In seiner Heimat im Schwarzwald wird die Karriere von Georg Gänswein bis heute intensiv verfolgt. In Riedern am Wald im Kreis Waldshut sind die Menschen stolz auf den gewandten Titularerzbischof. Der nach außen nur mühsam verschleierte Knick dieser glänzenden Laufbahn wird die Begeisterung nicht dämpfen. Der Monsignore hat in Rom für viele Vereine aus Baden jene Türen geöffnet, die sonst verschlossen geblieben wären. Dass sein Einfluss mit der Wahl eines Südamerikaners enorm geschwunden ist, hat die wenigsten beeindruckt. Gänswein blieb der Badener im Vatikan, dem man noch Großes zutraute. Bis gestern jedenfalls.

Das könnte Sie auch interessieren
Hochamt in Waldshut: Beim Gottesdienst zur 550. Chilbi predigte Georg Gänswein, neben ihm Pfarrer Ulrich Sickinger.
Hochamt in Waldshut: Beim Gottesdienst zur 550. Chilbi predigte Georg Gänswein, neben ihm Pfarrer Ulrich Sickinger. | Bild: Schlichter, Juliane

Seine Beliebtheit verdankt sich seiner Beständigkeit. Jedes Jahr im Sommer kehrt er für einige Tage nach Riedern am Wald zurück. Dort steht das Elternhaus mit den prägnanten Fenstergittern, die aus der Hand seines verstorbenen Vaters Albert, einem Kunstschmied, stammen. Auch nach dem Tod der Eltern hält er den Kontakt. Im Hochsommer feiert er in der alten Propsteikirche des Ortes die heilige Messe. Beim Chilbi-Jubiläum im Juli 2018 sprach er als Hauptzelebrant. Die Menschen schätzen seine klare Ausdrucksweise, sein konservatives Profil und erfreuen sich an dem Glanz, den er aus dem Vatikan mitbringt. 

In Freiburg sehen ihn viele durchaus kritisch

Nicht alle schätzen die römischen Maßstäbe, die Gänswein anlegt. Viele seiner priesterlichen Kollegen im Erzbistum sehen ihn deutlich kritisch. Die Jahre in Rom haben nicht nur die räumliche Distanz vergrößert, sondern auch die Entfernung in praktischen Fragen. Die meisten liberal geprägten Theologen in Baden können sich mit Gänsweins Ansichten nicht anfreunden. Kirchenpolitisch steht er inzwischen den konservativen Bischöfen in Bayern näher.

Auch den 25. Jahrestag seiner Priesterweihe feierte Georg Gänswein in seiner Heimat in Riedern am Wald.
Auch den 25. Jahrestag seiner Priesterweihe feierte Georg Gänswein in seiner Heimat in Riedern am Wald. | Bild: Patrick Seeger

Bei Bischofswahlen in Freiburg kam immer wieder sein Name ins Spiel. Er ist von außen eingeworfen. Die Kenner der Materie sowie das Domkapitel, das einzig den neuen Bischof wählt, winken ab. Sie verweisen darauf, dass Gänswein in einer Kapitelswahl kaum die Mehrheit erringen würde. Der Wunsch, dass der bekannteste badische Priester nach Baden-Württemberg zurückkäme, ist in diesen Kreisen doch sehr verhalten.

Der ewige Sekretär

Dem Freiburger Münster ist er bis heute verbunden. Als Ehrendomherr gehört er zum Domklerus. Bei einem Freiburger Erzbischof begann seine Laufbahn: 1994 holte ihn Oskar Saier als Sekretär an seine Seite. Ein Jahr später bereits wechselte er, überraschend bald, nach Rom. Seitdem diente er erst als Sekretär von zwei Kardinälen, dann eines Papstes. Bis heute.