Zunächst sah es aus wie ein uralter Balken. War er der traurige Rest eines untergegangenen historischen Bauwerks? Der im Rhein an der Brücke zwischen Hohentengen und Kaiserstuhl seinem Hobby frönende Sporttaucher wurde neugierig.
Er sah sich das in sechs Meter Tiefe aus dem Schlamm ragende Teil näher an – und erlebte eine Überraschung: Kein muschelbewachsenes Holzteil lag vor ihm, sondern eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Und nicht nur eine, sondern insgesamt 16 der fünf bis 20 Zentner schweren Sprengkörper.
Kampfmittelbeseitigungsdienst im Einsatz
Nun waren der Kampfmittelbeseitigungsdienst Stuttgart und Taucher der Wasserschutzpolizei an der Reihe. Am 9. Januar 1995 wurde vom Kran einer Schwimmplattform ein Haken ins Wasser gelassen, den die Taucher in eine noch stabile Öse der ersten Bombe einklinkten und aus dem Wasser hievten.
Es war eine 250 Kilogramm schwere britische Fliegerbombe, die, wie schon unter Wasser festgestellt, keinen Zünder mehr trug, also nicht entschärft werden musste. Das gleiche galt für die übrigen sieben Bomben, die die Taucher bis am Spätnachmittag bargen. Danach wurde die Aktion abgebrochen.
Bomben zersägt und ausgebrannt
Die Hoffnung, auch die restlichen acht Bomben ohne Zünder vorzufinden, erfüllte sich am anderen Tag zur Erleichterung der Fachleute. Zu ihnen zählten auch Beobachter des schweizerischen Kampfmitteldienstes. Denn wäre nur eine der Fliegerbomben noch scharf gewesen, hätte das schweizerische Kaiserstuhl vorübergehend evakuiert und die Gegend bis Hohentengen und Lienheim abgeriegelt werden müssen.
So aber konnten die Sprengkörper gefahrlos nach Stuttgart transportiert werden, wo die Bomben zersägt und ausgebrannt wurden. Der in ihnen noch enthaltene Sprengstoff TNT konnte gefahrlos beseitigt werden.
Hatte man anfangs noch über die Herkunft der Bomben gerätselt, so konnte Hohentengens Bürgermeister Martin Benz zum Abschluss für Aufklärung sorgen: Ein Fuhrunternehmer hatte sie 1946/47 im Auftrag der französischen Besatzungsmacht versenkt. Es waren Blindgänger aus Bombenabwürfen über dem Landkreis gewesen.