Eishockey: Boaz Bassen strahlte nach seinem zweiten DEL-Spiel, das mit einem 5:4-Sieg gegen die Eisbären Berlin endete, übers ganze Gesicht. „Wir haben uns den Sieg hart erarbeitet und vor allem in Unterzahl stark gespielt. Auch wenn einige Tore glücklich waren – Glück kommt von harter Arbeit“, gab sich der 20-jährige Stürmer der Wild Wings fast schon philosophisch. Strahlen durfte auch ein anderer: Colby Robak. Von Cheftrainer Paul Thompson kurz zuvor in der Pressekonferenz als Schwenningens „Nummer-eins-Verteidiger“ geadelt, schilderte der zweifache Torschütze die Gefühlslage in der Kabine: „Nach einem Sieg ist alles besser“, lachte der Kanadier.
Angesprochen auf seine beiden Treffer, die wesentlich zum knappen Erfolg gegen die Eisbären beigetragen hatten, flachste der 29-Jährige: „Ich passe auf, dass der Schläger die ganze Saison überlebt.“ Schließlich will er noch mehr Tore mit dem Spielgerät erzielen. Doch Robak legte auch den Finger in die Wunde und sprach an, was den 3239 Zuschauern in der Helios-Arena nicht verborgen blieb: Beide Mannschaften agierten mit teils vogelwilden Abwehrreihen. „Ich bin Verteidiger. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Defensive. Natürlich ist es gut und schön, wenn die Plus-Minus-Statistik von mir positiv ist. Wir müssen hinten aber besser stehen.“
Paul Thompson stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: „Wir brauchten diesen Sieg“, sagte der Schwenninger Coach. Zwar habe seine Mannschaft kein besonders gutes Spiel gezeigt, unterm Strich zähle jedoch nur der Erfolg. „Am Donnerstag hatten wir in Bremerhaven besser gespielt und fuhren mit null Punkten nach Hause. Diesmal haben wir einen Weg gefunden, um das Spiel zu gewinnen.“ Auch der Brite bemängelte die zahlreichen Patzer in der Abwehr, verwies aber auf den psychischen Druck, der auf seiner Mannschaft nach dem 1:3-Rückstand gelastet habe. Thompson: „Da hat das Selbstvertrauen nachgelassen. Als nach unserem 3:3-Ausgleich postwendend der vierte Berliner Treffer fiel, haben wir in der zweiten Drittelpause versucht, den Spielern neue Energie zu geben und sie wieder aufzubauen.“
Eine Achterbahn der Gefühle durchlebte Berlins Trainer Serge Aubin, dessen Mannschaft den Gegner beherrscht und bereits wie der sichere Sieger ausgesehen hatte. Der Coach machte die Niederlage an zwei Dingen fest: „Wir brauchen eine deutlich bessere Torhüterleistung und bessere Special Teams“, übte der angefressene Übungsleiter harsche Kritik an Maximilian Franzreb. Der erst 23-jährige Torhüter war für Sebastian Dahm zwischen die Pfosten gerückt und hatte sich den Ausgleichstreffer von Troy Bourke zum 3:3 quasi selbst ins Netz gelegt. Allerdings wurde Franzreb von seinen Vorderleuten teilweise sträflich im Stich gelassen.
Ein Schicksal, das Dustin Strahlmeier mit seinem Gegenüber teilte. Doch im Gegensatz zum Berliner Goalie, der von 19 Schüssen auf sein Tor fünf passieren ließ, machte der Schwenninger Schlussmann seine Sache ausgezeichnet. Er musste sich bei 38 Torschüssen der Eisbären nur vier Mal geschlagen geben. Kurios: Die Verteidiger machten ihre Fehler insofern wieder wett, als drei der fünf Schwenninger Tore von Abwehrspielern erzielt wurden. Thompson: „Unsere Verteidiger haben diesmal den Job der Stürmer erledigt. Unsere Angreifer haben derzeit Probleme mit dem Tore schießen. Seit Colby Robak bei uns ist, hat er schon mehr Punkte gemacht, als jeder Stürmer.“
Der wohl wichtigste Faktor für den Sieg war das makellose Unterzahlspiel der Wild Wings. Acht Minuten hatten die Neckarstädter einen Mann weniger auf dem Eis. Deshalb erhielten alle Spieler, die im Penalty-Killing im Einsatz waren, ein Sonderlob vom Trainer: „Sie gaben durch ihr exzellentes Unterzahlspiel den ersten beiden Reihen viel Energie gegeben, welche diese wiederum in Tore ummünzten.“
Einig waren sich Bassen, Robak und Thompson in einem Punkt: „Nun müssen wir den nächsten Schritt machen.“ Um die zehn Punkte Rückstand auf Rang zehn, an den alle drei noch glauben, zu minimieren, dürfen keine schwachen Wochenenden mehr folgen – auch nicht, wenn es am Freitag gegen Mannheim und am Sonntag zuhause gegen Nürnberg geht.