Die Umgehungsstraße B34 bei Grenzach-Wyhlen befindet sich seit Jahren in Planung und im Bau. Bei den Bauarbeiten auf dem Gebiet der Trasse durchquert man römisches Siedlungsgebiet. Deswegen wird bei allen größeren Bauvorhaben das Gelände im Vorfeld von Archäologen untersucht.
Zeitplan bleibt unverändert
„Wir wissen ja, dass in Grenzach-Wyhlen viele archäologische Befunde unter der Erde liegen und planen dafür im Vorfeld schon mehr Zeit ein“, sagt der stellvertretende Pressesprecher des Regierungspräsidiums Freiburg, Matthias Henrich. Deswegen verschiebe sich der Zeitplan durch neue Funde nicht, weil sie eingeplant seien.
Grabungsleiter Andreas Elgaß sagte beim Vor-Ort-Termin, dass sein Team Archäologische Ausgrabungen plus Bauprojekt Betreuung aus Berlin bereits fünf Wochen grabe. Ungefähr weitere drei Wochen seien für diesen Abschnitt geplant. Seine polnischen Kollegen, allesamt Archäologen, seien ein sehr routiniertes, eingespieltes Team. „Dass hier eine so toll erhaltene Siedlungsstruktur zutage kommt, ahnten wir nicht.“ Als Archäologe müssen man immer mit Herzblut bei der Arbeit sein. Da freue man sich über solche Befunde.
Antike Straße ist gut erhalten
„Diese archäologischen Grabungen sind bauvorgreifende Rettungsgrabungen“, erklärt Diethard Tschocke. Er hat die Fachaufsicht vom Landesamt für Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Stuttgart mit Sitz in Freiburg und besichtigt an diesem Tage mit Marcel El-Kassem die Grabung. „Wir haben hier einen aufwendig ausgearbeiteten Straßenbaukörper“, sagt Tschocke begeistert, „und sehr schön erhalten.“

Archäologe Marcel El-Kassem ist der zuständige Fachreferent im Landesamt für Denkmalpflege, ebenfalls mit Dienstsitz in Freiburg. Er bestätigt den tollen Fund am Degussaweg in Wyhlen. Die beiden Fachmänner betreuen derzeit gut 15 Grabungen. Aber hier sei schon ein schönes Beispiel. „Das man hier auf so hochkarätige Archäologie trifft, ist bemerkenswert. Straße ist nicht gleich Straße“, erklärt Marcel El-Kassem.
Funde werden gesichert
Alle Archäologen bestätigen, dass der Baukörper der Straße komplex aufgebaut und gut erhalten sei und gut vier Meter breit. Besonders die Randsteine seien auch in ihrer Anordnung sehr gut erhalten. „Wir suchen jetzt noch nach dem Straßengraben“, sagt Grabungsleiter Andreas Elgaß. „Er könnte etwa hier liegen.“ Er tritt kurz mit dem Fuß auf eine Schicht Erde neben den Steinen. „Wir machen etwa hier einen 1,50 Meter tiefen Profilschnitt durch die Straße und können so den Aufbau erkennen, auch den Unterbau. Dabei werden wir auch gegebenenfalls einen Graben finden, wenn es einen gibt und sehen, ob wir jetzt schon auf dem römischen Niveau sind oder die Straße immer wieder ausgebessert wurde.“ Es könne ja auch sein, dass sich darunter vorzeitliche Wege befinden. „Wenn wir Glück haben, werden wir sogar Spurrillen finden“, ergänzt Marcel El-Kassem.
Der Archäologe Szymon Domagala vom Team geht den Grabungsschnitt gerade mit einem Metallsondengerät ab und steckt weiße Marker zwischen die Straßensteine. „Hier finden wir eher keine weggeworfene Gegenstände, sondern Verlorenes. Nägel, Münzen oder abgelöste Metallnägel von Caliga-Sohlen“, und übergibt Andreas Elgaß einen frisch eingetüteten, großen, römischen Nagel aus Eisen. Dieser lag oben auf. Bei diesem Abschnitt würden etwa 400 bis 500 Fotos geschossen, die mit einem Programm zu einem 3-D-Modell zusammengesetzt würden, sagt El-Kassem. „Die Funde werden für die Nachwelt gesichert und die Erkenntnisse dokumentiert.“ Danach werde die Grabung wieder zugedeckt.