Ballannahme mit links, Schlenzer mit rechts aus 16 Metern in die lange Ecke, anschließende Ekstase. Markus Knackmuß aus Allensbach kann sich noch ganz genau an sein einziges Tor in der 2. Fußball-Bundesliga erinnern. Damals im April 2004 war es der späte Siegtreffer für den SSV Jahn Regensburg im Derby gegen den 1. FC Nürnberg. Knackmuß traf während seiner Profi-Karriere zwar selten, dafür aber in den wichtigen Spielen.

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Begonnen hat die Laufbahn des heute 46-Jährigen in seinem Geburtsort, beim FC Radolfzell. Als die prägendste Zeit seiner Jugend beschreibt Knackmuß allerdings die darauffolgende Station beim SV Allensbach, wo der zentrale Mittelfeldspieler alle Altersklassen ab der E-Jugend durchlief.

Mit 18 hängte „Knacki“, wie er liebevoll genannt wird, jedoch die Kickstiefel vorerst an den Nagel. „In dieser Zeit hatte ich andere Interessen als den Fußball“, erzählt Knackmuß, der sich zwischenzeitlich als Ringer versuchte. Ein spontaner Aushilfseinsatz in der Allensbacher Männermannschaft entfachte dann aber wieder die Leidenschaft für das runde Leder. Mit einer Profi-Karriere hatte zu diesem Zeitpunkt er selbst wohl am wenigsten gerechnet.

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Schnell wurde die Bezirksliga zu klein. Parallel zur Ausbildung zum Maurer kickte er drei Jahre lang beim Oberligisten FV Donaueschingen, wo er als Mittelfeld-Motor der verlängerte Arm von Coach Dieter Rinke wurde. Als dieser 1998 das Traineramt des SC Pfullendorf in der damals drittklassigen Regionalliga Süd übernahm, war seine wichtigste Forderung, Knackmuß mit in den Linzgau zu nehmen. Die Profi-Karriere hatte begonnen.

Professionellere Einstellung

Beim SCP brach der Rechtsfuß das Studium zum Bauingenieur schnell wieder ab. Stattdessen verschrieb sich Knackmuß komplett seiner Passion. „Ich habe in dieser Zeit einen deutlichen Lebenswandel vollzogen. Meine Einstellung zum Fußball ist professioneller geworden, ich habe mich besser ernährt und mehr auf meinen Körper geachtet.“ Das musste er auch. Knackmuß war nie der feine Techniker, als klassischer Sechser lag seine Kernkompetenz eher in der körperbetonten Zweikampfführung. Diese brachte ihm nach drei Jahren in Pfullendorf ein Engagement beim Regionalliga-Topteam Jahn Regensburg ein. Dort war der Allensbacher in der Nachbetrachtung auf dem Zenit seiner Karriere. Nachdem Jahn den Gang in die 2. Bundesliga im ersten Jahr noch knapp verpasst hatte, gelang dieser ein Jahr später. „Der Aufstieg, verbunden mit der Saison in der 2. Liga, machten die Zeit in Regensburg zur schönsten meiner Karriere“, erzählt Knackmuß.

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Mit seltenen, dafür aber umso wichtigeren Toren avancierte der mittlerweile umfunktionierte Innenverteidiger zum Publikumsliebling. Neben dem bereits erwähnten Siegtreffer gegen Nürnberg erzielte Knackmuß auch das entscheidende Tor im Derby gegen Bayerns Zweite mit Spielern wie Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm, oder im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum. „Irgendwann wollte man mir ein Denkmal bauen“, erinnert sich Knackmuß schmunzelnd.

Knackmuß (links) im Trikot der SG Dynamo Dresden in einem Testspiel gegen Atletico Madrid 2006.
Knackmuß (links) im Trikot der SG Dynamo Dresden in einem Testspiel gegen Atletico Madrid 2006. | Bild: Thomas Eisenhuth

Zur Umsetzung kam es jedoch nie. Vielmehr wechselte der mittlerweile 30-Jährige nach Augsburg, wo ihn Trainer Armin Veh zum Kapitän machte. Zwei Jahre und einen erneuten Aufstieg in die zweite Liga später schloss er sich Regionalligist Dresden an. Dort machte er Bekanntschaft mit den berüchtigten Dynamo-Ultras. „Das negativste Erlebnis meiner Karriere war, als vermummte Fans einen Tag nach einer Niederlage in Osnabrück das Trainingsgelände stürmten und wir stundenlang in der Kabine festsaßen. Da hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig Angst“, erzählt Knackmuß.

„Ich durfte das machen, wovon viele kleine Jungs träumen.“
Markus Knackmuß, ehemaliger Fußball-Profi
Bild 2: Wieso sie in Regensburg ein Denkmal für Markus Knackmuß bauen wollten
Bild: Kaltenbach, Christof

Mit der Rückkehr nach Pfullendorf im Jahr 2007 endete das Kapitel Profi-Fußball, auf das Markus Knackmuß mit ausschließlich positiven Gefühlen zurückblickt: „Ich durfte das machen, wovon viele kleine Jungs träumen. Ich möchte diese Zeit und die Erfahrungen, die ich machte, nicht missen.“ Die Stollenschuhe räumte er auch im gehobenen Fußballeralter noch lange nicht in den Schrank. Fünf Jahre lang kickte Knackmuß für den Oberligisten FC 08 Villingen, ehe der fließende Übergang ins Trainergeschäft folgte. Auch heute noch, mit 46, ist der mittlerweile im Schwarzwald verwurzelte Abteilungsleiter eines Metallproduzenten auf den Sportplätzen der Region zu finden, als Spielertrainer des Bezirksligisten SV Rietheim. Die Leidenschaft für das runde Leder ist bei Markus Knackmuß immer noch die gleiche wie damals im Derby gegen Nürnberg, als er den Ball mit links annahm und mit rechts in die lange Ecke schlenzte.