„Drei schwerverletzte Menschen und zwei Mal Totalschaden“, „Tödlicher Unfall auf B 314„. Solche oder ähnliche Meldungen lassen vermuten, dass die Bundesstraße 314 zu den Unfallschwerpunkten im Landkreis Waldshut gehört. Die Polizeistatistik und Parameter, die für eine solche Einordnung gelten sagen etwas anderes, auch wenn es statistisch mindestes einmal pro Woche zwischen Lauchringen und der Grenze zum Schwarzwald-Baar-Kreis bei Grimmelshofen kracht.
Erlebnisse auf der B 314
Georg Lang (59) fährt seit 34 Jahren täglich von Stühlingen zu seiner Arbeitsstelle in Waldshut. „Der Verkehr, besonders mit Lastwagen, hat stetig zugenommen. Ich kann aber keinen bestimmten Wochentag festmachen, an dem mehr los ist, als an anderen“, erzählt er.
Eigentlich hatte auch Lang angenommen, dass aufgrund der Unfallzahlen die Strecke zu den Unfallschwerpunkten im Kreis Waldshut gehört. Direkt an einem schweren Unfall war er in den vielen Jahren auf dieser Strecke weder beteiligt, noch fuhr er an einen direkt heran. „Aber ich stand schon im Stau, wenn ein Unfall passiert ist.“
Warum die Staugefahr so groß ist
Lang kann sich an einen kleinen „Streifunfall“ erinnern, den er bei der Abzweigung nach Hallau selbst hatte. „Da war eine Baustelle mit Baken abgesperrt und dabei kam ich mit meinem Wagen einem entgegenkommenden Fahrzeug zu nah. Mehr als Blechschaden war es aber zum Glück nicht“, sagt Georg Lang.

Der erfahrene Pendler erzählt, dass bei Unfällen die Staugefahr deshalb so groß sei, „weil es keinen Bypass gibt“. Gerade für Lastwagen sei das ein Problem und deshalb staue sich dann eben der Verkehr auf der rund 25 Kilometer langen wichtigen West-Ost-Verbindung zwischen Lauchringen und Grimmelshofen in beiden Richtungen.
Gelassenheit ist wichtiger als zu überholen
Wenn Georg Lang sich bei Eberfingen gegen 7 Uhr in den fließenden Verkehr auf der Bundesstraße Richtung Waldshut einfädelt, nimmt er es gelassen. „Mit der Zeit wird man abgebrüht, was die Verkehrslage angeht. Wenn es die Möglichkeit gibt, überhole ich schon einen Lastwagen, der ist dann am Lonza-Kreisel schon nicht vor mir“, erzählt er.
Ein Risiko mag er bei solchen Überholvorgängen nicht eingehen, weil auch der Gegenverkehr in den vergangenen drei Jahrzehnten stetig mehr geworden sei. Lang beobachtet aber durchaus gewagte Manöver, meistens bei Wagen mit Kennzeichen, die nicht aus der Region kommen. Die habe er am Zoll in Waldshut meist wieder eingeholt – ohne zu überholen.

„Es gibt aber nicht mehr so viele Kolonnenspringer wie früher“, stellt Georg Lang fest. Er selbst sei ruhig, wenn er die Rücklichter einer Kolonne vor sich ausmacht, schwimmt dann lieber im Verkehr mit. „Überholen lohnt sich in diesem Fall nicht!“ Ziel sei es, in 45 Minuten die Strecke bis zur Arbeitsstelle zurückzulegen – überwiegend sei das zu schaffen.
Brenzlige Situationen registriert er immer mal wieder bei der Einfahrt in Horheim, öfter „fädeln sich dort Autofahrer knapp bis sehr knapp“ in den Verkehrsstrom auf der Bundesstraße ein. „Wer die Strecke regelmäßig fahre, wisse das. Ortsfremde Autofahrer hätten dort mehr Probleme, die Situation einzuschätzen. „Ich weiß, an welchen Stellen auf der Strecke man besonders aufpassen muss“, sagt der erfahrene Berufspendler aus Stühlingen. Bei der Heimfahrt ist es die Abfahrt der A98 in Richtung Heimat, die Probleme mit sich bringt: Stau und Querung der B 314 bergen Gefahren.
Anhalter bremst Verkehr
Georg Lang erinnert sich zurück, an die Zeit, als die Ortsumfahrungen Eggingen, Ofteringen und Horheim noch nicht gebaut waren. Damals schlängelte sich der Verkehr deutlich langsamer als heute über diese Bundesstraße. In diesen Zeiten standen öfter mal Anhalter an der Straße, die mitgenommen werden wollten.
„Heute haben alle mit 18 ein Auto„, stellt der Stühlinger fest. Diese aus der Mode gekommene kostenlose Art der Fortbewegung erlebte er nun in jüngster Vergangenheit mal wieder. Neulich musste Lang nämlich auf der Bundesstraße anhalten – nicht, weil ein Unfall passiert war, sondern weil ein Autofahrer abgebremst hatte, um einen Anhalter mitzunehmen.
Lastwagen und dreispuriger Ausbau
Immer wieder erzählen Leute, die an der Bundesstraße wohnen oder sie regelmäßig befahren, dass es deutlich mehr Lastwagen geworden sind. Gefühlsmäßig schätzt auch Georg Lang, dass sich die Zahl seit 1985 mehr als verdoppelt habe. Gerade nach Feiertagen sei das spürbar. „Neulich habe ich vor mir ein Dutzend Lastwagen gezählt, da war kein anderes Fahrzeug dazwischen. Das zeigt für mich die Entwicklung auf der B 314„, erzählt der Pendler.
Einen teilweise dreispurigen Ausbau der B 314 sieht Georg Lang zwiespältig. Er befürchtet einerseits gefährliche Situationen beim Einfädeln vor den Sperrflächen, andererseits würde das Überholen entspannter möglich werden und eventuell würde es mehr einsichtige Autofahrer geben, weil die Überholzonen klar markiert wären. „Heute bergen gerade Maisfelder entlang der Straße beim Überholen Gefahrenpotenzial.“