Die Albert Weber GmbH hat ihren Standort in Bernau in Brandenburg stark abgebaut. Seit Mitte 2020 wurde die Belegschaft deutlich reduziert, auch durch betriebsbedingte Kündigungen. Die IG Metall Ostbrandenburg hatte über Monate hinweg heftigen Widerstand geleistet und konnte gegen Ende Juni nach intensiven Verhandlungen einen Interessenausgleich für die verbliebenen Beschäftigten erreichen. Nach Angaben der IG Metall arbeiteten zuletzt noch rund 30 Mitarbeiter bei Weber in Bernau. Das Unternehmen selbst gibt auf seiner Homepage noch immer die ursprüngliche Mitarbeiterzahl von 150 an.

Die IG Metall führte nach eigener Aussage „harte Verhandlungsrunden“ bei Weber in Bernau. Zuletzt erzielte sie ihr ...
Die IG Metall führte nach eigener Aussage „harte Verhandlungsrunden“ bei Weber in Bernau. Zuletzt erzielte sie ihr Minimalziel eines Interessenausgleichs mit einer Transfergesellschaft für die verbliebenen rund 30 Mitarbeiter. | Bild: IG Metall Ostbrandenburg

Weber hatte das Werk in Bernau Ende 2012 eröffnet und nach eigenen Angaben rund 30 Millionen Euro in den Standort investiert. Nach dem Ende des Insolvenzverfahrens der Weber Automotive GmbH hatte die Familie Weber das Werk in Bernau im Frühjahr 2020 zurückgekauft. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten laut IG Metall rund 170 Arbeitnehmer und Auszubildende in Bernau. Bereits kurz nach dem Rückkauf hatte man bei der Gewerkschaft in Ostbrandenburg Skepsis über die Zukunft und den Bestand des Werkes geäußert: „Klar scheint zu sein, dass es zu einer Herauslösung des Standortes aus der üblichen Konzernstruktur und zu einem erheblichen Personalabbau kommen soll. Unklar ist, welche Zukunft der Standort haben soll“, hatte Holger Wachsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostbrandenburg, Anfang Juni 2020 in einer Presseerklärung mitgeteilt.

Am Stammsitz der Albert Weber GmbH in Markdorf wurde die Entscheidung über die Ab- und Umbaumaßnahmen am Standort in Brandenburg getroffen.
Am Stammsitz der Albert Weber GmbH in Markdorf wurde die Entscheidung über die Ab- und Umbaumaßnahmen am Standort in Brandenburg getroffen. | Bild: Helmar Grupp

Gina Weber: Bernau zentral für das Zukunftsgeschäft

Zumindest über die Zukunft des Standortes scheint nun Klarheit zu herrschen, jedenfalls im Hinblick auf dessen strategische Ausrichtung. „Unser Werk in Bernau ist das erste, das hinsichtlich des Zukunftsgeschäftes transformiert wird“, sagt Gina Weber, Gesellschafterin der Weber Holding GmbH und Verantwortliche für Kommunikation der Weber-Unternehmen, auf Anfrage des SÜDKURIER.

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Die Unternehmerfamilie strebt seit 2021 eine Transformation ihrer Unternehmen zu einem Anbieter nachhaltiger, emissionsfreier Antriebstechnologien an. Vor dem Eintritt in die Insolvenz war Weber ein reiner Automotive-Zulieferer. Auch deshalb wählte die Familie für den Neustart einen neuen Unternehmensnamen, der den Hinweis auf die Automotive-Branche nicht mehr enthält.

Konkrete Pläne für Bernau seien noch nicht „spruchreif“

Konkretere Informationen zu den Plänen für den Standort in Bernau könne man noch nicht geben, heißt es. Wenn die neuen Projekte „spruchreif“ seien, werde man Genaueres mitteilen können, so Gina Weber.

Gina Weber ist Gesellschafterin der Weber Holding GmbH und Verantwortliche für Kommunikation der Weber-Unternehmen.
Gina Weber ist Gesellschafterin der Weber Holding GmbH und Verantwortliche für Kommunikation der Weber-Unternehmen. | Bild: Albert Weber GmbH

Dass die Familie bei dem Umbau des Standortes Bernau den Großteil der bisherigen Mitarbeiter nicht an Bord gehalten habe, sei „leider korrekt“. Dies habe aber vor allem daran gelegen, dass der letzte große Auftrag in Bernau Ende 2020 ausgelaufen sei und der Folgeauftrag des Kunden nicht mehr an die Albert Weber GmbH vergeben worden sei. In der Folge sei ein letztes kleineres Projekt aus Bernau nach Markdorf verlagert worden, so dass man sich nun in Brandenburg gänzlich auf die neuen Themen konzentrieren könne, sagt Weber.

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In Bernau wird ausgeräumt, Anlagen werden online versteigert

In Bernau wird unterdessen weiter ausgeräumt. Im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2020 waren bereits viele Maschinen nach Markdorf verlagert oder auch verkauft worden. Auch den Hamburger Online-Industrieauktionator Lüders und Partner GmbH hat die Familie mit der Veräußerung von Anlagen beauftragt. Im September 2020 hatten Lüders und Partner im Internet rund 15 Anlagen angeboten, von Doppelspindel-Bearbeitungszentren über Reinigungsanlagen bis hin zu Montage- und Prüfzellen. Aktuell können bei Lüders und Partner rund zehn Anlagen ersteigert werden, darunter sechs Fertigungszentren.

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Harte Kritik von der IG Metall in Brandenburg

Bei der IG Metall in Ostbrandenburg zeigte man sich auf Anfrage unzufrieden über die Entwicklung bei Weber in Bernau, auch darüber, dass die Familie Weber aus ihrer Sicht die Gewerkschaft nicht zeitig genug in ihre Planungen eingebunden habe. Von AMG und BMW habe es im Frühjahr 2020, als die Streichpläne bekannt geworden waren, noch zwei lukrative Aufträge für Bernau gegeben, so Jörg Ullrich, Politischer Sekretär bei der IG Metall Ostbrandenburg. Es sei klar gewesen, dass diese Aufträge noch zu Ende geführt würden, doch die IG Metall habe bereits damals „intensiv“ in Verhandlungen über Zukunftskonzepte für den Standort einsteigen wollen.

Firmengründer Albert Weber, hier bei einer Kundgebung im November 2021 in Markdorf, hatte in den zurückliegenden Jahrzehnten bis zu ...
Firmengründer Albert Weber, hier bei einer Kundgebung im November 2021 in Markdorf, hatte in den zurückliegenden Jahrzehnten bis zu seinem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft die Expansionspläne seiner Unternehmen stetig vorangetrieben. | Bild: Jörg Büsche

Zu diesem Zeitpunkt hätten die Pläne aber offenbar bereits festgestanden, ebenso wie der Abbau der Belegschaft um 80 Prozent der Mitarbeiter, so Ullrich. Gut laufende Aufträge seien seinerzeit bereits an andere Standorte verlagert worden. „Der Standort Bernau war solide aufgestellt und hat auch Gewinn erwirtschaftet“, sagt der Gewerkschafter. Mit der Holding und der Eigentümerfamilie sei es aber „ein schwieriges Konzernkonstrukt“, vor allem, wenn es um Verhandlungen gehe.

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Transfergesellschaft für betroffene Mitarbeiter

Diese Verhandlungen wiederum sind in Brandenburg inzwischen abgeschlossen. Laut IG Metall plane und projektiere man bei Weber noch „bis maximal zum Jahr 2021“ für Bernau. In zweiwöchigen Verhandlungen um einen Interessenausgleich und Sozialplan habe man die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen verringern können, heißt es bei der Gewerkschaft. Für die betroffenen Mitarbeiter wurde außerdem eine Transfergesellschaft eingerichtet, in der sie auch weiterqualifiziert werden können. Zudem sollen Auszubildende die Möglichkeit haben, in der Weber-Gruppe übernommen zu werden. Der frühere Weber-Automotive-Standort firmiert nun unter dem neuen Namen Weber Bernau GmbH.