Eishockey: Es war viel drin in diesem Derby zwischen den Adlern aus Mannheim und den Wild Wings. Einerseits bot die Partie am Donnerstagabend besten Unterhaltungswert, andererseits dürften sich die Schwenninger nach der 2:3-Niederlage doch ein wenig geärgert haben. Doch zum Ärgern bleibt kaum Zeit, denn bereits am Sonntag (Beginn 14.30 Uhr) kommt es im Heimspiel gegen Red Bull München zum erneuten Duell mit einem Titelanwärter in der Deutschen Eishockey Liga.
Mannheim war im baden-württembergischen Derby als Favorit in die Partie gegangen, obwohl die Gäste aus dem Schwarzwald als Tabellenführer angereist waren. Zu gut und breit besetzt ist der Kader der Kurpfälzer trotz des Fehlens einigen Leistungsträgern. Cody Lampl, Andrew Desjardins und Sinan Akdag fielen mit Verletzungen aus. Neuzugang Craig Schira wurde positiv auf das Corona-Virus getestet und muss auf sein DEL-Debüt noch warten.
Was die Adler an diesem Abend aufs Eis brachten, sah dennoch wie ein absolutes Topteam aus. In ersten zehn Minuten schienen sie genau das beweisen zu wollen. Die Wild Wings kamen, wie auch schon bei den Auswärtsspielen in Ingolstadt, Augsburg und Nürnberg nur schwer in die Gänge. „Wir waren in den ersten zehn Minuten zu langsam“, meinte auch Schwenningens Boaz Bassen. Im Laufe der Partie aber wurde seine Mannschaft besser und besser und ließ sich auch von einem Zwei-Tore-Rückstand nicht beeindrucken. Youngster Bassen, der überhaupt eine prima Leistung zeigte, war es schließlich, der nach dem 0:2-Rückstand mit dem Anschlusstreffer seine Farben endgültig ins Spiel brachte.
Spätestens nach dem 2:1 war es ein Derby auf Augenhöhe mit viel Tempo, Kampf und Spannung. Die Gastgeber hatten zwar über weite Strecken mehr vom Spiel und waren auch in den Zweikämpfen etwas stärker. Doch die Schwäne zeigten erneut eine tolle Moral und erarbeiteten sich im Verlaufe genug Chancen, um zumindest einen Punkt mitzunehmen. „Es war ein verdienter Sieg für Mannheim, sie waren den einen Tick besser“, meinte SERC-Coach Niklas Sundblad. „Das hat diesmal nicht ganz gereicht gegen ein Topteam wie Mannheim. Aber wir haben nie aufgegeben und mit dem letzten Drittel war ich sehr zufrieden.“
Tatsächlich hatten die Gäste schon vor dem erneuten Anschlusstreffer durch Tyson Spink zum 3:2 einige Möglichkeiten, doch sie scheiterten entweder am ungenauen finalen Pass oder an Adler-Torhüter Dennis Endras. Die Chancenverwertung ist bei den Wild Wings sehr schwankend. Streckenweise sind sie äußerst effizient, Bassens Tor war an diesem Abend erst der zweite Abschlussversuch überhaupt. Dann aber wieder ließen die Schwenninger reihenweise gute Gelegenheiten liegen, so wie Jamie MacQueen 0,4 Sekunden vor dem Ende der Partie.
Gerade die Sturmreihe mit Jamie MacQueen, Darin Olver und Travis Turnbull tut sich noch schwer. Die nominell erste Angriffsformation strahlt bisher die wenigste Torgefahr von allen vier Schwenninger Sturmreihen aus. Vor allem Kreativspieler Olver hat seine Topform aus der Vorbereitung noch nicht wieder gefunden. Dafür aber leisten die drei „Oldies“ wertvolle Arbeit in der Defensive.
Besonders auffällig ist dabei MacQueen, der in der letzten Saison kaum einmal in der eigenen Defensivzone zu sehen war. Gegen Mannheim warf er sich aufopferungsvoll in einen Empty-Net-Versuch und eröffnete seinem Team damit überhaupt erst die Chance, noch zum Ausgleich zu kommen. Man hätte dem 32-jährigen Rückkehrer genau dieses 3:3 kurz vor der Sirene von Herzen gegönnt. „Wir hätten den Ausgleich verdient gehabt“, befand auch Stürmerkollege Marius Möchel nach dem Spiel. „Wir hatten genug Chancen. Manchmal muss man den Puck auch über die Linie kämpfen.“
Im Hinblick auf die anstehenden Aufgaben dürfte das eine der Lehren aus diesem sehr ansehnlichen Derby sein. Gegen den mehrfachen Meister aus München wird es sicherlich nicht einfacher. „Ihrem Spiel kommt die kleinere Eisfläche entgegen. Sie arbeiten mit zwei Forecheckern, die schon sehr früh drauf gehen“, warnt Trainer Niklas Sundblad sein Team vor den „Roten Bullen“.
München hat ebenfalls einen Topkader zur Verfügung, inzwischen noch verstärkt von den U20-Nationalspielern John-Jason Peterka und Justin Schütz. Eine kleine Schwäche haben die Oberbayern im Powerplay: Bislang steht erst ein (!) Überzahltor zu Buche.