Seit knapp zwei Monaten läuft die Bewerbungsfrist für die Bürgermeisterwahl in Hohentengen. Nun hat Jürgen Wiener als erster Kandidat seinen Hut in der Ring geworfen. Am späten Nachmittag des 2. Februar gab der stellvertretende Ordnungsamtsleiter der Stadt Waldshut-Tiengen seine Bewerbungsunterlagen beim Rathaus von Hohentengen ab.
Jürgen Wiener möchte Generationenwechsel vollziehen
„Martin Benz hat über 32 Jahre eine Ära geprägt“, sagt Jürgen Wiener über den amtierenden Bürgermeister, der bei der Wahl am 26. März nicht mehr antritt. Sollte er zum Nachfolger gewählt werden, sieht er seine Aufgabe darin, einen Generationenwechsel in der Gemeinde zu vollziehen, wie er im Gespräch erklärt.
„Und damit meine ich nicht, alles zu verwerfen, sondern Bewährtes beizubehalten und die Moderne in Hohentengen einziehen zu lassen“, fügt der 38-jährige Familienvater hinzu. Angesprochen auf die beiden Dauerthemen in der 4000-Einwohner-Gemeinde sagt der Kandidat: „Hohentengen ist nicht nur Atomendlager und Fluglärm.“ Gleichwohl wolle er als Rathauschef dafür Sorge tragen, dass die Belastungen und die Entschädigungen, die den betroffenen Gemeinden zustehen, auf beiden Seiten des Rheins gerecht verteilt werden.
„Hohentengen ist aktuell das Richtige für mich“, sagt Jürgen Wiener auf die Frage, warum er sich in der Hochrhein-Gemeinde bewirbt und nicht in einer der anderen Kommunen des Landkreises Waldshut, in der 2023 ebenfalls Wahlen anstehen. „Ich habe das Gefühl, dass ich hier erwünscht bin und gebraucht werde“, sagt der Kandidat selbstbewusst. Wiener ist im Nachbarort Rheinheim aufgewachsen und habe etliche Verbindungen nach Hohentengen.
Bürgermeister dient dem Gemeinwohl
Und wieso möchte er überhaupt eine Gemeindeverwaltung leiten? „Sich für das Gemeinwohl einzusetzen, sehe ich im Beruf des Bürgermeisters am meisten gegeben“, entgegnet Wiener. Aus dem gleichen Grund – dem Gemeinwohl zu dienen – sei er nach der Schulzeit zunächst Polizist geworden.
Jürgen Wieners Werdegang zeigt, wie ehrgeizig er ist: Jahrgangsbester an der Hauptschule Küssaberg, Mittlere Reife an der Werkrealschule Lauchringen, dann Ausbildung für den mittleren Dienst und später Fachhochschulreife für den gehobenen Dienst bei der Polizei.
Nach 15 Jahren in Uniform wechselte der begeisterte Sportler – er besitzt den schwarzen Gürtel im Karate – und Selbstverteidigungstrainer zur Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen, wo er als stellvertretender Ordnungsamtsleiter aktuell verantwortlich für 21 Mitarbeiter ist.
Studium neben dem Beruf in Ludwigsburg
Doch Wiener sieht sich noch nicht am Ende seines Weges angekommen. „Ich wollte schon immer mehr Verantwortung übernehmen“, erklärt er. Auf dieses Ziel habe er mit seinem Werdegang und seinem Studium hingearbeitet. Seit Sommer studiert er berufsbegleitend Verwaltungswissenschaften in Ludwigsburg. Derzeit befinde er sich am Ende des vierten Semesters. „Ich mache immer ein bisschen mehr, als ich müsste“, sagt er.
Aus der Mitte der Gesellschaft
Jürgen Wiener bezeichnet sich als „Kandidat aus der Mitte der Gesellschaft: bodenständig, bürgernah, kompetent, konfliktfähig und heimatverbunden“. Er sei Mitglied der CDU, trete jedoch als unabhängiger Bewerber bei der Bürgermeisterwahl an.
Vor der öffentlichen Bekanntgabe seiner Kandidatur habe er bereits mit Martin Benz, allen Fraktionen und dem Gesamtgemeinderat gesprochen. Als nächsten Schritt möchte er der „Bevölkerung erklären, wer ich bin, wofür ich stehe und mit den Leuten in Austausch treten“.
Dass er Bürgermeister von Hohentengen werden will, habe er zuerst seiner Familie und dann seinen Mitarbeitern erzählt. „Denn ich finde es wichtig, dass sie es nicht aus der Zeitung erfahren“, sagt Wiener über sein Team. „Das wäre schlechter Stil“, fügt er hinzu.
Auch seine Vorgesetzten im Waldshuter Rathaus – Ordnungsamtsleiter Ralph Albrecht und Oberbürgermeister Philipp Frank – sind bereits von Wieners Plänen unterrichtet. „Sie wünschen mir Glück, würden es aber bedauern, wenn sie mich verlieren“, sagt der Bürgermeisterkandidat.