Fußball Gemeinsam blicken zwei einstige Rivalen aus dem Klettgau in die sportliche Zukunft. Sowohl A-Kreisligist FC Geißlingen als auch der in der Kreisliga B angesiedelte Nachbar FC Grießen haben beschlossen, in die neue Saison als komplette Spielgemeinschaft zu starten. Die Blaupause für die neuen Mannschaften gibt es bereits. In der Kreisliga C-6 spielen seit vergangenem Sommer die Reservemannschaften aus Geißlingen und Grießen in einer „SG“ – und es funktioniert. Im Nachwuchsfußball werden die Talente ohnehin seit längerer Zeit gemeinsam ausgebildet.
Die Vorsitzenden der beiden Clubs, Ferhat Orak vom FC Geißlingen und Alexander Tröndle vom FC Grießen, sind sich angesichts der Personallage und der guten Erfahrungen mit der „Zweiten“ einig: „Eigene Reserve-Teams hätten beide Vereine im vergangenen Jahr nicht mehr stellen können“, so Tröndle. Orak ergänzt zum Entschluss, dass künftig alle Aktiven gemeinsam kicken: „Es war angesichts der Lage fast selbsterklärend, dass wir uns weiter zusammentun.“

Zuspruch der Mitglieder jeweils einstimmig
Die Gespräche über eine gemeinsame Zukunft auf dem Sportplatz, aber nicht in den Vereinsstrukturen – die Clubs bleiben erhalten – laufen seit zwei Jahren. Damals wurde die Entwicklung der Spielerzahlen kritisch. Es wurde vereinbart, sich gegenseitig zu helfen, wenn es klemmt. Der künftige Weg wurde in Befragungen der Spieler eingeschlagen. Die Resonanz war durchweg positiv, so dass bei außerordentlichen Mitgliederversammlungen die notwendigen Abstimmungen und Satzungsänderungen vollzogen wurden.
In beiden Vereinen erfolgte die Zustimmung einstimmig, was Ferhat Orak nicht überrascht: „Eines unserer Mitglieder brachte es auf den Punkt“, zitiert der 49-Jährige aus der Versammlung beim FC Geißlingen: „Wir können jetzt noch lang drumherum reden. Aber die Entscheidung ist alternativlos.“
Eine gute Basis bildet die gemeinsame Jugendarbeit, in der die Vereine seit über 30 Jahren gemeinsame Sache machen: „Da gibt es keine Annäherungsprobleme. Man kennt sich. Viele Spieler haben als Jugendliche schon zusammen in einer Mannschaft gespielt und waren später als Trainer und Betreuer bei der Jugend tätig“, so Alexander Tröndle, der seit 2019 dem FC Grießen vorsitzt.
Heimspiele abwechselnd ansetzen
Tröndle hat sich um Vorgaben und Regularien gekümmert und die Bezirksvorsitzende Katharina Kessler (Kleinkems) informiert. Staffelleiter Dieter Ruf ist ebenfalls kontaktiert: „Unser Plan ist es, die Heimspiele nach Möglichkeit im wöchentlichen Wechsel in Grießen und Geißlingen auszutragen“, so Tröndle.

Der 47-Jährige legt wie Orak großen Wert auf die Feststellung, dass sämtliche Entscheidungen einvernehmlich getroffen wurden. Das soll auch in Zukunft so sein: „Wir haben von Anfang an transparent und offen miteinander geredet. Wir ziehen an einem Strang“, so Orak.
Die sportlichen Ziele sind klar. „Wir wollen dem Nachwuchs beider Vereine eine attraktive Basis bieten, aber die routinierten, älteren Spieler nicht außer Acht lassen. Die brauchen wir, um die Jungen langsam heranzuführen“, betont Alexander Tröndle. Aktuell liegen 64 Zusagen für die Aktiven vor: „Unser Plan ist, in der neuen Saison mit drei Teams an den Start zu gehen“, so Orak.
Abhängig von der Qualifikation, hoffen Tröndle und Orak in allen drei Kreisliga-Ebenen vertreten zu sein. Dazu sollte der FC Geißlingen, aktuell auf Platz elf, in der Kreisliga A bleiben. Die „Zweite“ könnte dann in der Kreisliga B den Platz des FC Grießen – aktuell Vierter – übernehmen. Eine 3. Mannschaft müsste auf jeden Fall in der Kreisliga C auflaufen.
Die Ziele sind also gesetzt, für Rechenspiele sei der Zeitpunkt ohnehin zu früh, betont Alexander Tröndle. Schließlich könnte auch der FC Grießen noch den Aufstieg schaffen, was ebenfalls einen Platz in der Kreisliga A sichern würde: „Unabhängig wollen alle Mannschaften die aktuelle Serie so erfolgreich wie möglich beenden.“
Name und Trainer der SG sind noch offen
Offen ist noch der Name des Babys: „Noch ungeklärt ist, ob wir als SG Geißlingen/Grießen oder SG Grießen/Geißlingen antreten“, so Ferhat Orak und Alexander Tröndle, die die ebenfalls noch offene Trainerfrage bei allen drei Mannschaften als wichtiger einstufen: „Priorität hat die 1. Mannschaft. Es laufen aktuell Gespräche und wir werden einen geeigneten Mann finden“, bestätigen Tröndle und Orak.
Das Duo blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Funktionäre und Mitglieder der Vereine sind der Überzeugung, dass es der richtige Schritt ist. In den vergangenen Jahren ist etwas gewachsen, was jetzt weiter fruchten soll“, so Tröndle und Orak, die nur eines vermissen werden: „Die Derbys, die zum Teil packende Höhepunkte einer Saison vor einer großartigen Kulissen waren, wird es künftig nicht mehr geben.“