In Albbruck endet am Dienstag, 11. April, 18 Uhr, die Bewerbungsfrist für die auf 7. Mai angesetzte Bürgermeisterwahl. Bisher ist Amtsinhaber Stefan Kaiser der einzige Bewerber. Seit fast 30 Jahren hat er seinen Arbeitsplatz in dem in den 1970er Jahren erbauten Rathaus der 7500-Einwohner-Gemeinde, seit 1994 als Hauptamtsleiter, seit 2007 als Bürgermeister.

Die vier Gemeinderatsfraktionen begrüßen seine Kandidatur

Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass dies so bleiben wird. Die vier Gemeinderatsfraktionen begrüßen einhellig Kaisers Kandidatur für eine dritte Amtszeit. Das habe ihn natürlich gefreut, sagt Kaiser im Gespräch mit unserer Zeitung. Ebenso hätten ihn die Arbeitskollegen im Rathaus dazu ermutigt, für weitere acht Jahre anzutreten.

Entscheidend für seinen Entschluss, ein drittes Mal als Bürgermeister zu kandidieren seien drei Dinge gewesen, erklärt der 55-Jährige: die eigene Gesundheit, die Meinung der Familie und die Gestaltungsmöglichkeiten. Zu letzterem sagt Kaiser: „Albbruck ist sicherlich eine der Gemeinden im Landkreis, die sich in den nächsten Jahren exponentiell entwickeln wird.“

Konversion der Papierfabrik und Gesundheitszentrum als Großprojekte

Zwei Großprojekte hat Kaiser hier besonders im Blick: die Konversion der ehemaligen Papierfabrik zu einem Quartier für bis zu 1000 neue Einwohner; sowie die Errichtung des Gesundheitsparks Hochrhein, wie das zukünftige Zentralklinikum des Landkreises Waldshut offiziell heißen soll.

Nichts weniger als die Neuerfindung Albbrucks

Für Kaiser bedeuten die beiden Projekte nichts weniger als die Neuerfindung Albbrucks: „Die Gemeinde besitzt eine 400-jährige Geschichte als Industriestandort. Und nun werden wir zum Gesundheitszentrum des Landkreises.“ Bereits in den vergangenen Jahren habe er zwei seiner wöchentlichen Arbeitstage dem Klinikum und der Papierfabrik gewidmet, sagt Kaiser. In den nächsten Jahren würden beide Vorhaben den Bürgermeister sicher nicht weniger in Anspruch nehmen.

So könnten das Zentralkrankenhaus und die Gebäude im klinikaffiner Nutzung im Gesundheitspark Hochrhein bei Albbruck angeordnete werden.
So könnten das Zentralkrankenhaus und die Gebäude im klinikaffiner Nutzung im Gesundheitspark Hochrhein bei Albbruck angeordnete werden. | Bild: Baldauf Architekten und Stadtplaner Stuttgart

Natürlich sei beim Zentralklinikum der Landkreis Bauherr, sagt Kaiser. Für 2025 ist der Spatenstich geplant, für 2029 die Fertigstellung des 350-Betten-Hauses und seiner ergänzenden Einrichtungen. „Aber die Gemeinde muss hinkriegen, dass der Landkreis loslegen kann.“ Das bedeute, dass im Albbrucker Rathaus ein Bebauungsplan entworfen werde, dass die Gemeinde die zukünftige Verkehrsanbindung, die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung plane und baue.

Kaiser: „Normalerweise entsteht so ein Zentralklinikum in einer größeren Stadt. Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Landkreis einer vergleichsweise kleinen Gemeinde zutraut, so etwas hinzukriegen. Und wir kriegen das hin.“

Auf 13 Hektar ehemaliger Industriefläche soll ein neues Quartier entstehen

Nicht weniger anspruchsvoll, aber schon weiter fortgeschritten ist das zweite planerische Großprojekt der Gemeinde, die Konversion des fast 13 Hektar großen Geländes der inzwischen weitgehend abgerissenen Papierfabrik in ein neues Wohn- und auf dem ehemaligen Holzplatz ein kleines Gewerbegebiet.

Entwurf des zukünftigen Wohnquartiers, das an der Stelle der ehemaligen Papierfabrik entstehen soll. Der Plan ist geostet, im unteren ...
Entwurf des zukünftigen Wohnquartiers, das an der Stelle der ehemaligen Papierfabrik entstehen soll. Der Plan ist geostet, im unteren Bilddrittel verläuft die Alb. | Bild: Baldauf Architekten und Stadtplaner Stuttgart

Die Karl-Gruppe mit Sitz im niederbairischen Hengersberg als Eigentümerin des Areals will unter anderem 360 Wohneinheiten und ein Hotel errichten. „Wir planen ein grünes, ökologisches, hochwertiges Baugebiet“, sagt der Bürgermeister. Die Entsiegelung der ehemaligen Papierfabrik bezeichnet er als das größte Umweltprojekt in der Gemeinde.

Die Großprojekte bedeuten auch für die Gemeinde neue Aufgaben

Wie beim Zentralklinikum muss die Gemeinde auch für das Areal der ehemaligen Papierfabrik die planerischen und infrastrukturellen Voraussetzungen für eine neue Nutzung schaffen. Doch damit seien die damit verbundenen neuen kommunalen Aufgaben noch lange an keinem Ende, sagt Kaiser. So mache ein neues Wohnquartier beispielsweise den Bau eines neuen Kindergartens notwendig. Der Bauhof müsse in die Lage versetzt werden, die vielen Kilometer zusätzlichen Gemeindestraßen am Klinikum und im neuen Wohnquartier zu pflegen.

31 Millionen Euro Investitionen in Schule und Kläranlage

Zwei große kommunale Bauprojekte stehen kurz vor dem Abschluss. 2021 hat die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Gemeinschaftsschule Albbruck begonnen. 14 Millionen Euro hat die Gemeinde hierfür investiert, das Bauprojekt steht kurz vor seiner Fertigstellung. 2025 soll der Umbau der einst für die riesigen Abwassermengen der Papierfabrik konzipierten Kläranlage, an die auch umliegende Gemeinden und Ortsteile angeschlossen sind, abgeschlossen sein. 17 Millionen hat dies den Zweckverband gekostet. Auch wegen des zukünftigen Klinikums wird sie vier Reinigungsstufen umfassen. Kaiser: „Das ist dann die modernste Kläranlage im Landkreis.“

Durch den vorgeschlagene Trasse für die A98 werden Flächen frei

Auch die A98 werde die Gemeindeverwaltung, den Gemeinderat und den Bürgermeister fordern. Die von der staatlichen Planungsgesellschaft Deges vorgeschlagene Trasse mit der Untertunnelung Alberts und Albbruck begrüßt Kaiser uneingeschränkt: „Das ist für Albbruck die beste Lösung.“ Eine Realisierung der Bergtrasse würde die Gemeinde zerschneiden und hätte starke negative Auswirkungen auf Anwohner und Natur, sagt er. Außerdem schaffe die vorgeschlagene Vorzugs-Trasse der Gemeinde etwas Luft für ihre bauliche und gewerbliche Entwicklung, denn langfristig würden entlang der B34 für die Taltrasse reservierte Flächen frei.

Altlastenuntersuchung für ENA-Areal läuft

Dies sei für die Gemeinde bedeutsam, denn augenblicklich sehe der Flächennutzungsplan im südlichen Teil der Gemeinde nur noch in der Buchmatt eine weitere Gewerbefläche vor, sagt Kaiser. Für das ehemalige ENA-Areal sei mit dem albanischen Investor ein Vertrag über ein städtebauliches Konzept geschlossen worden, als dessen erster Schritt gerade die Altlastenuntersuchung laufe.

Über seine Gemeindepolitik der vergangenen und deren mögliche Fortsetzung in den kommenden acht Jahren will Kaiser in den nächsten Wochen vor der Wahl mit den Albbruckern diskutieren und für sie werben. „Ich werde Wahlveranstaltungen in allen sechs Ortsteilen abhalten“, kündigt er an. Ungeachtet, ob noch ein Gegenkandidat auftritt: „Die Wahl ist für mich erst am 7. Mai abends um 18 Uhr abgeschlossen.“

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