Es bleibt auch zum Jahreswechsel weiterhin still um das insolvente Markdorfer Unternehmen Weber Automotive. Sieben Monate zieht sich inzwischen das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hin – und die verantwortlichen Akteure hüllen sich seit Wochen in Schweigen. Das kann mehrerlei bedeuten: Fakt ist jedenfalls offenbar, dass sich der bereits im Oktober angestrebte Verkaufsprozess allem Anschein nach nicht einfach gestaltet.

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Offiziell nach wie vor nur ein Kaufangebot

Bislang ist die Gründerfamilie Weber, die bis Eintritt der Insolvenz Minderheitsgesellschafter des Automotive-Zulieferers war, die einzige Partei, die offiziell ein Kaufangebot für das Unternehmen vorgelegt hat, bereits im September (der SÜDKURIER berichtete exklusiv). Seinerzeit hieß es seitens der Gewerkschaft IG Metall, die regelmäßig zu Gesprächen in dem Unternehmen weilt, dass es auch zwei weitere Interessenten aus dem Ausland gebe, die die Eingabe eines Kaufangebotes erwägen würden – allerdings nur für die deutschen Standorte von Weber Automotive. Mehr dazu wurde in den Folgewochen jedoch nicht kommuniziert. Gut vorstellbar also, dass diese beiden Interessenten bereits auch wieder abgesprungen sein könnten. Eine Bestätigung oder ein Dementi gibt es bis heute darüber jedoch nicht.

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Gläubiger beschließen Fortsetzung des Insolvenzverfahrens

Vor wenigen Wochen hat die Gläubigerversammlung die Fortführung des Insolvenzverfahrens beschlossen. Dies teilte die Kommunikationsagentur des Generalbevollmächtigten im Insolvenzverfahren, Martin Mucha, noch im Dezember auf Anfrage des SÜDKURIER mit. Die Geschäfte von Weber Automotive würden „ungestört“ weiter laufen, äußert sich Mucha. „Kunden bleiben an Bord, die Mannschaft ist gut ausgelastet, das Unternehmen ist weiterhin finanziert“, wird der Generalbevollmächtigte zitiert. Mit einer Beendigung der Eigenverwaltung sei 2019 nicht mehr zu rechnen, hieß es zum Jahresende 2019.

Fakten und Hintergründe

Profis am Werk? Die Unternehmensführung wird im Insolvenzverfahren von einem Generalbevollmächtigten und einem vom Amtsgericht ...
Profis am Werk? Die Unternehmensführung wird im Insolvenzverfahren von einem Generalbevollmächtigten und einem vom Amtsgericht bestellten Sachwalter unterstützt. | Bild: Helmar Grupp

Generalbevollmächtigter: „Erfolgversprechende Verhandlungen“

Auf nochmaliges Nachhaken des SÜDKURIER um detailliertere Informationen ließ Mucha ein weiteres Statement kommunizieren. Demzufolge gibt es offenbar aktuell nach wie vor weitere oder auch neue Interessenten für die Übernahme des insolventen Automotive-Zulieferers. „Erfolgversprechende Verhandlungen sind im Gange, aber man kann sich im Moment nicht dazu äußern. Es wurde mit den Bietern Vertraulichkeit vereinbart. Dass die Familie Weber einer der Interessenten ist, ist hinlänglich bekannt“, äußert sich Mucha.

Martin Mucha, Rechtsanwalt und Partner in der Kanzlei Grub Brugger (Stuttgart), ist Generalbevollmächtigter im Insolvenzverfahren bei ...
Martin Mucha, Rechtsanwalt und Partner in der Kanzlei Grub Brugger (Stuttgart), ist Generalbevollmächtigter im Insolvenzverfahren bei Weber Automotive. In dieser Funktion unterstützt er die in der Eigenverwaltung im Amt gebliebene Geschäftsführung bei den Bemühungen um die Restrukturierung des angeschlagenen Unternehmens. | Bild: Dario Eidens-Holl

Offizielles Statement: „Kein Aderlass an Fachkräften“

Auch auf Nachfrage zur Stimmung in der Belegschaft nimmt der Generalbevollmächtigte nochmals Stellung: „Das Team von Weber Automotive ist voll motiviert und gut ausgelastet. Die Mitarbeiter stehen nach wie vor zum Unternehmen“, sagt er. Die Einschätzung der IG Metall vom Herbst, dass seinerzeit bereits zahlreiche hochqualifizierte Fachkräfte das insolvente Unternehmen verlassen hätten und dass Weber Automotive nun ein Fachkräfteproblem habe, das einen Neustart zusätzlich erschweren würde, teilt der Generalbevollmächtigte hingegen nicht. Dies stimme nicht, antwortet der Anwalt der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger, der die Geschäftsführung im laufenden Insolvenzverfahren unterstützt. „Die Fluktuation bewegt sich absolut auf branchenüblichem Niveau. Ein Aderlass an Fachkräften hat nicht stattgefunden“, behauptet Mucha. Ob dies tatsächlich zutrifft, lässt sich für Außenstehende natürlich nicht nachprüfen.

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Hohe Risiken für potenzielle Investoren?

Für die Akteure in der Insolvenzverwaltung ist dies natürlich ein entscheidender Punkt. Denn sollten in signifikanter Zahl tatsächlich hochqualifizierte Köpfe vor allem in den administrativen Bereichen des Unternehmens Weber Automotive bereits verlassen haben, würde sich dies natürlich negativ auf den Verkaufsprozess auswirken. Mit anderen Worten: Potenzielle Investoren scheuen das Risiko, ein ohnehin bereits wirtschaftlich angeschlagenes Unternehmen zu übernehmen, wenn sie für einen erfolgversprechenden Neustart zuerst noch qualifizierte Fachkräfte für relevante Positionen suchen müssen.

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Familie Weber und Finanzinvestor Ardian halten sich bedeckt

Kein Kommentar zum aktuellen Stand des Insolvenzverfahrens zum Jahreswechsel: Das ist die gleichlautende Antwort auf die Anfragen der SÜDKURIER-Redaktion seitens der Familie Weber und seitens des Finanzinvestors und bisherigen Mehrheitseigners Ardian. Beide Seiten wollen sich nicht öffentlich äußern.

Wie geht es für die Belegschaft am Stammsitz Markdorf weiter? Von den internen Gesprächen und Verhandlungen dringen keine Informationen ...
Wie geht es für die Belegschaft am Stammsitz Markdorf weiter? Von den internen Gesprächen und Verhandlungen dringen keine Informationen an die Öffentlichkeit. Unter den verbliebenen Mitarbeitern soll die Verunsicherung groß sein, hieß es im Herbst seitens der Gewerkschaft IG Metall. | Bild: Henry M.Linder

Die französische Private-Equity-Gesellschaft bleibt damit ihrem von Anfang an eingeschlagenen Kurs treu: Kommuniziert wird nichts, weder zur eigenen Rolle im Insolvenzverfahren noch zu den eigenen Absichten – etwa, ob Ardian nach wie vor ein Interesse daran haben könnte, das Unternehmen im Mehrheitsbesitz zu behalten, sollte die Familie Weber nicht zum Zuge kommen oder künftig gar komplett außen vor zu bleiben.

Albert Weber ist Gründer und war langjähriger Geschäftsführer von Weber Automotive in Markdorf.
Albert Weber ist Gründer und war langjähriger Geschäftsführer von Weber Automotive in Markdorf. | Bild: Henry M.Linder
Dominique Senequier ist Vorstandsvorsitzende des französischen Finanzinvestors Ardian, des bisherigen Mehrheitsgesellschafters von Weber ...
Dominique Senequier ist Vorstandsvorsitzende des französischen Finanzinvestors Ardian, des bisherigen Mehrheitsgesellschafters von Weber Automotive. | Bild: Ardian

Zukunft von Weber Automotive bleibt auch 2020 noch ungewiss

Fakt ist damit auch: Für die Belegschaft des Unternehmens, aber auch für die Öffentlichkeit und die Stadt Markdorf, bleibt die Zukunft des einstigen Markdorfer Vorzeige-Familienunternehmens auch 2020 weiter im Ungewissen. Wie es mit dem insolventen Zulieferer weitergeht, der im Juli 2019 seine Kreditlinien nicht mehr bedienen konnte, wissen alleine die Akteure im Insolvenzverfahren. Das geht nun im Januar in seinen siebten Monat – bei immer spärlicheren Informationen nach draußen. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist? Das jedenfalls wird sich im Zuge des ersten Quartals im neuen Jahr 2020 zeigen müssen.

Nadja Niesen, Oberstaatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt, ermittelt gegen die Gründerfamilie Weber und die frühere ...
Nadja Niesen, Oberstaatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt, ermittelt gegen die Gründerfamilie Weber und die frühere Weber-Geschäftsführung. Der Mehrheitseigner Ardian hatte im Juli Anzeige wegen des Verdachts auf Betrug und Bilanzfälschung gestellt. | Bild: Fredrik von Erichsen