Erst acht Tage war im Dezember 1998 der heutige Dekan Peter Berg Pfarrer im Bad Säckinger Münster, als er schon im Rampenlicht der internationalen Öffentlichkeit stand. Der Grund: Bad Säckingen war vom Vatikan ausgewählt worden, für den Petersplatz den Christbaum zu stellen. „Für mich war es ein Ereignis in mehrfacher Hinsicht“, erinnert sich Peter Berg.

„Einmal ist Rom der Sitz des Papstes und Mittelpunkt der Katholischen Kirche. Den Weihnachtsbaum segnen zu dürfen, war für mich eine große Ehre. Durch den Freiburger Weihbischof Wolfgang Kirchgässner im Petersdom den mit nach Rom gereisten Bad Säckingern als ihr neuer Münsterpfarrer vorgestellt zu werden, empfand ich als etwas Einmaliges, das ich in meiner Amtszeit nicht mehr erleben werde. Den festlichen Gottesdienst, die Übergabe des Christbaumes an den Vatikan, die Führung durch den Vatikan sowie die zahlreichen wertvollen Begegnungen waren – es unvergessliche und bewegende Momente, die mir immer in Erinnerung bleiben werden“, beschreibt Peter Berg seine Eindrücke, wenn er an die damalige Zeit zurückblickt.

1998: Pfarrer Peter Berg segnete die Tanne, bevor sie die Reise nach Rom antrat.
1998: Pfarrer Peter Berg segnete die Tanne, bevor sie die Reise nach Rom antrat. | Bild: Karl Braun
2022: Blick auf den Münsterplatz und Steinbrückstraße.
2022: Blick auf den Münsterplatz und Steinbrückstraße. | Bild: Hans-Walter Mark

Dass in Rom noch heute bestehende Freundschaften entstanden, war für Berg besonders erfreulich. Eine davon begann bei einem Apéro in einer Bar auf Einladung von Joseph Schmid, einem Gemeindemitglied der Münsterpfarrei.

Der junge Münsterpfarrer und der Bürgermeister

Als neuer Priester in Bad Säckingen lernt Berg mit Günther Nufer einen eloquenten Bürgermeister kennen, der sich mit der Aktion „Tanne für Rom“ öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen wusste und für den natürlich der Werbeeffekt für die Stadt wichtig war.

Dem erfahrenen und charismatischen Bürgermeister mit Worten auf Augenhöhe zu begegnen, war für den jungen Peter Berg nicht einfach und bedurfte Mut. Dass er diese Courage aufbrachte, dafür nennt er zwei Beispiele: Als Peter Berg am 8. Dezember die 25 Meter lange Tanne, segnete, hielt Bürgermeister Günther Nufer vor dem Münsterportal eine Rede. Er hob hervor, dass er die schönste Tanne im Stadtwald herausgesucht hat, diese fällen ließ und nun auf die Reise nach Rom in den Vatikan schickt. „Wir wollen dem danken, der die Tanne hat wachsen lassen“, war die Antwort von Peter Berg. Ein Satz, den vielen Bad Säckingern immer noch präsent ist, freut sich Berg schmunzelnd.

Peter Berg ist noch eine andere Episode gut in Erinnerung. Als bei der Übergabe der Tanne an den Vatikan, während Nufers Rede, um fünf Uhr die Glocken läuteten, bewertete Nufer das Glockengeläut mit dem ihm eigenen Stil: „Wenn der Bürgermeister von Bad Säckingen spricht, läuten sogar die Glocken“. Alle konnten über diesen Spruch herzhaft lachen, nur die kirchlichen Würdenträger, Bischöfe und Kardinäle verstanden diese Zwischenbemerkung nicht. Dennoch bleibt Berg diese feierliche Übergabefeier mit der Stadtmusik und dem Trompeter Walter Scholz noch lange im Gedächtnis.

Gottesdienst im Petersdom

Mit 300 ihm damals noch unbekannten Bad Säckingern, inklusive Stadtmusik, nach Rom zu reisen und im Petersdom mit Kardinal Joseph Ratzinger, Weihbischof Kichgässner als Vertreter des Erzbischofs Oskar Saier, seinem Vorgänger Peter Betz, und Vikar Armin Haas im Petersdom einen von der Stadtmusik Bad Säckingen umrahmten Gottesdienst zu feiern, war insbesondere für Berg etwas Einmaliges. Vor dem Gottesdienest verlas Kardinal Ratzinger die Grußbotschaft von Papst Johannes Paul II, der aus gesundheitlichen Gründen die Audienz absagen musste. Im Angelusgebet am 20. Dezember bedankte sich der Papst in seiner Ansprache bei den Bad Säckingern für das weihnachtliche Geschenk.

Matthias Vogt (von links) von der Trachtenvereinigung Alt-Hotzenwald, Pfarrer Peter Berg und dessen Vorgänger Peter Betz vor dem Christbaum.
Matthias Vogt (von links) von der Trachtenvereinigung Alt-Hotzenwald, Pfarrer Peter Berg und dessen Vorgänger Peter Betz vor dem Christbaum. | Bild: Karl Braun

Für Berg zählte zu den Höhepunkten des Vatikanbesuches im Haus der deutschen Bischöfe zu wohnen, und den aus Riedern am Wald stammenden Georg Gänswein kennenzulernen, der damals Mitarbeiter des Kardinal Joseph Ratzinger in der Glaubenskongregation war und später als Sekretär Papst Benedikt II diente. In einer Führung im kleinen Kreis durch die Säle und Gänge Einblick in den Vatikan zu erhalten, bewertete Berg als eine wertvolle Bereicherung.

Übrigens: Neben der Tanne wurde ein 500 Kilogramm schwerer Adventskranz sowie so viel Baum- und Kranzschmuck nach Rom gebracht, dass dieser neben Tanne und Kranz auch für zahlreiche andere Gebäude des Vatikans ausreichte.

Wie sehr Walter Scholz mit seiner Trompete die Römer beglückte, unterstreicht folgende Begebenheit: Als Walter Scholz zu später Stunde aus seinem Zimmer die Trompete erklingen ließ, vergaßen auf der Straße einige Autofahrer auf ihren Vordermann zu achten und es gab in der Folge Auffahrunfälle.

Wie es zur Christbaumspende kam

Erst mit Johannes Paul II. wurde in Rom ein Christbaum aufgestellt. Den Baum für den Petersplatz zu spenden, war Nationen, Institutionen oder auserwählten Privatpersonen vorbehalten. Die Idee einer Christbaumspende hatte Nufer bei einer Privataudienz bei Papst Johannes Paul II im Jahre 1995. Nach zwei Absagen bewarb sich Nufer erneut und erhielt am ersten Oktober 1998 die Zusage aus Rom, den Baum stellen zu dürfen. Es galt nun in wenigen Wochen alle Formalitäten abzuklären sowie die Mitglieder einer Delegation auszuwählen, die die Tanne dem Papst in Rom feierlich überreichen.

Der Transport nach Rom

Am 8. Dezember wurde bei Winterwetter in Anwesenheit mehrerer Fernsehteams die 25 Meter lange Tanne im Schöpfebachtal gefällt und transportsicher auf einen Tieflader verladen. Am Donnerstag, 17. Dezember 1998, reiste eine Delegation von etwa 330 Personen per Flugzeug oder mit dem Bus nach Rom. Am Samstag, 19. Dezember fand die feierliche Übergabe des Christbaumes in Anwesenheit der Delegation aus Bad Säckingen sowie zahlreicher Kardinäle und Bischöfe der Kurie statt. Katja Knaus von der Trachtenvereinigung Alt-Hotzenwald durfte durch Knopfdruck den Christbaum zum Leuchten bringen. Einen Wermutstropfen gab es für die Romfahrer zu verkraften, die Audienz beim Papst fiel aus. Während des traditionellen Angelusgebetes am Sonntagabend, 20. Dezember, aus seinem Arbeitszimmer bedanke sich der Papst bei der Bad Säckinger Delegation mit den Worten: „Ich danke allen, die sich um dieses Geschenk verdient gemacht haben“.

Dank des Papstes

Der Papst bezeichnete die Schwarzwaldtanne ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri und zugleich ein sprechender Gruß der Kirche von Freiburg an alle, die sich an Weihnachten aus der Stadt Rom und dem ganzen Erdkreis mit dem Zentrum der Christenheit verbinden. In seiner Predigt erschloss der Papst die Bedeutung des Baumes in der Jahreszeit und im Lebenskreis des Menschen. Der Papst erteilte den Romreisenden aus Bad Säckingen seinen Apostolischen Segen, wünschte allen ein Frohes Weihnachtsfest und dass alles, was sie im Neuen Jahr beginnen, gelingen möge.

Das könnte Sie auch interessieren