An Schlücht und Wutach gestalten Biber stellenweise die Wasserlandschaft auf ihre Weise. Was für manche ein Ärgernis sein mag, ist für Naturschützer ein Erfolg für die Ökologie, den Tier- und Naturschutz.

Sie hat viel Erfahrung und Wissen gesammelt

Bei Fragen zum Thema Biber gibt es im Regierungsbezirk Freiburg eine wohlbekannte Adresse: Bettina Sättele. Die engagierte Biber-Expertin hat in 25 Jahren viel Erfahrung und Wissen mit dem zweitgrößten Nager der Welt gesammelt. Sie gewährt dem SÜDKURIER einen Einblick in ihre Arbeit.

Der Biber dreht eine Runde Video: Ursula Ortlieb

Die ersten Biber siedeln im Landkreis Waldshut

Ursprünglich (1996/97) war Bettina Sättele auf Amphibien und Artenschutz in Gewässern und Ökologie spezialisiert. In dieser Zeit siedelten sich allmählich die ersten Biber von der Schweizer Aare oder von Thur-Bodensee kommend im Kreis Waldshut an.

Der Biber hat einen sehr empfindlichen Geruchssinn und wittert sofort, wenn jemand sich nähert.
Der Biber hat einen sehr empfindlichen Geruchssinn und wittert sofort, wenn jemand sich nähert. | Bild: Ursula Ortlieb

Sie ließen sich in der Schmittenau, Wutach, Hohentengen und an der Schlücht nieder. Das Regierungspräsidium Freiburg verpflichtete mit Jahresverträgen Bettina Sättele als Teammitglied des Biber-Managements.

Sie hat die Lebensart der Biber erforscht

Sie war nie, wie allgemein vermutet, Angestellte oder Beamtin, sondern selbständige Mitarbeiterin. Seit 1997/98 hat sie sich auf Biber spezialisiert, ihre Lebensart erforscht, Lösungen erarbeitet und vor allem die Entwicklung der Biberpopulation in der Region von Beginn an miterlebt.

Der Biber ist neugierig Video: Ursula Ortlieb

Zuständig für Biberfragen und Projekte

Sie weiß, wie mit diesen Tieren umzugehen ist, damit Mensch und Umwelt gut damit leben können. Mit den zuständigen Kollegen Kerkhof und Glunk vom Regierungspräsidium habe es eine vertrauensvolle und effiziente Zusammenarbeit gegeben, sagt sie. Sättele war für den gesamten Regierungsbezirk Freiburg für Biberfragen und Projekte zuständig. „Ich hatte es gut im Griff und wurde optimal von den Kollegen unterstützt“, erzählt sie.

Vom A98-Tunnelbau bis zum Schlüchtsee

Als Sachverständige wirkte sie bei verschiedenen Projekten mit. Zunächst kam sie beim A98-Tunnelbau in Tiengen als Beraterin für Amphibien mit den Planern ins Gespräch und fand mit dem Bauteam (Launer/Bollinger) sowie Erich Linsin gute Lösungen für den Artenschutz. Auch am Schlüchtsee war sie beispielsweise beratend bei der Verlegung von Wasserleitungen und Entwässerung eingebunden.

Hier waren Biber am Werk: Sie ernähren sich von Baumrinde und Blättern. Wenn der Baum fällt, kommen sie besser an die Blätter.
Hier waren Biber am Werk: Sie ernähren sich von Baumrinde und Blättern. Wenn der Baum fällt, kommen sie besser an die Blätter. | Bild: Ursula Ortlieb

In der Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Verkehrs- und Straßenbau, auch bei Drainagen-Verlegung oder Verkehrsanbindungslösungen kommt man auf die Biberexpertin zu. Ziel ist es, Schäden durch Biber zu vermeiden, ohne den Naturschutz zu beeinträchtigen.

Der Umbruch im Bibermanagement beim RP

Nach dem Tod des Kollegen Kerkhof vom Regierungspräsidium gab es 2021 landesweit einen Umbruch im Bibermanagement. Das Gebiet wurde neu aufgeteilt. Einen großen Bereich übernahm ein junges Team, das erst noch Erfahrungen sammeln muss. „Erst jetzt zu lernen, dafür ist es eigentlich zu spät, denn die Biber sind hier, jetzt muss gehandelt werden und aus angeeignetem Wissen und Erkenntnissen der letzten 25 Jahre geschöpft werden“, meint Sättele.

Ein Biber hinterlässt Spuren Video: Ursula Ortlieb

Sie arbeitet weiter als selbstständige Expertin

Sie begrüße grundsätzlich, dass Gemeinden künftig eigenständig Konzepte und Maßnahmen entwickeln sollen. Als selbstständige Expertin bleibt sie für die Landkreise Lörrach, Waldshut und Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig. Die Biberstation Südschwarzwald, steht als Fachbüro für Biberfragen und Artenschutz bei Bettina Sättele in Birkendorf, in der Horbener Straße 21 zur Verfügung.

Für den Kugelwaldpfad wurde in diesem Frühjahr eine Bahn mit einem vom Biber bearbeiteten Baumstamm und einem Modell eines Biberbaus ...
Für den Kugelwaldpfad wurde in diesem Frühjahr eine Bahn mit einem vom Biber bearbeiteten Baumstamm und einem Modell eines Biberbaus gestaltet. | Bild: Ursula Ortlieb

Hier kann jedermann Rat und Hilfe erhalten. Informationen und Unterstützung bei Schutzprogrammen, Beantragung von Fördergeldern des Landes und vieles mehr gehören dazu. Da werden Beratungen, Empfehlungen und Hilfestellung zum Schutz, Pflege, Rettung von Tieren gegeben, sowie Öffentlichkeitsarbeit betrieben und Bibertouren angeboten.

Rund um den Biber und wohin man sich wenden kann:

Bettina Sättele hat derzeit zwei Biber in Pflege. Bei Revierkämpfen verletzen sich die Tiere oft schwer untereinander. Gebiete werden von Bibern hart auch gegen Artgenossen verteidigt. Die Sterblichkeit der Tiere liegt bei 70 bis 80 Prozent.

Verletzte Biber werden manchmal von Ehrenamtlichen der Tierrettung Südbaden, von der Polizei oder Privatleuten zu Sättele gebracht. Im April/Mai bekommen Biber Nachwuchs. Da sind die Tiere besonders scheu und wollen nicht gestört werden.

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