Von der gesperrten Uferpromenade bis zum Weihwasserspender: Der SÜDKURIER zeigt Bilder aus sechs Monaten Corona-Krise in der Region
Mitte März war klar, dass sich auch die Bundesrepublik wegen der Corona-Pandemie einschränken wird. Ab 17. März mussten Bildungs- und Kultureinrichtungen schließen, kurz darauf schlossen Handel, Betriebe und Gastronomie. Deutschland war im Lockdown und kam erst langsam wieder heraus. Hier finden Sie alltägliche, aber auch außergewöhnliche Bilder der Corona-Krise.
Bild: Stefan Hilser, Holger Kleinstück, Hanspeter Walter, Jürgen Gundelsweiler, Mardiros Tavit
Die Bilder stammen aus den vergangenen sechs Monaten. Aufgenommen wurden sie in Überlingen, Uhldingen-Mühlhofen, Salem, Meersburg und an weiteren Orten. Verschiedene Fotografen hatten ihre Finger an den Auslösern ihrer Kameras. Zu sehen sind Zeugnisse der Corona-Krise. Etwa von der zeitweisen Ufersperrung in Überlingen, vom Homeschooling und der Pflicht, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen.
Menschen werden in der Krise kreativ
Dokumentiert ist aber auch die Kreativität der Menschen. Zum Beispiel bei den 1:1-Concerts in Salem, wo ein Profimusiker immer zehn Minuten lang für nur einen Konzertbesucher spielte. Offenbart wird ebenfalls die Angst verschiedener Gruppen, mehr vor den möglichen Auswirkungen der Hygiene- und Abstandsregeln gegen das Coronavirus als vor der Krankheit Covid-19, die von dem Virus ausgelöst werden kann. Die Fotos zeichnen insgesamt den Weg in einen neuen Alltag in der Pandemie nach.
Absperrungen an beliebten Plätzen
Fahrradfahrer aus der Region unternehmen gern einen Ausflug an die Überlinger Uferpromenade. Coronabedingt wurde sie mehrere Male gesperrt. Hier ein Bild aus dem April 2020.
| Bild: Hilser, Stefan
Gesperrt, zum Schutz vor einer Ausbreitung von Corona. Um Ostern herum wäre der Wohnmobilstellplatz am Härlen, unterhalb von Überlingen-Aufkirch gelegen, eigentlich gut frequentiert gewesen. Die Corona-Verordnung des Landes untersagte allerdings zu jener Zeit Campingurlaub. Erst ab 18. Mai durften Gastronomie im Außen- und Innenbereich sowie Ferienwohnungen und Campingplätze wieder schrittweise öffnen.
| Bild: Hilser, Stefan
Statt Chor und Publikum zu Zeiten der Chorona-Pandemie: Eine kleine Gruppe um Müsterkantorin Melanie Jäger-Waldau gestaltete den Gottesdienst zur Osternacht im Nikolausmünster, den der SWR live übertrug. Hier ein Bild von der Generalprobe.
| Bild: Hilser, Stefan
Coronabedingt wurde die 1. Schwedenprozession des Jahres 2020 unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten und auf Youtube in die heimischen Wohnzimmer übertragen. In der Produktion von Heiko Grebing wurden immer wieder Detailaufnahmen aus dem Nikolausmünster eingeblendet, die dem Betrachter sonst eher verborgen bleiben.
| Bild: Hilser, Stefan
Von jetzt auf gleich neuer Schulalltag
Unterricht zu Hause am Esszimmertisch: Die beiden Freunde und Klassenkameraden Samuel und Jaspar bildeten ein Tandem und arbeiteten gemeinsam den Stoff durch, den sie von ihren Lehrern zugeschickt bekamen. Diese Aufnahme entstand im März, als noch nicht klar war, wann und unter welchen Bedingungen die Schüler in ihre Klassenzimmer zurückkehren können.
| Bild: Hilser, Stefan
Rund eineinhalb Monate später: Hausmeister Manfred Lohr und Schulleiterin Karin Broszat begrüßten die Schüler der Realschule Überlingen am Eingang mit den Worten: Ihr seid mit Abstand die Besten! Herzlich Willkommen zurück! An den Alltag vor der Pandemie ist aber auch im neuen Schuljahr, das diese Woche begann, nicht zu denken.
| Bild: Realschule Überlingen
Nicht nur in Betrieben wurde auf Videokonferenzen anstatt Präsenz umgestellt. Hier unterrichtete Fabian Koch, Leiter der Musikschule Uhldingen-Mühlhofen in Elternzeitvertretung, die Drittklässerin Sophie am Tenorhorn per Computer.
| Bild: Kleinstück, Holger
Gemeinderatsmitglieder auf Abstand
Herbert Dreiseitl in der Gemeinderatssitzung, in der coronabedingt eine Verschiebung der Landesgartenschau auf 2020 besprochen wurde. Die Zuschauer mussten Maske tragen, Dreiseitl setzte sie hier nur fürs Foto auf.
| Bild: Hilser, Stefan
Die Sitzordnung im Saal war unter den Überlinger Räten so gestaltet, dass sie genügend Abstand zueinander halten konnten.
| Bild: Hilser, Stefan
Ebenfalls in der Gemeindeverwaltung Salem galt und gilt: Abstand halten. Auf der Aufnahme noch im alten Rathaus in Neufrach. Die Verwaltung ist ab Mitte April ins neue Rathaus in Mimmenhausen gezogen.
| Bild: Peter Schober
Die Überlinger wurden schnell kreativ, was die Maskenpflicht betraf. Hier eine Mund-Nasen-Maske in der Hänsele-Edition.
| Bild: Timm Lechler
Almir Talic genoss hier sein Bier durchs Maulkörble. Dabei handelt es sich um die Mund-Nasen-Maske aus dem Galgenhölzle in Überlingen.
| Bild: Jürgen Gundelsweiler
Wo es geboten ist, trägt auch Bodenseeweinprinzessin Lea Saible bei ihren Terminen einen Mund- und Nasenschutz. Sie bleibt aufgrund der Corona-Pandemie ein weiteres Jahr im Amt.
| Bild: Sylvia Floetemeyer
Wie kann Kirche in Zeiten von Hygiene- und Abstandsregeln funktionieren? Leonidas und Riccardo Doster, hier mit Pfarrerin Sigrid Süss-Egervari, sowie Mats Fischer feierten in Meersburg als erste Gruppe die Konfirmation unter freiem Himmel.
| Bild: Lorna Komm
Kirche einfallsreich: In der Basilika Birnau gab es den wohl ersten kontaktlosen Desinfektionsmittelspender Deutschlands. Barbara Koch vom Sekretariat der Wallfahrtskirche demonstrierte bei einem Besuch, wie man den Weihwasser-Spender mit dem Ellbogen bedient.
| Bild: Kleinstück, Holger
Der muslimische Gottesdienst an der Moschee in Altbirnau zum Ende des Fastenmonats Ramadan fand teils im Freien statt. Wegen des Corona-Virus wurden Sicherheitsmaßnahmen wie das Tragen von Mund-Nasen-Masken ergriffen.
| Bild: Mardiros Tavit
Bürgermeisterwahl in Uhldingen-Mühlhofen
Am 22. März wurde in Uhldingen-Mühlhofen ein neuer Bürgermeister gewählt. Doch wie in Zeiten einer Pandemie Wahlkampf betreiben, geschweige denn wählen? Der SÜDKURIER verlegte seine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten in den Welterbesaal. Von dort wurde die Diskussion ins Internet übertragen. Hier sind Stefan Burgenmeister (links) und Nico Butcher von der Firma B-Light Veranstaltungen zu sehen, die sicherstellten, dass der Livestream funktioniert.
| Bild: Ambrosius, Andreas
Die meisten Stimmen der Wähler, die entweder die Briefwahl nutzten oder unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen im Wahllokal ihre Stimmen abgaben, erhielt gleich im ersten Wahlgang Dominik Männle. Im Bild ist er nach seiner Vereidigung zu sehen. Nach dem offiziellen Teil fanden unter Corona-Auflagen vereinzelt Gespräche statt, wie hier zwischen Dominik Männle und Karl-Heinz Weber, Bürgermeister in Uhldingen-Mühlhofen von 1972 bis 1996.
| Bild: Kleinstück, Holger
Singen gegen die Einsamkeit
Den Menschen fehlten schnell die Kontakte und die Kultur. Auf diesem Foto ist ein Treffen am Senioren- und Pflegewohnheim Schauinsland zu sehen. Gemeinsam wurde gegen die Corona-Einsamkeit angesungen.
| Bild: Senioren- und Pflegewohnheim Schauinsland
Kultureinrichtungen und Künstler beweisen Kreativität
Die Alte Fabrik in Mühlhofen gehört zu den Kulturbetrieben, die von der Corona-Krise gebeutelt sind. Erst setzten die Macher ein Autokino am Welterbesaal in Uhldingen-Mühlhofen um, dann ein Open-Air-Konzept an der Alten Fabrik.
| Bild: Jäckle, Reiner
In Salem gab es im Juli 1:1 Concerts der Stuttgarter Staatsoper und der Südwestdeutschen Philharmonie aus Konstanz. Immer nur ein Musiker und ein Zuhörer sowie zehn Minuten Spielzeit.
| Bild: Mardiros Tavit
Birnau-Maler Norbert Sand verlagerte seine Kunstkurse ins Internet. Vom heimischen Garten übertrug er ins Netz.
| Bild: Mardiros Tavit
Insbesondere kleinere Museen mussten sich fragen: Wie können wir die Corona-Maßnahmen bei engen Platzverhältnissen umsetzen? Der Kassenbereich wurde in der Regel mit Plexiglasscheiben ausgestattet. Hier ist das Hagnauer Museum zu sehen, mit Bärbel Gotterbarm und Karin Dimmeler hinter der Theke. Auf dieser natürlich: eine Flasche Desinfektionsmittel für die Hände.
| Bild: Uwe Petersen
Helga Miethke versuchte im Hagnauer Museum ihrer Figur scherzhaft eine Mund-Nasen-Maske vorzuhalten, aber der Mann ist dafür zu groß geraten.
| Bild: Uwe Petersen
Neue Regeln für Affenberg-Besucher
Am Affenberg in Salem gelten ebenfalls neue Regeln. Aus Infektionsschutzgründen dürfen die Berberaffen nicht mehr mit Popcorn gefüttert werden. Denn die Menschen könnten die Affen mit dem Coronavirus anstecken. Davon gehen die Biologen aus. Außerdem gilt eine Maskenpflicht. Hier sind Cedric (links) und Kieran zu sehen. Anstatt Kontakt zu den Tieren steht nun das Betrachten im Mittelpunkt.
| Bild: Mardiros Tavit
Auch das gehört zum neuen Alltag: Anfang Mai demonstrierten erstmals mehr als 400 Menschen auf der Überlinger Hofstatt gegen die Corona-Regeln. Danach wurden die Kundgebungen des Demokratischen Widerstands Überlingen ans Bildungszentrum in Salem verlegt. Auf der Internetseite der Gruppe ist zu lesen, dass man „nach sieben Kundgebungen mit sicherlich über 2000 Besuchern“ andere Protestformen ausprobieren möchte.
| Bild: Hanspeter Walter
Erinnerungen an das Grundrecht und markige Worte gehörten zur Ausstattung der Demonstranten.
| Bild: Hanspeter Walter
Meersburger Verwaltung teilt Liegewiese ein
Die Badesaison am Bodensee geht allmählich zu Ende. Vielerorts taten sich die Badegäste schwer damit, Abstand zueinander zu halten. Doch nicht in Meersburg. Denn der Bauhof teilte die Liegewiese einfach in Quadrate ein. Die Stadtverwaltung schaffte es mit dem Konzept bundesweit in die Medien.
| Bild: Gerhard Plessing
Als einer der ersten Vereine hielt der FC Rot-Weiß Salem wieder eine Hauptversammlung ab, mit vorheriger Anmeldung und viel Abstand im Schlossseestadion.
| Bild: Peter Schober
Blutspenden nach vorheriger Anmeldung
Blutspende in der Graf-Burchard-Halle in Frickingen. Krankenschwester Marianne Hertrich (links) bereitete die Blutentnahme bei Simone Pflug vor. Rechts Johann Thum vom DRK Salemertal. Bei den Spenden gelten inzwischen noch strengere Maßnahmen als vor der Corona-Pandemie: Bereits am Eingang wird Fieber gemessen, es gilt Maskenpflicht. Jeder Spender muss vorab einen Termin im Internet reservieren, damit Menschenansammlungen vermieden werden.
| Bild: Martina Wolters
Und die Ehrung von Blutspendern? In Uhldingen-Mühlhofen wurde sie Anfang Juni im Freien mit viel Abstand abgehalten. Der ehemalige Bürgermeister Edgar Lamm (Bildmitte), DRK-Vorsitzender Klaus Groth und DRK-Bereitschaftsleiter Martin Stanjo ehrten die Spender. Am meisten hatten gespendet Gisela Neumann, Karl-Heinz Barth und Gerhard Meister (vorne von links). Mit dabei auch Dominik Männle, damals noch künftiger Bürgermeister (hinten rechts).
| Bild: Kleinstück, Holger
Unter Corona-Einschränkungen feiern
Glückwünsche trotz Pandemie: Oberbürgermeister Zeitler gratulierte der Jubilarin Leonie Ritter zu ihrem 100. Geburtstag und überreichte ihr die Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, coronabedingt mit Gesichtsmaske.
| Bild: Lothar Fritz