Eishockey: Wieder einmal liegt ein Null-Punkte-Wochenende hinter den Wild Wings, wieder einmal läuft die Saison äußerst bescheiden. Die Schwenninger kommen seit ihrer Rückkehr in die DEL vor neun Jahren einfach nicht auf die Beine. Besonders die Niederlage zuletzt gegen Straubing hinterlässt einen faden Beigeschmack.

15 Heimspiele haben in der laufenden Saison in der Helios-Arena stattgefunden, darunter waren nur vier Siege, dafür aber etliche schlechte Auftritte. Am vergangenen Sonntagnachmittag war die Leistung der Wild Wings nicht nur auf dem Eis schwach. Was da an Ungereimtheiten zwischen Mannschaft und Verantwortlichen rund um die 3:5-Niederlage gegen die Straubing Tigers zu sehen und zu hören war, dürfte selbst in der sehr bewegten Schwenninger DEL-Geschichte einmalig sein.

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Natürlich lässt sich argumentieren, dass dem Team um Kapitän Travis Turnbull angesichts von 20 Niederlagen in 30 Spielen das Selbstvertrauen fehlt. Und ja, die Wild Wings sind auch vom Verletzungspech verfolgt. Dennoch offenbart die Mannschaft in der Summe zu viele, eklatante Schwächen. Ganz offensichtlich hat der Sturm zu wenig Durchschlagskraft. Es mangelt einem zu großen Teil der Offensivspieler an Torgefährlichkeit. 64 Treffer sind absoluter Negativ-Wert der Liga, selbst der Tabellenletzte aus Bietigheim hat bereits 78 Tore erzielt. In der Defensive passt es leidlich, aber auch hier ließ die Leistung zuletzt sichtbar nach. In den letzten sieben Spielen kassierten die Wild Wings 27 Gegentreffer. Dass man in der Gegentorstatistik in der DEL dennoch auf der siebten Position steht, ist zu einem ordentlichen Teil den starken Torhüterleistungen zu verdanken. Sowohl Joacim Eriksson, der am Wochenende aus familiären Gründen gefehlt hatte, als auch Marvin Cüpper weisen eine Fangquote von über 92 Prozent auf.

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Dieses sind die harten Fakten. Das Problem der Schwarzwälder liegt aber bei den sogenannten „weichen“ Faktoren und Fähigkeiten. „Wir haben sicher kein Gewinnerteam“, stellt Schwenningens Eishockey-Experte Matthias Hoppe klar. Zugleich vermisst der ehemalige Nationaltorhüter die Charakterköpfe in der Mannschaft. Auch sieht der 63-Jährige die Neuzugänge durchaus kritisch. „Kaum ein Neuer hat wirklich eingeschlagen. Zu viele Spieler verstecken sich zu oft. Wenn es spielerisch nicht reicht, muss ich es eben mit allen anderen Mitteln versuchen. Das heißt Kampf bis zum Ende und egal, wie es steht. Aber es fehlt oft die Körperspannung und die Aggressivität“, lautet Hoppes hartes Urteil über die Schwäne.

Eine Patentlösung hat der ehemalige Schlussmann auch nicht. Er weiß natürlich um das Dilemma, dass die Wild Wings mit Niklas Sundblad bereits einen Trainer freigestellt haben. „Christof Kreutzer und Steffen Ziesche sind engagiert und konnten die Mannschaft nach dem Trainerwechsel zunächst auch motivieren. Doch das ist schon wieder verpufft. Angesichts des möglichen Abstiegs sollte man meiner Meinung nach aber wirklich alles probieren und zur Not jetzt eben noch mal einen neuen Coach holen“, so Hoppe.

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Tatsächlich scheint sich auch Kreutzer mit der von ihm zusammengestellten Mannschaft zunehmend schwerzutun – und widerspricht dabei schon mal völlig überraschend seine eigenen Spielern. So geschehen am Sonntag nach der Partie gegen Straubing, als Kreutzer seinem Team attestierte, „nicht ganz so schlecht“ angefangen zu haben. Dabei stand es nach 12:41 Minuten bereits 0:3. Maximilian Adam, Torschütze und Verteidiger der Wild Wings, fand nach diesem Auftakt gänzlich andere Worte: „Das war das schlechteste Drittel, das ich je erlebt habe.“

Dabei hat der Tabellenvorletzte im Moment sogar noch Glück. Aufgrund der Corona-Verordnung sind in der Helios-Arena derzeit keine Zuschauer zugelassen. Man möchte sich nicht ausmalen, was die leidgeprüften Schwenninger Fans am vergangenen Sonntag veranstaltet hätten, wären sie in der Helios-Arena gewesen. In den einschlägigen Eishockey-Foren und auf den Social-Media-Plattformen geht derzeit hoch her.

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Dieser immer deutlicher zu vernehmende Unmut der Anhänger bleibt auch den Verantwortlichen der Wild Wings nicht verborgen. „Natürlich werden auch die Gesellschafter, Sponsoren und Partner unruhiger. Keiner ist zufrieden mit unserer Situation“, sagt Geschäftsführer Christoph Sandner. Dennoch ist der Ex-Profi weiterhin zuversichtlich, dass die Mannschaft die Kehrtwende schaffen kann, sieht aber eben diese auch in der Verantwortung. „Die Spieler müssen jetzt raus aus der Komfortzone. Jeder muss sich hinterfragen, ob er alles gibt. Gerade die Führungsspieler müssen mal aufstehen. Die Mannschaft ist einfach zu brav, muss frecher werden, an sich glauben und mit der nötigen Aggressivität zu Werke gehen“, erhöht der 50-Jährige den Druck auf das Team.

Diese Mahnung hatte der Bayer auch schon vor der Partie gegen Straubing ausgesprochen, musste sich nach dem 3:5 jedoch gefühlt haben wie im falschen Film. „Natürlich habe ich mich gewundert. Dem Team fehlt das Selbstvertrauen. Die Mannschaft ist im Moment in allen Bereichen in einer schwierigen Verfassung.“ Ein erneuter Trainerwechsel sei zwar im Moment kein Thema, man prüfe aber immer alle Optionen und schließe derzeit nichts aus, fügte Sandner an.