Kann ein Angebot, das explizit Deutschland-Ticket heißt, auch in Bussen und Bahnen in der Schweiz gelten?
Ja! Zum einen wird das 49-Euro-Ticket auch auf einigen Schweizer Streckenabschnitten gelten, wie dieser Überblick zeigt. Zum anderen gibt es aber auch die Möglichkeit, dass Verkehrsverbünde gemeinsam mit Anbietern jenseits der Grenze ein erweitertes Ticket anbieten.
Darauf macht auch das Verkehrsministerium Baden-Württemberg in einer Antwort auf eine Anfrage unter anderem vom Waldshuter Landtagsabgeordneten Niklas Nüssle (Grüne) aufmerksam. Hierbei ging es um die Kombiangebote die schon existieren – der Verkehrsverbund Hegau-Bodensee (VHB), der Waldshuter Tarifverbund (WTV) und der Regio Verkehrsverbund Lörrach (RVL) haben schon jetzt Abokarten, die auch Tarifzonen in den jeweils angrenzenden Schweizer Kantonen abdecken.
Das Verkehrsministerium erklärt, nun „können die Verbünde prüfen, das Deutschlandticket in die bestehenden Kombiangebote zu integrieren.“
Kein Deutschlandticket-Plus
Wird es also bald ein Deutschlandticket-Plus geben, das etwa der VHB um Schaffhausen oder den Thurgau erweitert, oder ein an das Hochrhein-Ticket angelehnte Angebot des WTV? Kurzum: Nein. Weder diese beide Verbünde noch der RVL planen das. Am deutlichsten drückt es RVL-Geschäftsführer Frank Bärnighausen aus: „Die Finanzierung des Deutschlandtickets ist so schon auf Kante genäht, da ist die Ausdehnung auf ein höherpreisiges Schweizer Tarifgebiet utopisch.“
Auch WTV-Geschäftsstellenleiter Sebastian Nieselt und VHB-Geschäftsführer Ralf Bendl nennen finanzielle Fragen und technische Probleme wegen der rein digitalen Verfügbarkeit des Tickets als Hinderungsgründe.
Beim VHB sieht man wegen der Gültigkeit des normalen Deutschlandtickets auf der Strecke Singen-Schaffhausen und weiter nach Erzingen nur begrenzten Bedarf. Den schätzt man auch beim WTV ab, da auch das aktuelle grenzüberschreitende Hochrhein-Ticket laut Nieselt nur rund 200 Abonnenten hat.
Doch wie können Grenzpendler nun planen und wie sogar sparen? Das unterscheidet sich zwischen den Verbünden stark. Angeboten werden alle grenzüberschreitenden Angebote derweil weiterhin, Pendler haben also die Wahl.
- WTV: Ein Hochrheinticket Midi kostet im Jahresabo mit dem kompletten WTV-Netz und fünf Zonen im angrenzenden Verbund (A-Welle) 145 Euro pro Monat. Ab Mai könnten Pendler das ersetzen durch ein 49-Euro-Ticket plus ein Fünf-Zonen-Abo in der A-Welle, was monatlich mit 145 Euro zu Buche schlägt, insgesamt also 194 Euro. Wer also vom weiter angebotenen Hochrheinticket umsteigen will, bezahlt 39 Euro mehr, kann dafür aber auch den Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen.
- VHB: Beim VHB wird es teilweise sogar günstiger: Kostet ein Abo für das komplette VHB-Netz und fünf Ostwind-Zonen derzeit 204 Euro im Monat, kommen 49-Euro-Ticket und Fünf-Zonen-Ostwind-Jahreskarte pro Monat zusammen nur auf 186 Euro. Je weniger VHB-Zonen man gewählt hat, desto geringer wird die Ersparnis, bei zwei Zonen oder nur der Zone Konstanz sind 49-Euro-Ticket und Ostwind-Jahreskarte in Summe teilweise leicht teurer als das bisherige Angebot. Wer freilich nur nach Schaffhausen pendeln will, kann auf eine Schweizer Jahreskarte verzichten und nur das 49-Euro-Ticket nehmen, da die Strecke Singen-Schaffhausen darin enthalten sein wird.
- RVL: Eine Monatskarte für die kompletten Netze von RVL und den Tarifverbund Nordschweiz (TNW) kostet im Jahresabo derzeit rund 103 Euro. Ein Jahresabo nur für den TNW kostet für nicht im Tarifgebiet wohnende Menschen 88 Euro, macht plus 49-Euro-Ticket 138 Euro, also 35 Euro mehr, wenn man durch ganz Deutschland fahren will. Konkurrenzlos günstig ist mit 62 Euro im Monat derweil das „meinRVL Abo“, das neben dem gesamten RVL-Netz auch die für Grenzgänger wichtigen TNW-Tarifzonen in Basel und Rheinfelden einschließt.