Eishockey: Große Hektik herrschte am Dienstagvormittag bei den Wild Wings. Laut einem Medienbericht sollen beim letzten Heimspiel der Schwenninger von rund 120 Gästen der Vip-Lounge die Hälfte nicht geimpft gewesen sein. „Das ist eine Frechheit. Da ist nullkommanix dran. Wir sind massiv verärgert über diese Meldung“, stellt Hendrik Kolbert gegenüber dem SÜDKURIER klar. Kolbert ist der Hygienebeauftragte beim Schwenninger DEL-Klub.
Kolbert versichert, dass am vergangenen Sonntag beim Heimspiel gegen die Eisbären Berlin keine Zuschauer in der Helios-Arena zugelassen waren. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten Medienvertreter. Dies bestätigt auch Matthias Hoppe: „Ich war der einzige Zuschauer im kompletten Oberrang der Helios-Arena“, sagte Schwenningens Torhüter-Legende, der für den SÜDKURIER nach jedem Heimspiel die Top 5 der Wild Wings kürt.
Eine Woche zuvor waren beim Heimspiel gegen die Bietigheim Steelers (28. November) noch Zuschauer im Schwenninger Stadion zugelassen. Beim Derby galt für die Zuschauer in der Helios-Arena die 2G-Plus-Regel. Kolbert betont, dass die Wild Wings auch bei dieser Partie nicht gegen die Corona-Verordnung verstoßen hätten: „Ins Stadion kamen lediglich Zuschauer, die als geimpft oder genesen galten. Dies wurde bei jedem Einzelnen elektronisch überprüft. Zudem musste jeder einen aktuellen Testnachweis vorweisen.“
Schwenningens Sportdirektor Christof Kreutzer kann über besagten Medienbericht ebenfalls nur den Kopf schütteln. „Mit fehlen die Worte. Es ist mir ein Rätsel, wo so etwas herkommt. Solch eine Meldung stellt den gesamten Klub infrage“, sagt der 54-Jährige.
Verwundert ist Kreutzer auch über das jüngste Gebaren einiger DEL-Klubs, Spiele zu verlegen. Vor allem Klubs aus Bayern verschieben ihre Heimspiele ins kommende Jahr. Der Grund könnte darin liegen, dass in Bayern aktuell keine Zuschauer ins Stadion dürfen. Mit diesem Trick müsste man nicht auf die Eintrittsgelder verzichten, da sie zu einem späteren Zeitpunkt fließen.
Dieser Welle an Spielverlegungen stehen die Wild Wings kritisch gegenüber. „Ich bin schon sehr verwundet, dass man in der DEL ohne Begründung einfach Spiele verlegen kann. In der Fußball-Bundesliga wäre das nicht möglich“, sagt Kreutzer. Seine Vermutung: „Es geht nicht um Corona, sondern um die Zuschauer-Einnahmen“, sagt der Sportdirektor und verweist auf einen weiteren Punkt: „Je später die Spiele in der Saison stattfinden, umso länger kann sich ein Klub mit Nachverpflichtungen Zeit lassen und somit eine Menge Geld sparen. Für mich ist das Wettbewerbsverzerrung.“ Wie Schwenningens Geschäftsführer Christoph Sandner versichert, sind aktuell keine Spielverlegungen der Wild Wings geplant. „Wir halten uns an den Terminplan. Da gibt es überhaupt keinen Platz, Spiele zu verlegen. Wer weiß, was aufgrund der Corona-Pandemie noch alles auf uns zukommt. Dann hätten wir hinten raus überhaupt keinen Spielraum mehr.“
Auch der DEL ist die jüngste Entwicklung nicht entgangen und will zumindest das Prozedere erschweren. „Wir werden Spielverlegungen künftig nicht mehr einfach zustimmen. Wer jetzt noch eine Verschiebung beantragt, muss schon triftige Gründe vorbringen“, sagt DEL-Sprecher Konstantin Krüger. Schließlich gebe es einen Rahmenterminkalender und einen Medienpartner, dessen Interessen es zu berücksichtigen gelte. Krüger: „Wir haben das auf dem Schirm und können verstehen, dass manche Klubs die jetzige Praxis nicht gut finden.“ Ein Hintertürchen gibt es allerdings noch: „Sollten sich zwei Klubs auf einen Tausch des Heimrechts einigen, ist das für uns weniger ein Problem“, sagt der DEL-Sprecher.
Ohnehin ist die Begrenzung der Zuschauer-Kapazität in den einzelnen Bundesländern ein heikles Thema. Während in Bayern keine Fans zugelassen sind, dürfen in Baden-Württemberg 750 Besucher in die Arenen. In Nordrhein-Westfalen wiederum dürfen die Hallen mit bis zu 5000 Zuschauern oder maximal 30 Prozent ausgelastet werden. Bereits hier klafft die Schere der Gleichbehandlung weit auseinander.