Herr Wagner, wie waren die ersten Wochen seit Ihrer Rückkehr zu den Wild Wings?
Schön. Insgesamt recht hektisch, denn es gab sehr viele Termine in allen Bereichen. Es gab auch viel Organisatorisches zu erledigen, denn meine Familie lebt in München und ich weitestgehend hier. Ich musste manche Wege wieder kennenlernen, die ich offensichtlich etwas anders in Erinnerung hatte (lacht). Es war betriebsam, es waren lange Tage. Aber bisher ist alles sehr, sehr gut.
Wie charakterisieren Sie bis dato die Mannschaft, für die Sie ja jetzt und in Zukunft verantwortlich sind?
Ich war am Anfang tatsächlich überrascht, wie gut die Stimmung im Team war. Damals standen wir ja noch weiter hinten. Es war und ist ein sehr positives Bild und hat sich weiter gefestigt. Ich sehe die Mannschaft da, wo sie vermutlich von Anfang an hingehört hätte, in den Top Ten. Welcher Platz es dann am Ende sein wird, hängt sicher von sehr unterschiedlichen Faktoren ab.
Waren Sie auch überrascht über die Leistungsfähigkeit?
Nein. Man erkundigt sich im Vorfeld bei Fachleuten. Es ist aber rund um jeden Sportverein üblich, dass Außenstehende oft ein etwas schlechteres Bild haben. Vielleicht ist es in Schwenningen sogar ein ganz kleines bisschen extremer. Die Mannschaft selbst wusste sehr wohl, was sie kann. Aus unterschiedlichen Gründen sie etwas später so zusammengefunden, wie sich die Trainer das vorgestellt hatten. Es ist zudem in der Liga so eng, dass man am Ende auch Zwölfter sein kann, wie man das an den Eisbären Berlin sieht.
Haben Sie in der Kürze der Zeit schon einige Punkte gefunden, die man verbessern sollte?
Ja, klar. Es ist natürlich nie alles schlecht, aber eben auch nicht alles super. Ich denke, ich wurde geholt, um meine Ideen wieder mit einzubringen. In meiner Position kann und werde ich das. Worum es dabei geht, werde ich aber nicht in der Öffentlichkeit sagen und vermute, dass Außenstehende auch nicht viel davon spüren werden.
Sehen Sie auch bereits Positionen in der Mannschaft, die verändert oder verbessert werden sollten?
Ja, sehe ich. Wir haben sehr viele Spieler bisher schon verlängert, aber wir werden nicht jeden Spieler behalten wollen oder können. Wir gehen jetzt die nächsten Puzzleteile an. Bisher bin ich mit dem Verlauf der Vertragsverhandlungen aber ganz zufrieden.
Will man oder wird man die elfte und letzte Importspieler-Lizenz noch vergeben?
Derzeit ist es nicht so, dass wir unbedingt jemanden brauchen. Wie immer gilt aber: Wenn uns der richtige über den Weg läuft, der auch die Mannschaft nicht zu sehr durcheinander bringt, würden wir nachdenken. Wir suchen nicht aktiv, aber ich sage jedem Spielerberater, er kann und soll mir alles anbieten.
Aktiv suchen müssen Sie aber nach dem nun offiziell bekannten Wechsel von Cheftrainer Harold Kreis zum Deutschen Eishockey Bund zum Ende dieser Saison nach einem neuen Coach. Wie ist der Stand?
Wir haben die letzten Wochen viele Gespräche geführt, haben Stand jetzt noch keinen Trainer für nächste Saison. Das haben aber etliche DEL-Klubs, insofern bin ich da sehr entspannt. Ich habe tatsächlich mehrere Ideen im Kopf. Wir sind auf einem ganz guten Weg, haben aber weder ein Zeitfenster, noch Druck.
Wie soll oder muss denn der neue Trainer sein?
Ich würde einfach erst einmal nichts ausschließen, keine Nationalität und kein Alter. Harry Kreis hat die Latte natürlich sehr hoch gelegt. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch in Zukunft einen sehr guten Trainer habe werden. Über die Ideen dazu oder Personen rede ich nur intern. Was ich aber zunächst bei den Gesprächen gerne mache, ist, mit dem jetzigen Kader rauszugehen. Der neue Trainer muss ja mit diesem Team arbeiten wollen. Wenn der Wunschkandidat am Ende von dieser Mannschaft wieder sieben Spieler rausschmeißen möchte, haben wir auch nichts davon. Ich will mich aber so wenig wie möglich einschränken, was das Anforderungsprofil angeht.
Welche generelle sportliche Ausrichtung stellen Sie sich für die Wild Wings in Zukunft vor?
Grundsätzlich will jeder Eishockeyprofi erst einmal offensiv oder eben „Hurra-Eishockey“ spielen und viele Tore schießen. Wenn man dann aber immer 6:7 verliert, macht das auch keinen Sinn. Das Grundkonzept soll kämpferisch und offensiv sein, was auch zur kleineren Eisfläche passt. Ohne eine fundierte Defensive geht es aber auch nicht. Insgesamt denke ich Richtung Nordamerikaner und Schweden, aber wir schließen auch hier grundsätzlich keine Nationalität aus.
Wie haben Sie sich denn selbst als Manager in den vergangenen Jahren entwickelt?
Ich bin zehn Jahre älter geworden (lacht). Ich hoffe, dass ich immer noch ganz umgänglich bin. Ich bin sicher etwas ruhiger geworden und erfahrener. Ich habe das große Glück, dass ich auf alle meine Stationen positiv zurückblicken kann und überall etwas mitgenommen habe. Ich hoffe, dass ich gerade auch die Erfahrungen, die ich beim größten Sportkonzern in Europa gemacht habe, nutzen kann. Ich denke, ich habe mich insgesamt in die richtige Richtung entwickelt.
Was haben Sie konkret aus Salzburg mitgenommen, was Sie auf die Wild Wings übertragen können?
Einiges. Als Beispiel nenne ich mal die technischen Möglichkeiten, die bei Red Bull einfach viel besser waren als bei allen anderen. Dazu hat man dort andere Athleten getroffen, aus der Formel 1 oder vom Ski alpin. Das eröffnet andere Perspektiven. Die gewonnene Erfahrung hat mir gezeigt, dass man gut beraten ist, immer erst einmal eine sachliche Analyse zu machen und nicht aus der Emotion heraus zu entscheiden. In Schwenningen wurde in den letzten Jahren oft alles immer wieder geändert, obwohl es von außen betrachtet gar nicht alles so schlecht schien. Es ist gut, sich erst einmal zurückzuziehen, zu überlegen und dann versucht, sachlich zu entscheiden.
Was ist Ihre Vision von den Wild Wings für die Zukunft?
Ziel sollte sein, dass man dauerhaft mit dem Abstieg nichts zu tun hat. Das ist leicht gesagt, aber es kann und wird sicher auch mal Ausreißer nach unten geben. Ich hoffe, auch nach oben. Unser internes Ziel sollte die Region sein, in der wir jetzt stehen, mit dem Blick nach oben. Das wäre auch ruhigeres Fahrwasser.