„Ewige Liebe im Glas“ nennt Eberhard Hackelsberger, Chef der Öflinger Firma Weck, ein Glas mit zwei großen Birnen darin. Sie stehen für eine Frau und einen Mann, die 1907 in Öflingen heirateten. Die Braut hatte sie eingeweckt als Symbol ihrer beider Liebe. Dies belegt ein Brief der Braut. Unversehrt und frisch sehen die beiden Birnen in dem Glas aus und Eberhard Hackelsberger ist sich sicher, dass sie immer noch gut schmecken würden. Das älteste, das er selbst geöffnet hat, war 50 Jahre alt und enthielt Bohnen: „Sie haben wir frisch geschmeckt“, so der Diplom-Betriebswirt.
Das Glas mit den Birnen ist eines von Hunderten im Museum der J. Weck GmbH und Co. KG, die der Zeit getrotzt haben. Die meisten stammen noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie enthalten Gemüse und Obst jeglicher Art, ebenso Fleisch in vielen Variationen, Zunge, Sauerkraut mit Kassler oder ganz fein, Fasan in Madeira. Das älteste stammt aus dem Jahr 1897 und ist mit Ananas gefüllt. Jedes Glas hat seine Geschichte. Auch traurige. Wie das Glas Kirschen, das für den Sohn nach seiner Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg bestimmt war, aber er kehrte nicht zurück.
Die Gläser spiegeln die Erfolgsgeschichte der 1901 gegründeten Firma Weck – Weck hieß einer der beiden Gründer. Mit dem Kauf eines Patents für eine neue Einkochmethode revolutionierte die Firma Weck weltweit die Vorratshaltung. Das Einkochen mit Weck-Gläsern wurde so populär, dass einwecken als Synonym für einkochen und einmachen in den Duden aufgenommen wurde.
In der Blütezeit des Einkochens gehörten Weck-Gläser und Weck-Zubehör wie Einkochapparate, zur Standardausrüstung der Haushalte. Damit die Hausfrau beim Einkochen nichts falsch machte, konnte sie auf die Monatsschrift „Die Frischhaltung“ zurückgreifen. Für die Kinder der Hausfrau war auch gesorgt: Sie konnten es mit Weck- Einkochprodukten im Kleinformat ihrer Mutter nachmachen.
Frei von Einbrüchen ist die Geschichte der Firma Weck aber nicht. Schwierige Phasen, wie die Jahre der beiden Weltkriege, mussten überwunden werden. Anfang der 1970er Jahre war nach Aussage von Firmenchef Hackelsberger, die Einkochwelle auf einem weiteren Tiefpunkt. Er erklärt dies mit dem Aufkommen der Selbstbedienungswelle in den 60er Jahren und der fortschreitenden Berufstätigkeit der Frauen: „Sie hatten weniger Zeit, was sie früher selber machten, kauften sie jetzt.“ Die schwierigen Zeiten sind vorbei.
Einkochen ins Kult
„Einkochen ist Kult“, sagt Eberhard Hackelsberger. Weck-Gläser würden nicht mehr nur versteckt in Vorratsschränken, sondern mitten auf dem Tisch stehen. Ein riesiger Markt ist nach seiner Aussage die Gastronomie und dort besonders das Catering: „Man kann 1000 Portionen vorbereiten und im Glas auf den Tisch stellen, das heißt, man kann in kürzester Zeit sehr viele Leute versorgen, sogar im Adlon in Berlin stehen Weck-Gläser.“

Es gibt die Gläser heute in verschiedensten Formen und Größen, angefangen von Gläschen so groß wie eine abgepackte Marmeladenportion, bis hin zu großen Gläsern mit 2700 Millilitern Fassungsvermögen. Hergestellt werden sie im firmeneigenen Werk in Bonn, das außer den Weck-Einkochgläsern große Mengen an Industrieglas produziert. Alle Weck-Einkochgläser ziert die Erdbeere, die seit Firmengründung das Logo der Firma ist. Die Erdbeere deshalb, weil mit ihr als erster Frucht im Jahr die Einkochsaison beginnt.
Die neue Lust am Land
Einkochen passt zur neuen Lust am Land, die von vielen Zeitschriften propagiert wird. Auch der Verlag der Firma Weck bringt heute neben dem bewährten Ratgeber, weitere Zeitschriften wie das Landjournal heraus. Ein Muss in jeder Weck-Zeitschrift: Innovative Einkoch-Rezepte für die moderne Frau. Diese Rezepte sind Ergebnis aufwendiger Forschungen im Weck-Labor in Öflingen. Leckere Kuchen- und Brotrezepte, optimal abgestimmt fürs Weck-Glas, sind aktuell ein Schwerpunkt der Forschung.
Für Eberhard Hackelsberger hat das Einkochen über die lange Haltbarkeit hinaus, viele weitere Vorteile. „Ich brauche keine Zusatzstoffe für das Haltbarmachen, ich kann ohne Zucker einkochen und eine persönliche Note reinbringen, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.“ Wie es sich für einen Firmenchef gehört, der nicht nur theoretisch hinter seinem Produkt steht, ist er selbst größter Fan des Einkochens. Rund 1000 Gläser kocht er nach eigenen Worten, im Jahr ein.

Vor allem Apfel-, Tomaten und Kräutersaft, Fleisch und Kirschen. Seine ältesten Gläser mit Süßmost sind von 2007. Besonders schwört er auf Fleisch und Leberwurst im Weck-Glas. Wer Lust hat, sich dieses Jahr selbst einen Langzeitvorrat anzulegen, bekommt alles, was hierfür gebraucht wird, im Weck-Shop in Öflingen. Auch online kann bestellt werden.
Voraussetzung für den späteren Genuss sind nach Hackelsberger die richtige Vorgehensweise beim Einkochen und eine gute Qualität des Produkts. Überdüngte Früchte können seiner Erfahrung nach, den Erfolg beeinträchtigen. Kommt man hingegen nicht „ans Eingemachte“ ran, weil beispielsweise die Lasche am Gummiring beim Ziehen abgerissen ist, sein Tipp: „Das Glas mit den gespannten Klammern über Kopf in heißes Wasser stellen, ab etwa 70 Grad löst sich das Vakuum.“