Seine Berufung in den Städtetag des Bundes beschreibt Bürgermeister Robert Scherer als „Wertschätzung für die Arbeit, die man tut“. Anders als im Städtetag des Landes Baden-Württemberg, an dem eine Mitgliedsstadt automatisch teilnehmen kann, werden die Bürgermeister oder andere städtische Vertreter für die Ausschüsse des Städtetags des Bundes ausgewählt, also berufen.
„Eine Interessensbekundung wird vorher abgefragt, da es dabei auch um die fachlichen Stärken geht“, erläutert Scherer. Er habe sich bereit erklärt, im Falle eines Falles im Umweltausschuss mitzuwirken und genau dorthin wurde er nun berufen. Das Thema Umwelt sei schon immer einer seiner Schwerpunkte gewesen und das diesbezügliche Engagement der kleinen Meersburger Gemeinde habe sogar in Stuttgart schon für Aufsehen gesorgt.
Meersburger Projekte wecken Interesse
„Weit über zehn Prozent unserer städtischen Fahrzeuge fahren elektrisch angetrieben und sobald ein altes Fahrzeug ersetzt werden muss, wird dieses wenn möglich ebenfalls mit Elektroantrieb angeschafft“, zählt er dazu als Beispiel auf. Neben der Elektromobilität nehme die Stadt an einem Forschungsprojekt für emissionsfreie Logistik für Frischware teil, was Corona-bedingt etwas zurückgestellt worden sei, und auch die Überlegungen zur Nutzung der Seewärme hätten das Interesse des Landes geweckt. „Es ist aufgefallen, wie nachhaltig das kleine Meersburg ist, und mich freut es, dass meine Interessen wahrgenommen werden“, sagt Scherer, der zugibt, sich über die Berufung in den Deutschen Städtetag zu freuen.
Durch seine bisherige regelmäßige Teilnahme am baden-württembergischen Städtetag wisse er, wie wichtig solche Gremien wie auch der Gemeindetag seien. Gerade in der Corona-Zeit habe es dort immer aktuelle Informationen gegeben. Der Städtetag ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Land und Rathaus, sagt Scherer. „Das ist ein guter Kontakt auf Augenhöhe, auch kleine Kommunen werden dort angehört“, erklärt er und betont die Notwendigkeit des Austauschs von Erfahrungswerten. Zudem schaffe der Städtetag ein großes Netzwerk.
Wie wichtig solche Netzwerke sind, erklärt er anhand eines anderen Beispiels. Durch seinen Lehrauftrag an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl profitiere die Stadt auch durch die von den Studenten erarbeiteten Lösungen kommunalpolitischer Probleme und bekomme zudem immer ausreichend Praktikanten für die Verwaltungsarbeit.
Erste Sitzung steht Mitte Oktober an
Von seiner Mitarbeit im Deutschen Städtetag erhoffe er sich ähnliches, genaues kann er noch nicht sagen, da seine erste Teilnahme an einer Sitzung Mitte Oktober ansteht. Er hoffe auf gute Kontakte auch außerhalb Baden-Württembergs. Neben dem Erfahrungsaustausch von Städten aus ganz Deutschland und dem damit noch größeren Netzwerk, werden dort auch politische Vorschläge erarbeitet, die dann als Positionspapier an den Bund gingen, erläutert Scherer.
„Und wenn nur neue Ansprechpartner für Fördergelder gefunden werden, hat Meersburg profitiert“, äußert der Bürgermeister sich kurz pragmatisch, um gleich darauf wieder zu erläutern, dass er dort aktuell informiert wird, wenn neue Förderprogramme aufgelegt werden. „Die Suche nach Förderprogrammen ist sehr zeitintensiv und nicht immer hat man genau das förderfähige Projekt am Start“, erklärt er.
Scherer: „Es ist keine verschenkte Zeit“
Auf die Frage nach der zusätzlichen Arbeitsbelastung und dem dementsprechenden Zeitaufwand antwortet er, dass er die Belastung gerne auf sich nehme und dann eben unterwegs im Hotel oder am Wochenende mehr arbeiten müsse. „Aber“, so meint Scherer, „es ist keine verschenkte Zeit, im Gegenteil, es spart Zeit, weil wir nicht alles selber erarbeiten müssen, sondern von den Erfahrungen der anderen profitieren können.“ Gerade die großen Städte hätten viel mehr Möglichkeiten, Dinge wie zum Beispiel Pfand-Systeme wie Recup oder sprechende Mülleimer auszuprobieren.