Zur Zeit ist Stefan Drayer ein höchst gefragter Mann. Sein Fachwissen als der Pionier der Solarenergie am Hochrhein ist mehr denn je gefragt.
Jüngst besuchten die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter sowie der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch zum Fachgespräch über solare Stromerzeugung im Hinblick auf PV-Notstromversorgung und Blackout-Prävention den Experten auf seinem Betriebsgelände in Klettgau-Grießen. Einigkeit herrschte in der Runde über den Atomausstieg. Die Katastrophe in Tschernobyl war bei allen Gesprächsteilnehmern noch in wacher Erinnerung, ausschlaggebend für die Anfänge des politischen Engagements der beiden SPD-Politiker. Dies umso mehr als derzeit wieder Rufe nach der Kernenergie wach werden, für Schwarzelühr-Sutter in jeder Hinsicht „absoluter Blödsinn“.

Die Argumente für die erneuerbaren Energiequellen, die bundesweit rund 60 Prozent des Stroms erzeugen, und vor allem wie die Überschüsse in Spitzenzeiten zu speichern sind, um diese bei Bedarf abrufen zu können, war das Thema von Stefan Drayer, ebenso die Netzengpässe (wenn schlagartig zu viel Strom erzeugt wird, das vorhandene Stromnetz überlastet ist, und der Strom nicht den Verbraucher erreicht). Die Lösung sieht Drayer allein in netzdienlichen Batteriespeichern, die bei Tag null Strom und bei Nacht den gespeicherten Strom ins Netz einspeisen, in der Zeit mit hohen Strompreisen. Dieses Modell der Eigennutzung erfordert jedoch einen Direktvermarktungsvertrag mit dem hiesigen Energieversorger in Klettgau, die EVKR, die das neuerdings ermöglicht.
Eine drohende Gefahr der Energiewende sah Stefan Drayer bei deren Anfälligkeit auf Cyberattacken. Denn die verbauten Wechselrichter der PV-Anlagen, die vielfach billigst in China produziert seien, lassen sich von den Herstellern via Internet massenweise abschalten, ein Blackout wäre die Folge. „Viele Jahre waren wir zu gutgläubig“, räumte Schwarzelühr Sutter ein. „Diese kritische Infrastruktur ist eine Frage der nationalen Sicherheit und somit von höchster Priorität.“
Thema auch beim Vortrag in der Linde
Nach diesem Gespräch mit Politikern war Drayer wenig später auf Einladung des Grünen-Ortsvereines Klettgau-Rheintal zu einem Vortrag geladen. Das Thema war „Energiewende und Versorgungssicherheit gemeinsam bewältigen“. Rund 40 Besucher, wobei vermutlich viele von ihnen eine PV-Anlage auf ihrem Hausdach installiert haben, fanden den Weg in die Grießener Linde.
Ausführlichst beleuchtete Drayer den politischen Rahmen, der aktuell mit dem Solarspitzengesetz, das in Kürze dieses Jahres Kraft treten wird, neue Regelungen zur Stabilisierung des Stromnetzes, um regionale Blackouts zu verhindern, vorgibt. Für neue PV-Anlagen bedeutet das, sie müssen mit einer intelligenten Steuerung ausgestattet sein, die die PV-Anlage derart steuert, dass das Stromnetz nicht überlastet wird. Das gilt für alle Anlagen, die nach Inkrafttreten des Gesetzes in Betrieb genommen werden.
PV-Anlagen mit einem netzdienlichen Batteriespeicher, der sich auflädt, wenn zu viel Strom im Netz ist und sich entlädt, wenn im Netz am meisten Strom verbraucht wird, sind deshalb mehr als angesagt. Dafür ist ein intelligenter Zähler die Voraussetzung. „Nulleinspeisung tagsüber, Einspeisung nachts, wenn die Strompreise hoch sind“, bringt es Stefan Drayer auf den Punkt.
Was aber ist mit den Anlagen, die über 20 Jahre alt sind (Ü20), die noch die goldenen Zeiten der Einspeisevergütung von 50 Cent pro Kilowattstunde erlebt haben, deren Verträge abgelaufen sind? Auch dazu zeigte Drayer alle Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen auf. Der Vortragsabend war ohne Zweifel gespickt mit einer Fülle von wichtigen Informationen, die trotz ihrer geballten Form auch dem unbedarften Zuhörer ein grundlegendes Rüstzeug für seine private PV-Anlage an die Hand gab.