach, wieder dabei zu sein. Das hat man im Testspiel gegen Balingen gesehen, als alles hervorragend funktioniert hat.