Aus Stahl, Styropor, Holz und Fassadenputz entstehen so einzelne, bis zu 2100 Kilogramm schwere Stücke, die teilweise geschwungen, wellenförmig, oder auch faltig wirken sollen, wenn sie dann auf der Seebühne wieder einem Puzzle gleich zusammengesetzt werden.

„Die besondere Herausforderung ist, das Blatt Papier leicht, nahezu schwerelos wirken und scheinbar auf dem Wasser schwimmen zu lassen, obwohl es tatsächlich rund 300 Tonnen wiegt“, erklärt Wolfgang Urstadt, Technikdirektor der Bregenzer Festspiele anlässlich der ersten Vorstellung des neuen Bühnenbildes.

Schon in der kommenden Woche sollen die einzelnen Teile dann mit Hilfe von Schwertransportern zur Bühne gebracht werden und dort auf eine 23 Meter hohe Stahlkonstruktion montiert werden. Bis das Papierbild komplett zusammengebaut ist, wird es nach Angaben der Festspiele voraussichtlich zwei Monate dauern.

Außerdem soll das Papier, das die Größe von annährend zwei Fussballfeldern haben wird, noch bemalt werden. Wie allerdings, bleibt noch ein Geheimnis. „Wir haben ohnehin schon zu viel verraten. Es wird ganz anders als Rigoletto und das Blatt sehe ich als Spiegel der Seele“, so Festspielintendantin Elisabeth Sobotka. Kosten lassen sich die Festspiele das neue Bühnenbild für die kommenden zwei Jahre rund sieben Millionen Euro.

Ein großes Blatt Papier wird in den kommenden zwei Jahren das zentrale Bühnenbildelement der Bregenzer Festspiele sein. Derzeit wird das ...
Ein großes Blatt Papier wird in den kommenden zwei Jahren das zentrale Bühnenbildelement der Bregenzer Festspiele sein. Derzeit wird das 1300 Quadratmeter große Papierblatt in drei Hallen gebaut. | Bild: Susanne Hogl

In dem überdimensionalen Blatt Papier werden 47 Lautsprecher verbaut und Teile des Bühnenbildes von Michael Levine sollen auch begehbar sein. „Es soll leicht wirken, muss aber sehr stabil sein“, erklärt Sobotka weiter.

Wie viel Vorstellungskraft bei der Entstehung eines so gewaltigen Bühnenbildes notwendig ist, kann am besten Kascheur Frank Schulze erklären: „Ich gehe ganz viel spazieren, da ich bei Bühnenbildern immer sehen muss, wie es auf die Weite wirkt. Die Entfernung ist ganz wichtig und Sonne und Licht spielen gerade am See auch eine große Rolle.“

Papier, wohin das Auge blickt: In den Werkstätten der Bregenzer Festspiele ist zurzeit viel Rascheln zu hören.
Papier, wohin das Auge blickt: In den Werkstätten der Bregenzer Festspiele ist zurzeit viel Rascheln zu hören. | Bild: Susanne Hogl

Was neben dem zentralen Bühnenelement, dem gewaltigen Blatt Papier noch Teil der Inszenierung sein wird, darüber darf noch spekuliert werden: Möglicherweise tauchen Elemente des „Madame Butterfly“ Werbemotivs, bestehend aus Papierbooten, amerikanischer Flagge und japanischer Malerei auf, sicher ist aber, dass es noch unerwartete überraschende Elemente geben wird, dafür sind die Inszenierungen auf der Seebühne bekannt. „Es wird jedoch keine große Bewegung im Bühnenbild sein. ‚Madame Butterfly‘ ist ja eher ein Kammerstück mit wenigen Personen und viel Emotionen“, so Elisabeth Sobotka.

Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele gewährte jetzt gemeinsam mit ihrem Team erste Einblicke auf das neue Bühnenbild ...
Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele gewährte jetzt gemeinsam mit ihrem Team erste Einblicke auf das neue Bühnenbild für Puccinis „Madame Butterfly“. | Bild: Susanne Hogl

Die Puccini-Oper „Madame Butterfly“ wird übrigens erstmals auf der Seebühne gespielt und hat am 20. Juli 2022 Premiere. Die Geschichte der unglücklichen Liebe zwischen der Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly und dem amerikanischen Marineoffizier Pinkerton wird insgesamt an 26 Abenden aufgeführt. Für die kommende Saison sind derzeit die Hälfte der 189.000 Sitzplätze gebucht.