Sämtliche Sitzplätze in der Eingangshalle sind frei. Die Bar in der Mitte des Foyers ist geschlossen. Auch das kleine Café auf dem Weg in Richtung Besucherterasse und das Restaurant bleiben zu. Wo früher zumindest immer wieder Trubel war, herrscht nun gespenstische Stille.

Nur die wichtigsten Lichter sind an, und das sind nicht viele. Es ist dunkel am Bodensee-Airport in Friedrichshafen. Und es ist still: an diesem Mittag und eigentlich schon seit vielen Wochen. Seit Corona den Alltag bestimmt, starten oder landen hier kaum noch Flugzeuge. Und wenn, so sind es häufig Privatmaschinen.
Im Eingangsbereich wird die Stille durch das Surren der Lüftung gefüllt. Eine Putzfrau trottet mit kleinen, schweren Schritten den Gang entlang. Ein Lappen fällt von ihrem vollgeladenen Wagen. Putzutensilien aller Art stapeln sich darauf.
Gemächlich bückt sich die kleine Frau und hebt den Lappen auf. Sie grüßt und setzt ihren Weg fort. Die Putzkraft ist heute vermutlich eine der wenigen mit einem Ziel am Airport: sauber machen.
Wer sich fragt, wann denn überhaupt ein Flieger von Friedrichshafen aus startet, der kann sich zumindest nicht an der Airport-Information schlau machen. Denn die ist geschlossen. So wie so ziemlich alle anderen Schalter ebenfalls. Einzig zwei Mietwagen-Informationen sind besetzt.

Eine davon ist die Avis-Autovermietung. Agenturinhaber Mathias Steinhauser sitzt selbst an der Theke, neben ihm eine Mitarbeiterin. „Es ist sehr, sehr ruhig geworden“, sagt Steinhauser. Er erzählt, dass er den Trubel und die Menschen vermisst. „Momentan gleicht der Flughafen einem Friedhof. Und er kann nur durch Fluggäste wieder zum Leben erweckt werden.“

Obwohl der Reiseverkehr derzeit nicht zur Arbeit von Steinhauser gehört, ist er fast täglich am Bodensee-Airport. „Wir nutzen den Standort für unsere alltägliche Arbeit“, sagt der Agenturinhaber. Für Steinhauser waren die vergangenen Monate nicht einfach. Zwei seiner drei Angestellten sind in Kurzarbeit.
Eigentlich ist er auf die Geschäftsreisenden angewiesen. Besonders die Gäste aus Frankfurt und Düsseldorf gehören normalerweise zu Steinhausers Stammkunden. Auch die ausgefallenen Messen dieses Jahr machen ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Momentan leben wir vor allen von den großen Häfler Unternehmen wie ZF und MTU, die weiterhin bei uns ihre Autos mieten“, erzählt der Mann. Ein wenig haben er und seine Mitarbeiter also doch zu tun. Aber es halte sich in Grenzen. „Ohne Kurzarbeit wäre es schwierig“, gibt Steinhauser zu.
Er wird von einer Durchsage des Airports unterbrochen. „Achtung bitte: Sicherheitshinweis. Lassen Sie Ihr Gepäck bitte nicht unbeaufsichtigt stehen“, tönt es aus den Lautsprechern im Foyer. An wen sich die Durchsage wohl richtet? Denn bis auf Steinhauser, seine Kollegin, zwei Damen am Reisebüro-Schalter und die Putzfrau befindet sich niemand in der Halle.
Bevor das Brummen der Lüftung wieder die Stille bestimmt, ertönt die nächste Durchsage. Eine freundliche Damenstimme weist auf das Rauchverbot in der Flugzeughalle hin. Hinter dem Schalter des Alltours-Reisebüros sitzt Verena Gropper und schmunzelt. „Ich höre die Durchsagen schon gar nicht mehr, so oft wie die kommen“, sagt sie.
Für Gropper ist die Stille am Bodensee-Airport ungewohnt. Sie findet: „Es ist bedrückend, wenn man jeden Tag in die leere Halle schaut.“ Dennoch sei die Mitarbeiterin des Reisebüros „voller Hoffnung“, dass bald wieder so viel los ist wie vor der Corona-Krise. Dass die Menschen sich in einer Schlange vor ihrem Schalter reihen und sie mit Fragen löchern. Dass das Geräusch der Lüftung nicht mehr zu hören ist, weil die Fluggäste angeregt miteinander sprechen. Dass die Lichter alle brennen und die Dunkelheit verschwindet. Dass der Flughafen wieder zum Leben erwacht.