Erst wenige Monate ist der Onkologe Dr. Alexander Kaiser an Bord des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Bad Säckingen. Seit November ist er nicht nur ärztlicher Leiter, sondern zusätzlich auch Geschäftsführer. In dieser Funktion konnte er nun einen ersten beeindruckenden Bericht vor dem Gemeinderat abgeben, der zeigt, dass ein kommunales MVZ ein echtes Erfolgsmodell sein kann.
Doppelt so viele Patienten wie vor einem Jahr
Innerhalb eines Jahres haben sich die Patientenzahlen mehr als verdoppelt. Waren es im ersten Quartal noch knapp 1500 Fälle, die von den Medizinern behandelt wurden, stieg die Zahl auf über 3500 im vierten Quartal an. „Wir haben endlich eine funktionierende Gynäkologie. Dort gehen die Zahlen steil nach oben“, so Kaiser. Aber auch in der allgemeinmedizinischen Abteilung ist seit dem Umzug in den Gesundheitscampus Mitte 2024 ein spürbarer Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen.

Stand das MVZ vor einigen Monaten kurzzeitig ganz ohne Gynäkologen da, sollen es im März sogar fünf Frauenärzte sein. Und auch für die allgemeinmedizinische Abteilung kündigt Kaiser weiteres Personal an: Fünf Neuzugängen steht im Jahr 2025 ein Weggang gegenüber. Summa summarum sollen ab März neun Hausärzte mit fast sechs Vollzeitstellen arbeiten.
Nachfrage nach Wochenendsprechstunde ist da
Zufrieden ist Kaiser auch mit der Resonanz der jüngsten Neuerung des MVZ, der im Januar eingeführten Wochenendsprechstunde. Jeweils im 14-Tage-Rhythmus steht samstags jeweils 8 bis 12 Uhr ein Mediziner für eine Notfallsprechstunde bereit. „Nach unserer Kalkulation können wir das Angebot ab 20 Patienten wirtschaftlich halten“, so Kaiser. Diese Zahl wurde bereits am zweiten Wochenende erreicht.
Schon bald Sprechstunde an jedem Samstag
Das Ziel sei nun, das Angebot weiter auszubauen. „Ab März oder April wollen wir die Sprechstunden an jedem Samstag anbieten“, kündigt Kaiser an. Dazu sei er auch im Gespräch mit anderen niedergelassenen Ärzten in der Region. Auch die Kassenärztliche Vereinigung habe er angefragt, allerdings keine Rückmeldung bekommen, erklärt Kaiser. „Wir möchten den niedergelassenen Hausärzten nicht die Patienten abjagen“, so Kaiser. Diese blieben natürlich Patienten ihrer bisherigen Hausärzte.
Mit dem Angebot der Samstags-Sprechstunde stößt das MVZ in eine Lücke, die die Schließung der Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) im Oktober 2023 hinterlassen hat. Seitdem müssen plötzlich Erkrankte die hausärztlichen Notfallpraxen in den Spitälern Waldshut oder Lörrach aufsuchen.
Schwerpunkt Onkologie kommt
Ein Wermutstropfen ist für Kaiser, dass es bislang nicht gelungen ist, eine Kassenzulassung für sich selbst als Onkologe zu bekommen. Dennoch wird Kaiser in einigen Wochen den Fachbereich Onkologie am MVZ etablieren – allerdings zunächst nur für Privatpatienten. „Auch dort gibt es einen Engpass“, so Kaiser. Und natürlich arbeite das MVZ weiter daran, diese Leistungen auch Kassenpatienten anbieten zu können.
„Dass Dr. Kaiser bereit ist, als Onkologe auf einer Hausarztzulassung zu arbeiten und dabei sowohl die ärztliche Leitung als auch die Geschäftsführung des MVZ zu übernehmen, sagt sehr viel über ihn aus“, lobte Bürgermeister Alexander Guhl den Mediziner.
MVZ soll in diesem Jahr ein Plus erwirtschaften
Im Wirtschaftsplan 2025 rechnet der Geschäftsführer mit einer „schwarzen Null“, genauer gesagt mit einem kleinen Plus von knapp 5800 Euro. Es wäre das erste Plus der städtischen Gesellschaft überhaupt. Mittelfristig sieht der Plan weiter steigende Erlöse vor. Zu den geplanten Investitionen zählt unter anderem ein Defibrillator. „Der Campus wird von der Bevölkerung immer noch als Spitalstandort für Notfälle wahrgenommen“, erklärt Kaiser. Mehrfach mussten deshalb für Notfälle Rettungswagen und sogar Rettungshubschrauber angefordert werden. Um die Zeit bis zu deren Ankunft zu überbrücken, sei ein gewisses Instrumentarium unbedingt erforderlich.
Das MVZ sollen zudem mehrere Kooperationen voranbringen. Kaiser nennt hier das Sigma-Zentrum, die Oberberg-Klinik, aber natürlich auch das benachbarte Reha-Klinikum. Gemeinsam mit der örtlichen Fachhochschule des Mittelstands ist die Gründung einer eigenen Physiotherapie-Abteilung im Gespräch. Mit diesem Angebot könne das MVZ eine weitere Lücke im Angebot schließen. Her sei man aber auch noch in Gesprächen mit der Reha-Klinik.
Die Gemeinderäte quittierten Kaisers Bericht über die Entwicklung des MVZ mit Applaus. Einstimmig verabschiedeten sie den Wirtschaftsplan für 2025, lediglich die beiden AfD-Räte enthielten sich der Stimme.