Keine der vorliegenden Trassenvarianten für den A98 Abschnitt 6 stellt für die Bad Säckinger Heilquellen eine so große Gefahr dar, dass sie deswegen aus der weiteren Planung ausgeschlossen werden muss. So lautet das Ergebnis der Heilquellenuntersuchung durch Tiefenbohrungen, die das Regierungspräsidium Freiburg jetzt veröffentlicht hat.
Noch keine Vorentscheidung
Zwar gehe von den verschiedenen Trassenvarianten ein unterschiedlich hohes Risiko aus, dennoch werden alle fünf Trassenverläufe von der Planungsgesellschaft Deges unter Berücksichtigung der notwendigen Schutzmaßnahmen weiter untersucht, teilt das RP jetzt mit: "Unser Ziel ist und bleibt, bis Ende 2020 eine Vorzugsvariante zu erarbeiten", erklärt der zuständige Projektleiter der Deges, Johannes Kuhn.

Auch wenn das RP die vorgelegten Ergebnisse so verstanden wissen will, dass auf deren Basis "noch keine abschließende Aussage getroffen werden kann, welche Trasse besser als die andere", so Thilo Thum vom Referat für Landeshydrologie und -geothermie. Auch könne noch keine Vorab-Entscheidung zur Berg- oder Taltrasse getroffen werden. "Was wir nun erreicht aber erreicht haben ist eine genaue Analyse, wo im Zuge der weiteren Planungen die Knackpunkte für den Heilquellenschutz liegen", so Thum weiter.

Gravierende Unterschiede bei Risikoanalyse
Trotz allem ergeben sich aus der Bewertung des potentiellen Risikos für die Heilquellen gravierende Unterschiede. So sind fällt die Risikobewertung für die Röthekopftrasse am positivsten aus, weil diese nur auf relativ kurzer Strecke in sensiblen Bereichen verlaufen. Allein die Höhenlage der Trasse biete gewissermaßen einen natürlichen Schutz, so das Ergebnis der Untersuchung. Die sogenannte "Konsens-Trasse" stelle derweil vor allem im westlichen Bereich "ein sehr hohes Risiko" dar, weil dort ein Tunnel im Grundwasserbereich verlaufe.
Die nördliche Bergseevariante und die Haselbachvariante, die beide nach dem Ende des Projekts Atdorf ebenfalls wieder in den Variantenvergleich aufgenommen wurden, befinden sich insbesondere im Osten des Heilquellenschutzgebiets in sensiblen Bereichen. Die südliche Bergseevariante weise derweil gerade aufgrund ihrer exponierten Lage in der Nähe der Stadt hohe Risiko auf, heißt es in dem Expertenbericht.
Insgesamt 31 Bohrungen liefern Erkenntnisse
Basis für die nun erzielten Erkenntnisse sind insgesamt 18 Bohrungen, die in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen der möglichen Trassenverläufe vorgenommen wurden. Fünf davon gingen bis zu 200 Metern in die Tiefe, 13 wurden an Referenzpunkten der Trassenvarianten vorgenommen. Die Stadt Bad Säckingen hat zudem 13 eigene Bohrungen in Auftrag gegeben, die zwischen 2014 und Anfang 2018 vorgenommen wurden.
Insgesamt haben die Experten detaillierte Erkenntnisse zur Bodenbeschaffenheit im Heilquellenschutzgebiet erhalten, teilt das RP mit. Insbesondere hätten "sensible Bereiche" identifiziert werden können, die von einem Trassenverlauf in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Die seien zum einen die tiefen quartären Rinnen mit hoher Durchlässigkeit wie im Gewerbebachtal. Die sei aber auch die sogenannte "Eggberg-Störung", die am östlichen Rand des Schutzgebiets verläuft. Und dies seien zum Dritten die Bereiche, in denen Grundwasser in die Tiefe sickern kann. Untersucht wurden sowohl quantitative Risiken wie das mögliche Absinken des Wasserstandes an Heilquellen, aber auch Risiken für die Qualität des Heilwassers.
Die Planungsgesellschaft Deges werde nun auf Basis des Heilquellenschutz-Gutachtens aber auch auf Basis weiterer Aspekte wie verkehrliche Auswirkungen, Natur- und Artenschutz, Geologie und Wirtschaftlichkeit eine Variantenuntersuchung durchführen.
Die Unteruchung
Die Bohrungen zur Gewinnung von Erkenntnissen im Bereich Hydrogeologische und damit der möglichen Auswirkungen der vorliegenden Autobahntrassen auf die Bad Säckinger Heilquellen begannen vor annähernd zwei Jahren. Die Maßnahme geht auf einen Beschluss des Bürgerforums von 2014 zurück, das den Heulquellenschutz als lebenswichtigen Aspekt für die Stadt Bad Säckingen eingestuft hat. Die Vorstellung der Ergebnisse wurden immer wieder verschoben. Hintergrund sei, dass die Untersuchungen als "komplexer und langwieriger" erwiesen haben, als ursprünglich erwartet, so Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer.