
Ringen: – Die Vorfälle rund um den Hinkampf im Halbfinale zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft zwischen dem TuS Adelhausen und Wacker Burghausen am Samstag, 5. Januar, erregen noch immer die Gemüter und inspirierte nun Aribert Gerbode aus Adelhausen, Vorsitzender des Ringerbezirks Oberrhein, zu einem offenen Brief an Manfred Werner, den Präsidenten des Deutschen Ringerbundes (DRB), aus Veitshöchheim bei Würzburg.
Bekanntlich hatte der DRB an jenem Samstag die Wiege- und Anstoßzeit im Verlauf des Tages – entgegen der gültigen Bundesliga-Richtlinien – kurzfristig um eine Stunde verschoben, weil die Delegation aus Burghausen wegen der massiven Schneefälle verspätet in Adelhausen eingetroffen ist.
Diese höchst umstrittene Entscheidung, gegen die der TuS Adelhausen vergeblich Beschwerde eingereicht hatte, wurde fernmündlich von dem für die Bundesliga zuständigen Vizepräsidenten Ralf Diener (Saarbrücken) in Absprache mit dem Verbandspräsidenten Manfred Werner (Veitshöchheim) beschlossen und dem zuständigen Kampfrichter Antonio Silvestri, der vor Ort der Dinge geharrt hatte, mitgeteilt.
Gegen die von Diener nach dem Kampf veröffentlichte Verwaltungsentscheidung hatte der TuS Adelhausen eine Beschwerde eingelegt. Diese wurde vom Rechtsausschuss I des DRB, dem die Rechtsanwältin Derya Cilingir aus Urloffen vorsitzt, zurückgewiesen – allerdings ohne öffentliche Begründung. Gegen diesen Beschluss vom 11. Januar läuft derzeit noch ein Einspruch des TuS Adelhausen.
Das ist für Manfred Werner auch der Grund, sich weder gegenüber den Medien noch gegenüber dem offenen Brief von Aribert Gerbode zu äußern: "Als DRB-Präsident mische ich mich nicht in ein laufendes Verfahren ein. Allein deshalb habe ich Herrn Gerbode kurz und bündig auf die Unterstellungen – oder sagen wir es deutlich – seinen "Schmarr'n" geantwortet", so Werner im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Offensichtlich habe die Sportgerichtsbarkeit noch keine Entscheidung getroffen, denn ihm sei nichts bekannt: "Als DRB-Präsident bin ich natürlich nicht ins Verfahren eingebunden, aber gäbe es eine Entscheidung, wüsste ich davon", so Werner.
In seinem offenen Brief hatte Aribert Gerbode das Vorgehen des 2005 amtierenden DRB-Präsidenten, der zugleich auch Präsident des bayerischen Ringerverbands ist, als "Vetternwirtschaft" bezeichnet. Werner sei, so Gerbode, "bekannt, dass Sie sich persönlich um gewisse “Änderungen der Regeln und Wertungen” bei Deutschen Meisterschaften und anderswo kümmern, so dass der Ringer, Verband oder Mannschaft Ihrer Gunst den Vorteil bekommt". Der DRB-Präsident habe "Tor und Tür aufgestoßen, dass sich jeder Verein die Freiheit rausnehmen kann, Dinge zu tun, die nicht dem Regelwerk entsprechen und dafür nicht sanktioniert werden!"
Die Antwort aus Veitshöchheim ließ nicht lang auf sich warten. Wie Gerbode auf seiner Facebook-Seite mitteilt, schrieb ihm Manfred Werner unter anderem: "Ihre Mail mit Ihrer wunderbaren Formulierung "Bruch des Regelwerks (ich hoffe, Sie wissen, was Sie da sagen) wurde mir weitergeleitet. Mit Verwunderung musste ich feststellen, dass ausgerechnet Sie uns hier über Moral und Recht aufklären möchten."
Werner deutet in seiner schriftlichen Replik eine "Verfehlung" Gerbodes in der Vergangenheit an, die dieser dem SÜDKURIER gegenüber einräumt: "Allerdings habe ich mich zu diesem Fehler bekannt und um Entschuldigung gebeten. Allerdings hat diese lange Zeit zurückliegende Geschichte nichts mit dem aktuellen Fall zu tun und hat in der Öffentlichkeit nichts verloren", so Gerbode.
Den Gerbode-Vorwurf, dass Werner dem Ringersport durch eine Entscheidung "ohne rechtliche und moralische Legitimation" auf jeden Fall "einen Bärendienst" erwiesen habe, kontert der Franke leicht angesäuert: "Zu ihren Unterstellungen gegenüber meiner Person, fällt mir ansonsten nur folgendes ein: "Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen gute und baldige Genesung".
Abschließend betont Gerbode nochmals: "Sportlich hat sich Wacker Burghausen in diesen beiden Kämpfen zurecht durchgesetzt. Aber die gegebenen Umstände mit kurzfristig zu Gunsten eines der beiden beteiligten Vereine waren einfach nicht fair", so Gerbode: "Dass ein Verein zu spät an den Wettkampfort kommt, ist das eine. Aber wenn man innerhalb des "Wiegezeitfensters" nicht an die Waage geht, weil zwei Ringer zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch kein Kampfgewicht haben, ist das für mich ein unlauterer Vorteil für einen der beiden beteiligten Vereine, der von der Verbandsspitze gewährt worden ist."
Offener Brief des Ringer-Bezirksvorsitzenden Aribert Gerbode an den DRB-Präsidenten Manfred Werner
Öffentlicher Brief an den Präsidenten des DRB
Werter Sportfreund Manfred Werner und Ralf Diener
Hiermit möchte ich, als Verbandsmitglied und Vorsitzender des Bezirks 3 Ringen Oberrhein, auf einige wichtige Punkte hinweisen, die es so eigentlich nicht geben darf.
Ich verstehe ja, dass man in einem DRB Halbfinale einen sportlichen Entscheid bzgl. des Finaleinzugs haben will und auch haben sollte! Wir wissen ebenso, dass es im Winter manchmal zu Unwegsamkeiten kommt, die manchmal schwerlich zu managen sind. Unter diesem Aspekt kann man das Zuspätkommen des SV Burghausen und die Entscheidung, dass der Kampf stattfinden soll, verstehen. Soweit war ja seitens des DRB alles i.O.
ABER!!
Mit welcher rechtlichen und moralischen Legitimation wurde das Wiegen verschoben?! Warum bekommt eine Mannschaft, die zu spät kommt, eine 40-minütige Karenzzeit, die es sogar für manche Ringer ermöglicht, ihr Kampfgewicht zu erreichen ??!! – das sie zum Zeitpunkt des Ankommens nicht hatten.
Wir alle wissen, dass wenn ein Ringer oder auch mehrere die nicht zur Wiegezeit da sind, sie entweder nicht gewogen werden – ODER – wenn es belegbare Gründe gibt, die eine Verspätung entschuldigen, bei der Ankunft sofort über die Waage müssen. Das gilt für Mannschaftskämpfe sowie für Turniere und SO STEHT ES IN UNSEREN RICHTLINIEN!!
Nun muss man sich fragen, mit welcher Begründung und Legitimation, kann sich ein Verbandspräsident zusammen mit seinem VP Bundesliga über solche klar festgelegten Regeln hinwegsetzen??!!
Es GIBT KEINE!!!
Aber Sie, Herr Werner, sind ja bekannt, dass sie sich persönlich um gewisse “Änderungen der Regeln und Wertungen” bei Deutschen Meisterschaften und anderswo kümmern, so dass der Ringer, Verband oder Mannschaft Ihrer Gunst den Vorteil bekommt!!
Sie haben mit dieser Entscheidung unserer Sportart einen Bärendienst erwiesen!!
In der Presse wird dies anständig breit getreten und es zeigt uns mal wieder auf, wie dilettantisch das oberste Verbandsmanagement sich bewegt und entscheidet.
Hier wurden Tor und Tür aufgestoßen, dass sich jeder Verein die Freiheit rausnehmen kann, Dinge zu tun, die nicht dem Regelwerk entsprechen und dafür nicht sanktioniert werden!!!
Ganz WICHTIG ist natürlich eine Bedingung!
=> der Verein muss sehr in der Gunst des Herrn Werner und/oder dem Präsidium des DRB stehen, damit dies durchgeht! Landläufig nennt man dies auch “Vetternwirtschaft” und dies hat nichts mehr mit Neutralität und Souveränität zu tun!
Wo kommen wir denn mit solch einer Politik und Vorgehensweise hin? Wir werden schon als “Bananensportart” tituliert, unser Ruf wird immer mehr in den Dreck gezogen, Zuschauer wenden sich von unserer Sportart ab usw usw. – Ist dies die Strategie des Verbands??
Aribert Gerbode
Vorsitzender Bez.III Oberrhein
(Quelle: Facebookseite Aribert Gerbode)