Eishockey: Genau die Hälfte der Saison 2022/23 in der Deutschen Eishockey Liga ist absolviert. Der 4:2-Sieg der Wild Wings zur Halbzeit in Wolfsburg am Dienstagabend war ihr 13. Erfolg in dieser Spielzeit und brachte sie zumindest vorübergehend auf einen Playoff-Rang. 15 Niederlagen stehen dem gegenüber, die letzte datiert vom 4. Dezember in Düsseldorf.
Schon vor der unglücklichen Niederlage in Düsseldorf präsentierten sich die Schwäne in einer stabilen Form. Die Länderspiel-Pause im November hat wohl kaum einem Team in der DEL so gut getan wie den Schwenningern. Siege und Niederlagen halten sich zwar mit jeweils fünf an der Zahl die Waage, doch konnte man den Wandel der Mannschaft bereits an den drei direkt nach der Pause verlorenen Partien erkennen.
Tatsächlich konnte man nach dem Deutschland Cup das erste Mal wieder ausgiebig trainieren, diese Trainingstage scheinen nun Früchte zu tragen. Die Mannschaft hat offenbar das Spielsystem von Cheftrainer Harold Kreis verinnerlicht. Die bereits funktionierenden Dinge wie Forechecking, Defensivverhalten wurden beibehalten oder gar noch gestärkt. Was zuvor nicht klappte, wie Spielaufbau und Scheiben zum Tor, wurde sukzessive deutlich verbessert.
Ein Symbol dieser Entwicklung ist Alexander Karachun. Seit der Nationalspieler am 17. November in Iserlohn sein Comeback feierte, wurden die Wild Wings immer besser. Der 27-jährige Stürmer brachte nicht nur jede Menge Energie mit, sondern machte auch seine Nebenleute besser. Allen voran Miks Indrasis, der nun endlich einen „verständnisvollen“ Mitspieler gefunden hat.
Bemerkenswert ist aber auch die Performance der Spink-Zwillinge. Tyson traf in den letzten acht Spielen gleich sieben Mal, steht mittlerweile bei 22 Scorerpunkten. Bruder Tylor folgt dicht auf mit 21 Zählern. Dazu gesellen sich die Top-Vorlagengeber Ville Lajunen (16) und Indrasis (15).
Die Verteidigung ist zwar nach wie vor das beste Stück des Kaders, 67 Gegentore sprechen eine klare Sprache. Gestützt wird diese durch den Extraklasse-Torhüter Joacim Eriksson und einen immer besser werdenden Marvin Cüpper. Die Schwenninger Nummer zwei zeigte in Wolfsburg, dass er sich nach seiner längeren Erkrankung auf dem Weg zu alter Form befindet. Eriksson weist ohnehin erneut die beste Fangquote der Liga auf.
Aber auch im Angriff hat man nun deutlich zugelegt, darf sich gar über ein positives Torverhältnis freuen. Übersehen sollte man dabei aber auch die Akteure nicht, die sich derzeit eher weniger in die Torschützenliste eintragen. Wie etwa Ken-André Olimb. Der Norweger steht durchschnittlich 19:41 Minuten pro Spiel auf dem Eis, zuletzt in Wolfsburg waren es knapp 25 Minuten. Olimb stellt sich somit maximal in den Dienst der Mannschaft, schob in den vergangenen zwei Spielen dazu Doppelschichten als Mittelstürmer.
Generell sind die Schwäne als Mannschaft maximal zusammengewachsen. „Der bedingungslose Einsatz meiner Mannschaft ist entscheidend“, konstatierte der Coach nach dem Sieg am Dienstag in der VW-Stadt nicht zum ersten Mal. Das Selbstvertrauen wächst mit jedem Erfolg. „Die Jungs investieren viel und arbeiten hart. Sie haben aber auch viel Spaß miteinander“, berichtet Harold Kreis.
Der Trainer ist selbstredend ein wichtiges Teil des jetzt passenden Puzzles. Das Interesse des Deutschen Eishockey Bundes, Kreis zum neuen Bundestrainer zu machen, ist verständlich, aus Schwenninger Sicht im Moment aber auch ein bisschen unangenehm. „Wir bleiben da erst einmal ruhig. Harry wird uns sofort informieren, wenn sich da etwas tut. Dann werden wir uns damit beschäftigen“, erklärt Schwenningens neuer Geschäftsführer Stefan Wagner.
Bleibt zu hoffen, dass diese Personalie in den kommenden Wochen keine unnötige Unruhe ins Team bringt. Die in Zukunft sicher wieder auftretenden Niederlagen werden ohnehin für eine gewisse Erschütterung des Selbstverständnisses der Wild Wings sorgen. Doch die Mannschaft wird zusammenhalten, wird ihren Weg gehen. Wo immer dieser auch hin führt, die Abstiegsplätze werden es nicht sein.