Die Zahlen der Sars-CoV-2-Infektionen steigen rasant – auf deutscher und Schweizer Seite des Rheins. Seit vergangenem Samstag gilt für Deutschland die gesamte Schweiz als Risikogebiet. Nirgendwo sonst sind die Beziehungen zwischen Deutschen und Schweizern so eng wie in unserer Region. Darum fragen sich viele Menschen: Sind die deutsche Corona-Warn-App und ihr Schweizer Pendant, die Swiss-Covid-App, mittlerweile kompatibel und tauschen Daten aus?

Große Einigkeit besteht darüber, dass das sehr sinnvoll wäre, denn so könnten auch Risikobegegnungen mit Menschen aus dem Nachbarland, die die Warnapp nutzen, erfasst und – im Falle eines späteren positiven Coronatests des jeweiligen Gegenübers – gewarnt werden. Kontaktnachverfolgung ist schließlich eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie.

Aber die Antwort lautet auch im neunten Monat der Corona-Pandemie und rund fünf Monate nach der Lancierung der Apps: Nein.

Was sagen die zuständigen Stellen in Deutschland und der Schweiz?

Das für die App zuständige Robert-Koch-Institut – bislang Ansprechpartner bei Fragen zu diesem Thema – verweist bei Fragen zur Interoperabilität der Corona-Warn-App nun an das Bundesgesundheitsministerium. Auf Anfrage des SÜDKURIER empfiehlt ein Ministeriumssprecher wiederum die Frage-und-Antwort-Seite des Ministeriums zur deutschen Corona-Warn-App. Dort ist zu lesen, dass derzeit ein Austausch mit den Apps anderer Länder derzeit noch nicht möglich sei. Und weiter: „Wir stehen schon im engen Austausch mit anderen Ländern, beispielsweise mit der Schweiz, Niederlande und Frankreich, um eine Interoperabilität über Landesgrenzen einrichten zu können.“ Allerdings: Bereits seit Mitte Oktober ist die Version 1.5 der Corona-App verfügbar, erstmals sollen nun Warnungen ausländischer Corona-Apps möglich sein: Solche gebe es nun von der italienischen Warn-App und von der irischen. Weitere Länder sollen folgen.

In der Schweiz ist die Kommunikation rund um die Swiss-Covid-App beim Bundesamt für Gesundheit angesiedelt. Sprecher Marco Stücheli erklärt: „Die Schweiz beteiligt sich zurzeit nicht am von der Europäischen Union aufgebauten System für den Austausch von Daten von Corona Warn-Apps.“ Er ergänzt: „Die Schweiz steht diesbezüglich mit der Europäischen Union in Kontakt.“

Technisch sind beide Apps – die deutsche und ihr Schweizer Pendant – gut miteinander zu vernetzen, wie Experten mehrfach bestätigten. Doch nach wie vor steht ein Rahmenabkommen mit der EU einer Einigung in diesem Fall des grenzüberschreitenden Datenaustauschs im Weg.

Bundes-Politiker fordern Verknüpfung

Und so mahnen die CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und Felix Schreiner, die sich Mitte August mit großer Öffentlichkeit nach Brüssel gewendet hatten, mit dem erklärten Ziel hier eine schnelle Lösung zu finden, am 23. Oktober in einer Pressemitteilung noch immer: „Im Rahmen der europaweiten Verknüpfung der Corona-App müsse nun auch endlich die Schweiz mit einbezogen werden: ‚Hier müssen Brüssel und Bern jetzt zusammen kommen, da ist höchste Eisenbahn!‘“

Unter dem Strich gehe es schließlich dabei um die Menschen am Hochrhein. Das hebt auch Rita Schwarzelühr-Sutter, die parlamentarische Staatssekretärin und Waldshuter SPD-Bundestagsabgeordnete, hervor. Sie forderte am 27. Oktober angesichts von Überlegungen der Landesregierung, die Grenze zur Schweiz möglicherweise für einige Zeit zu schließen: „Die Situation ist ernst, die Erkrankungen nehmen zu. Was soll ein einwöchiger Lockdown mit einer Grenzschließung tatsächlich bewirken? Zielführender wäre statt einer Law-and-Order-Grenzschließung endlich eine grenzüberschreitende Corona-Warn-App. Dies würde den Grenzgängern viel mehr bringen, die nach der Arbeit wieder zu ihren Familien zurückkehren. Da das Virus nicht zwischen Deutschen und Schweizern unterscheidet, wäre dies ein gutes Mittel. [...] Statt blinder Aktionen fordere ich die längst überfällige gemeinsame Corona-Warn-App für Deutschland und Schweiz, mit deren Hilfe eine transparente Nachverfolgung möglich ist.“

Und eine zweite bittere Pille gilt es im Dreiländereck zu schlucken: Während es bei der Schweizer App offenkundig am politischen Willen hapert, sieht es im Fall der französischen Corona-Warnapp anders, aber im Ergebnis auch nicht besser aus: Hier sei eine Kompatibilität aufgrund unterschiedlicher technischer Voraussetzungen nach derzeitigem Stand ausgeschlossen. An einer Lösung werde gearbeitet, doch wann diese kommt, sei noch nicht absehbar.

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