Herr Sundblad, wie groß ist zwei Tage nach den verpassten Playoffs Ihre Enttäuschung?
Natürlich bin ich noch enttäuscht, denn die Playoffs waren unser Ziel. Wir sind aber auch realistisch, dass wir eine schwere Gruppe hatten, in der drei der vier Playoff-Plätze quasi schon im Vorfeld für Mannheim, München und Ingolstadt vergeben waren. Aber die Jungs können stolz sein auf das, was sie geleistet haben.
Wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?
Es war ein sehr gutes Jahr mit dem richtigen Schritt und vielen positiven Dingen. Die Stimmung im Team und die Trainingsmoral waren hervorragend. Die Mannschaft hat vom Magenta-Cup in der Vorbereitung bis zum letzten Saisonspiel immer 100 Prozent gegeben.
Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus der Saison?
Dass der Respekt vor Schwenningen wieder zurück ist. Wir haben es geschafft, dass kein Gegner gerne in die Helios-Arena kommt. Jede Mannschaft weiß, dass sie in Schwenningen hart arbeiten muss, um Punkte zu holen.
Ihrer Mannschaft fehlte am Ende nur ein Punkt für das Viertelfinale. In der letzten Hauptrunden-Woche gab es gegen Iserlohn und Krefeld jeweils Niederlagen in der Verlängerung. Wurde hier der eine Punkt vergeben?
Man muss die gesamte Saison analysieren. Knackpunkt waren für mich die Spiele, in denen Torhüter Joacim Eriksson fehlte. Wie haben ohne ihn viermal in Folge verloren. Mit Joacim hätten wir zumindest ein oder zwei Punkte geholt und wären jetzt in den Playoffs.
Wie erleichtert waren Sie, dass Joacim Eriksson für zwei weitere Jahre in Schwenningen unterschrieben hat?
Wir waren natürlich sehr froh. Das ist für den gesamten Verein wichtig. Er ist einer der Top-Torhüter in der DEL und zudem ist die Torhüterposition bei der Kaderplanung immer die wichtigste Position.
Eine weitere, wichtige Personalie ist Troy Bourke, der spielstärkste Stürmer der Wild Wings. Wie sehen Sie die Chancen, dass er in Schwenningen bleibt?
Das ist eine Frage, die Manager Christof Kreutzer beantworten muss. Auf jeden Fall ist Troy ein klasse Spieler. Er und Andreas Thuresson waren in der vergangenen Saison ein starkes Duo.
Die Wild Wings sammelten insgesamt 194 Zwei-Minuten-Strafen, so viele wie kein anderes Team in der Liga. Wie wollen Sie dies abstellen?
Wir müssen noch fitter werden und mehr laufen. Durch die Strafen hatten wir allerdings keinen großen Nachteil, da unser super aggressives Unterzahlspiel hervorragend war. Wir haben die zweitbeste Unterzahlquote der Liga und zudem sechs Tore in diesen Situationen erzielt. Ich hatte noch nie eine Mannschaft, die in Unterzahl so stark war.
In welchem Bereich machten die Wild Wings noch Fortschritte?
Wir sind eine Mannschaft, die mit jedem Gegner spielerisch mithalten kann und nicht nur Tore verhindern will. Wir wollen immer agieren und nicht reagieren. Ich bin mir sicher, dass wir im Viertelfinale für Mannheim ein sehr unbequemer Gegner gewesen wären.
Was hat Sie die vergangenen Monate am meisten gefreut?
Dass die Jungs unheimlich hart trainiert haben. Und die Stimmung in der Mannschaft.
Gibt es einen Spieler, der Sie besonders überrascht hat?
Einen der größten Entwicklungsschritte hat sicherlich Johannes Huß gemacht.
Wo sehen Sie das größte Verbesserungspotenzial bei den Wild Wings?
Die Erfahrung in den wichtigen Spielen fehlte noch. Zudem müssen die Spieler mit der Rolle als Favorit umgehen können. Das war man in Schwenningen zuletzt nicht mehr gewohnt.
Schwenningen hat in der zweiten Saisonphase keinen Spieler nachverpflichtet. War das im Nachhinein ein Fehler?
Nein, im Gegenteil. Wir haben unseren Spielern gezeigt, dass wir ihnen vertrauen. Wenn neue Spieler kommen, kann das viel verändern, auch was die Stimmung im Team betrifft. Es war genau richtig so, wie wir es gemacht haben.
Würden Sie im Nachhinein etwas anderes ändern?
Ich glaube nicht. Ich bin zufrieden.
Brachte die kleinere Eisfläche in der Helios-Arena in den 19 Heimspielen wirklich den erhofften Vorteil?
Ja, die kleine Eisfläche kommt unserer aggressiven Spielweise entgegen.
Ein weiterer Faktor für mehr Heimstärke könnten die Zuschauer werden. Hat Schwenningen mit heimischen Fans größere Playoff-Chancen?
Auf jeden Fall. Wir haben überragende Fans. Unser Sport lebt von Leidenschaft und unsere Fans haben eine große Leidenschaft. Mit der kleinen Eisfläche und lauten Fans soll das Spiel in Schwenningen für die Gegner zum schwersten Auswärtsspiel der Saison werden.
In der kommenden Spielzeit wird es höchstwahrscheinlich in der Deutschen Eishockey-Liga wieder einen Absteiger geben. Spielt dieser Aspekt bei der Kaderplanung und der Saisonvorbereitung eine Rolle?
Nein. Aber die nächste Saison wird auf jeden Fall spannender und der Druck größer, und zwar für alle, auch für den Verein.
Die Wild Wings-Spieler Johannes Huß, Boaz Bassen und Daniel Pfaffengut wurden vom Bundestrainer für den ersten WM-Vorbereitungslehrgang nominiert. Was dachten Sie, als Sie von der Nominierung hörten?
Es freut uns natürlich. Der ganze Verein kann stolz sein. Allerdings wird es schwer für die drei, bei der WM in Lettland dabei zu sein. Die besten Chancen hat sicherlich Johannes Huß als Verteidiger.
Wie sehen die kommenden Wochen für Sie aus?
Zunächst einmal werde ich noch zwei Wochen in Schwenningen bleiben und Golf spielen. Dann gehe ich mit meiner Frau nach Köln. Ende Mai beginnt das Trockentraining. Da werde ich wieder in Schwenningen sein. Von Mitte Juni bis Mitte Juli gehe ich nach Schweden und am 26. Juli beginnt unsere offizielle Vorbereitung.