Es herrscht Wahlkampf. In der Region finden derzeit viele Politiker aus Land und Bund ihren Weg an den Hochrhein und auch in der Gemeinde Klettgau war mit der SPD-Co-Vorsitzenden Saskia Esken eine bekannte Bundespolitikerin aus Berlin zu Gast, dies trotz offensichtlicher Erkältung. Gemeinsam mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter besuchte sie Klettgau und informierte sich bei einer Führung durch das MVZ in Grießen über den Stand der Gesundheitsversorgung im ländlichen Klettgau.

Bei einem Empfang vorab im Rathaus informierte Bürgermeister Ozan Topcuogullari die Politikerinnen umfassend über die großen Projekte in der Gemeinde, ebenso über die kommunalen großen, zukünftigen Herausforderungen. Wie das Thema Ganztagsbetreuung der Grundschulkinder, die die Kommunen in naher Zukunft zu bewältigen haben. Sein Hauptaugenmerk legte der Bürgermeister angesichts des anschließenden gemeinsamen Besuches des Kommunalen MVZ auf die Gesundheitsversorgung der Klettgauer Bevölkerung. Eines der großen Anliegen, das in kürzester Zeit in Klettgau erfolgreich verwirklicht wurde.

Der Bürgermeister sparte nicht mit kritischen Hinweisen des steinigen Weges mit all seinen bürokratischen Hürden, eine große Anstrengung, um dieses Medizinische Versorgungszentrum mit aktuell vier Medizinern, die demnächst gar mit einem Gynäkologen Verstärkung erfahren, sowie dem notwendigen Fachpersonal zu realisieren. „Sie sind ein ganz schön rühriger Bürgermeister“, lobte eine mehr als überraschte Saskia Esken.

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Auch beim Vororttermin in Grießen sollten die Politikerinnen nicht aus dem Staunen herauskommen. Empfangen wurden sie dort von der Geschäftsführerin Gabriele Dostal und dem ärztlichen Leiter Christan Saurer und seinem Kollegen Christian Gehringer.

Moderne Ausstattung beeindruckt

Die hochmoderne Ausstattung ebenso wie der architektonisch gelungene, höchstzweckmäßige Innenausbau überzeugte die Besucherinnen offensichtlich. Rita Schwarzelühr-Sutter zückte gar das Handy um die „inspirierenden Impressionen“ zu fotografieren.

Das Medizinische Versorgungszentrum Klettgau hat am 1. Januar 2024.
Das Medizinische Versorgungszentrum Klettgau hat am 1. Januar 2024. | Bild: Nico Talenta

In der Gesprächsrunde entwickelte sich eine lebhafte Diskussion rund um die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, ebenso erfuhren die Besucherinnen allerhand über die Hürden und Anfangsschwierigkeiten des MVZ. Für großes Ärgernis sorgte die von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verlangte Sicherheitsleistung in Höhe von 3,4 Millionen Euro, für die die Gemeinde bürgen muss. „Das entspricht dem fünffachen Jahresumsatz einer Arztpraxis“, so die Geschäftsführerin Gabriele Dostal.

Betreiber übt auch Selbstkritik

Von den anfänglichen Wartezeiten und von langen Warteschlangen erzählte die Kaufmännische Leiterin ehrlicherweise. Man bekomme noch jedes Mal zu spüren, wenn in der Region eine Praxis schließe, dann sei im Haus einiges los. Aber mittlerweile verfüge man über ein professionelles Praxismanagement.

Christian Saurer, bis zur Schließung des Stühlinger Krankenhauses der dortige Chefarzt, sah die wesentlichen Vorteile eines MVZ im Austausch mit seinen Kollegen. „Wir können uns untereinander beraten und unterstützen.“ Saskia Esken brachte das Thema „Community Nurses“ in die Runde, gemeint sind Gemeindeschwestern, die pflegerische und kleinere medizinischen Leistungen beim Patienten in deren Zuhause erbringen und damit die Praxen entlasten. „Wir haben hier mit der Sozialstation Klettgau-Rheintal eine hervorragende Hilfe“, erklärte Saurer und fügte an, dass es in der Tagespflegestätte in naher Zukunft eine wöchentliche Sprechstunde geben wird.

Das Medizinische Versorgungszentrum Klettgau im einstigen Rathaus in Grießen.
Das Medizinische Versorgungszentrum Klettgau im einstigen Rathaus in Grießen. | Bild: Nico Talenta

Esken: MVZ ist toller Erfolg

Die Möglichkeiten der Telemedizin beurteilte Saurer skeptisch, sie sei zwischendurch hilfreich aber ein Nischenprodukt und könne bestenfalls beraten. „Der persönliche Kontakt von Patient und Arzt kann sie nicht ersetzen“, machte er deutlich. Letztlich blieb Saskia Esken nur festzustellen: „Ihr MVZ Klettgau ist ein toller Erfolg.“ Ihre Parteikollegin Rita Schwarzelühr-Sutter war ebenso beeindruckt, „wie professionell es der Kommune, den Ärzten und medizinischem Fachpersonal gelungen ist in recht kurzer Zeit, ein tolles Angebot in der medizinischen Versorgung im Klettgau anzubieten“. Ganz besonders freue sie sich, dass die Frauengesundheitsversorgung in der Region mit der Gewinnung eines Gynäkologen einen wichtigen Schritt nach langem Warten weiter sei.

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