Das Sammeln von Pilzen hat in den vergangenen Jahren, auch verstärkt durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen, enorm an Attraktivität zugenommen und immer mehr Menschen in die Wälder gelockt. Doch was macht eigentlich den Reiz am Pilzesammeln aus? Wie findet man gute Reviere? Und welche Gefahren sind mit diesem Hobby verbunden? Bei einer Exkursion nahe Häusern gibt Michaela Berthold-Sieber, Mitglied des Obst-und Gartenbauverbands Hochrhein und Kennerin in Sachen Pilze, wichtige Einblicke.
Wann und wo kann man Pilze finden?
Im Grunde sind wir schon mitten drin in der Pilzsaison, denn diese laut der Expertin schon Mitte Juli und dauert bis Ende Oktober. Natürlich gibt es Ausnahmen: Frühjahrsmorcheln sind früher dran, Herbstmorcheln findet man noch bis in den November hinein.

Wie groß die Mengen sind und welche Pilzsorten man findet, ist allerdings stark witterungsabhängig, denn zum Wachsen brauchen Pilze vor allem Feuchtigkeit und Wärme. Und es kommt auch zu zeitlichen Abweichungen im Vergleich zu früher. „Inzwischen haben sich die Regenperioden und Feuchtigkeitsverhältnisse durch den Klimawandel enorm verschoben“, sagt Berthold-Sieber.
Auf unserer Exkursion mit Michaela Berthold-Sieber wird ersichtlich: Pilze sammelt man nicht nur, sondern man sucht sie wortwörtlich. Man muss schon genau hinsehen. Denn Pilze wie der Pfifferling oder der Steinpilz verstecken sich tatsächlich oft im dichten Moos, wo es schattiger ist und noch mehr Restfeuchtigkeit im Boden steckt. Pilze wie den Maronenröhrling oder die Krause Glucke findet man dagegen unter Kiefern und Fichten.

Doch Michaela Berthold-Sieber hat Glück: Unvermittelt leuchtet es gelb-orange durch das Moos. Sie hat Pfifferlinge. Größere Vorkommen finden sich zwar nicht, aber im weiteren Verlauf findet sie immer vereinzelte Vorkommen.
Was gilt es beim Pilzsammeln zu beachten?
Laut dem offiziellen Betretungsrecht darf jeder Bürger in öffentlichen Gebieten bis zu einem Kilogramm Pilze sammeln gehen. Davon ausgeschlossen sind demnach Naturschutzgebiete, landwirtschaftliche Produktionsflächen oder eingeschränkte Waldgebiete.
Die beliebtesten Speisepilze sind der Steinpilz, der Pfifferling, der Maronenröhrling oder Parasole. Michaela Berthold-Sieber nimmt aber nur das mit, was sie kennt und was auch wirklich „pflückreif“ ist, wie sie es nennt.

Für Nicht-Kenner kann das Sammeln aber auch schnell zu einem gesundheitlichen Risiko werden – uninformiert sollte man sich also nicht allein auf eine Pilzexkursion begeben.
Unzureichende Kenntnis seien laut Berthold-Sieber fast schon fahrlässig: „Man sollte schon wissen, was man sammelt.“ Ansonsten bringe man sich selbst in Gefahr und auch der Natur und ihren Bewohnern tue man damit keinen Gefallen.
Obwohl das fachgerechte Sammeln von Pilzen der Natur nicht schadet, achtet Michaela Berthold-Sieber sehr auf einen achtsamen Umgang mit dem Wald. Draußen sein – das ist für sie ein Ruhepol und fühlt sich an wie Urlaub. Auch mit Pflanzen und Kräutern kennt sie sich sehr gut aus. Um so wichtiger sei aus ihrer Sicht, keinen Kahlschlag zu veranstalten.
Sie nehme grundsätzlich nicht alles mit, was sie an Pilzen findet. „Manche Dinge überlässt man einfach der Natur“, sagt sie. Kleine Exemplare des Pfifferlings nimmt sie nicht mit. „Ich möchte ja wenn ich das nächste mal komme auch noch etwas finden“, verrät sie mit einem Zwinkern.
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Eine kleine Übersicht von Pilzsorten, die giftige Doppelgänger haben:
- Der echte Pfifferling (zum Verzehr geeignet) und der falsche Pfifferling (giftig)
- Der Anis-Champignon (zum Verzehr geeignet) und der grüne Knollenblätterpilz (hochgiftig; zersetzt Leberzellen)
- Der Steinpilz (zum Verzehr geeignet) und der Gallenröhrling (nicht giftig, allerdings nicht zum Verzehr geeignet)
- Der Rauchblättrige Schwefelkopf (zum Verzehr geeignet) und der Grünblättrige Schwefelkopf (giftig)
- Der Waldfreund-Rübling (zum Verzehr geeignet) und der Striegel-stielige Rübling (giftig; ruft Magenbeschwerden hervor)
Wie sammelt man Pilze richtig?
Einfach herausziehen oder herausdrehen sollte man die Pilze nicht! Unsere Expertin rät: „Man kann Pilze am besten abschneiden.“
Sie selbst hat neben einem luftdurchlässigen Korb auch immer ein kleines Messer dabei, um die Pilze unten an ihrem Stiel abzuschneiden. Dadurch lässt sie das Wurzelgeflecht der Pilze, das man beim Herausdrehen auch aus dem Boden mit aufnehmen würde, im Waldboden. Da sie dieses sowieso nicht gebrauchen kann, nimmt sie es der Natur, laut eigener Aussage, auch nicht weg. Der Grund dafür ist folgender: Wird das Wurzelgeflecht im Boden gelassen, so können, bei genügend Feuchtigkeit, schnell wieder neue Pilze wachsen.
Wie läuft das mit Säuberung und Transport?
Außerdem nimmt sich Berthold-Sieber auch gerne die Zeit zum Begutachten und Putzen der Pilze. Sieht sie eine vertrocknete Stelle, schneidet sie diese ab – und fördert damit gleichzeitig wieder die Entstehung neuer Pilze.
Zum Transport der Pilze eignet sich während des Sammelns ein luftdurchlässiger Korb, ausgelegt mit Küchenpapier, sodass die Feuchtigkeit aufgesogen werden kann. Weniger dagegen eignen sich Plastiktüten. In diesen werden die gesammelten Pilze durch die sich ansammelnde Feuchtigkeit schnell matschig und sind schließlich sogar teilweise nicht mehr zum Verzehr geeignet.

Mit einer App zum Erfolg?
Als Laie ist es oft schwieriger, verschiedene Pilzexemplare auseinanderzuhalten und zu erkennen, wann es sich um einen verzehrbaren Pilz handelt und wann nicht. Denn einige Verzehrpilze haben einen giftigen Doppelgänger.
Inzwischen gibt es allerdings auch schon Apps für das Handy, um Sammlern bei der Identifikation von Pilzexemplaren zu entlasten. Bei diesen rät Berthold-Sieber allerdings zur Vorsicht. Es sei zwar nicht schlecht, die Programme aus Interesse zu durchstöbern und sich zu belesen. Zum Sammeln seien die Apps allerdings nicht zu empfehlen. „Darauf ist einfach kein Verlass und das Risiko, etwas Falsches oder gar Giftiges mitzunehmen, ist schlichtweg zu hoch“, so die Expertin. Denn bei einem giftigen Doppelgänger kann selbst eine App oft keine Klarheit zu Tage bringen.
Dementsprechend sollte man bei Unsicherheiten und gerade als Laie am besten mit einem Experten unterwegs sein oder im Ernstfall einen Pilzsachverständiger einschalten.