Sechs Wochen stand das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) in direkter Nachbarschaft von Waldshut und Dogern wegen der Jahresrevision still. In dieser Woche haben die Betreiber von der Atomaufsichtsbehörde, dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi), grünes Licht für das Wiederanfahren der Atomreaktoren bekommen.

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Vom deutschen Rheinufer gut erkennbar durch die Dampfwolke, die wieder aus dem Kühlturm empor steigt. Sowohl nach Auskunft des Kraftwerks selbst, wie auch laut des Berichts des Ensi sei die Revision ohne Komplikationen verlaufen. Wegen der Corona-Pandemie waren die Arbeiten deutlich gestrafft worden. Der ursprünglich geplante Austausch des Turbinenkondensators soll nun 2021 stattfinden.

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Im Zuge der Revision ersetzte das Kernkraftwerk 136 der insgesamt 648 Brennelemente. Zudem seien einzelne Erneuerungsarbeiten an der Leittechnik und an Steuerungssystemen „erfolgreich abgeschlossen worden“, wie die Medienstelle des Schweizer Kernkarftwerks auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Weitere Schwerpunkte bildeten Instandhaltungsarbeiten sowie wiederkehrende Prüfungen an Systemen und Komponenten.

800 statt 1700 externe Fachkräfte

Wegen des Coronavirus hatten die Verantwortlichen des Kraftwerks die Revision um zwei Monate verschoben, die Planung angepasst und das Zeitfenster deutlich gestrafft.

Das Kernkraftwerk Leibstadt ging nach mehrjähriger Bauzeit Ende 1984 in Betrieb. das Foto zeigt den Baufortschritt im Jahr 1981. Bild: ...
Das Kernkraftwerk Leibstadt ging nach mehrjähriger Bauzeit Ende 1984 in Betrieb. das Foto zeigt den Baufortschritt im Jahr 1981. Bild: Kernkraftwerk Leibstadt | Bild: Kernkraftwerk Leibstadt

Unter anderem wurde die zeit- und personalintensive Auswechslung des Turbinenkondensators im Maschinenhaus auf das kommende Jahr verschoben. Wegen dieses Großprojekts hätte die Revision ursprünglich 90 Tage gedauert.

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Die Planungsänderung war vom Ensi geprüft und für gut geheißen worden. Das Ensi hierzu: „Auch in der Pandemiezeit müssen die Schweizer Kernkraftwerke die regulatorischen Anforderungen an die Sicherheit erfüllen.“ Während der Revision arbeiteten zusätzlich 800 externe Fachkräfte im Kraftwerk, von denen maximal etwa 450 gleichzeitig auf dem Kraftwerksareal anwesend waren, so das KKL gegenüber unserer Zeitung.

Die Schweiz und die Atomkraft

Hätten die Arbeiten wie geplant stattgefunden, wären etwa 1700 externe Fachkräfte in Leibstadt aktiv gewesen. Für rund 350 von ihnen wäre auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik Albbruck eine Container-Siedlung eingerichtet worden. Von hier aus wären sie täglich zur Arbeit über die Grenze nach Leibstadt gependelt.

Intensive Arbeiten: Im Zuge der Jahresrevision 2020 wurden im Schweizer Atomkraftwerk Leibstadt auch Arbeiten an beiden ...
Intensive Arbeiten: Im Zuge der Jahresrevision 2020 wurden im Schweizer Atomkraftwerk Leibstadt auch Arbeiten an beiden Wasserabscheider-Zwischenüberhitzer vorgenommen. | Bild: privat, Kernkraftwerk Leibstadt

Die coronabedingte Grenzschließung zwischen Deutschland und der Schweiz hat diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Vorhaben, das die Präsenz von Personal aus Ländern wie etwa Portugal, Polen, Ungarn und Österreich in Albbruck bedeutet hätte, war vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in der Region zusehends kritischer gesehen worden.

Nach Abschluss der Arbeiten bekamen die Betreiber des im Dezember 1984 in Betrieb gegangenen Atomkraftwerks von der Schweizer Atomaufsichtsbehörde die Genehmigung für die Wiederinbetriebnahme. Diese schreibt dazu auf ihrer Homepage: „Das Ensi überzeugte sich davon, dass alle Revisionsarbeiten korrekt und gesetzeskonform ausgeführt wurden.“ Das Ensi habe am Ende der Hauptrevision 2020 die Schlussinspektion durchgeführt.

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Nach der Beurteilung der technischen Berichte und der Inspektions- und Kontrollergebnisse genehmigte das Ensi die Wiederaufnahme des Leistungsbetriebs. Die Anlage war am 29. Juni 2020 für die Instandhaltungsarbeiten heruntergefahren worden.

Herzstillstand bei Mitarbeiter

Während der Revision im Atomkraftwerk erlitt ein Mitarbeiter eines Drittunternehmens einen Herzstillstand und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Laut Mitteilung des Kraftwerks habe der Mann „das Spital vier Tage später wieder verlassen“. Die Klärung der Fragen, wie es zum Herzstillstand kam, seien noch im Gang.

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