Herr Walter, wie kommt ein Zöllner zur Lyrik?
Es hat mir schon als Kind Freude gemacht, Gedichte zu schreiben. Allerdings hatte ich als junger Mensch weder die Zeit noch die Muse, mich intensiv mit dem Schreiben zu beschäftigen. Die Flüchtlingswelle im Jahr 2015 hat dies jedoch geändert. Ich war beruflich nach Heidelberg zur Erstaufnahmeeinrichtung abgeordnet, wo wir für die Abläufe beim Eintreffen der Flüchtlinge verantwortlich waren. Diese großen Menschenmassen, die aus dem syrischen Bürgerkrieg geflüchtet waren, haben mich sehr beeindruckt. Und diese Eindrücke habe ich versucht, in Gedichten zu verarbeiten.
Erstlingswerk eröffnet sofort gute Perspektiven
Und diese Gedichte haben Sie dann auch gleich veröffentlicht?
Zwei Jahre später, im Sommer 2017, habe ich mit „Ein Zöllner wie Matthäus“ mein erstes Buch veröffentlicht. Es enthält Gedichte und Kurzgeschichten und ist irgendwie an Eugen Roth angelehnt, der mich mit seinem hintergründigen Humor sehr geprägt hat. Mir ist es wichtig, dass die Menschen Spaß beim Lesen meiner Texte haben.
Und das Buch war offensichtlich so erfolgreich, dass sich der Gill-Verlag aus Otterndorf bei Ihnen gemeldet hat?
Der Gill-Verlag wurde 2014 gegründet und verlegt Kinderbücher, Gedichtbände und Sachbücher. Als junger Verlag suchte er nach Schriftstellern, und ich hatte das Glück, einen Partner zu finden, der nicht nur meine Bücher verlegt, sondern mich auch in die große Welt der Literatur eingeführt hat. So war ich im Jahr 2018 erstmals in der Autorenrunde der Leipziger Buchmesse.
Und neue Bücher gab es auch von Ihnen?
Genau. Es folgte der Gedichtband „Glücklich verwurzelt“ und dann meine dritte Veröffentlichung „Laufwege“.
Zwischen Kunst und Kinderbüchern
Es ist aber nicht bei den Gedichten geblieben?
Mit „Bild findet Worte“, herausgegeben von Walter Zeis, machte ich einen Ausflug in die Welt der Kunst und im Jahr 2020 entdeckte ich meine neue Leidenschaft, das Schreiben von Kinderbüchern. „Der Kugelkaktus von Opa Alfons“, illustriert von der wunderbaren Celine van der Hoofd, erschien im November 2021. Und zwei Jahre später kam mein zweites Kinderbuch, „Toni Maroni und die Smaragdeidechsen“ auf den Markt.
Und dann kamen die Einladung nach Augsburg?
Die Word Poets Association, eine rumänische Literaturgesellschaft, hat mich nach Augsburg zum Jahrestreffen eingeladen und ich erhielt eine Auszeichnung für meine Werke. Heute bin ich Jurymitglied bei Poesiewettbewerben der Association.
Er gibt Musik die passenden Texte
Seit einiger Zeit sind Sie in einer ganz anderen Sparte tätig.
Es hat schon was mit Lyrik zu tun. Ich schreibe Texte für die Musik von Mike West. Bisher habe ich für zwei Musikalben von ihm die Texte verfasst. Allerdings schreibe ich auch für andere Musiker, insbesondere im Bereich der geistlichen Musik. Für den Chorleiter Stefan Thomas war ich auch mehrfach tätig.
Und jüngst wurde die Kantate „Horch auf, du träge Christenheit“ uraufgeführt. Wie war das für Sie?
Das war ein besonderes Erlebnis, meine Worte vertont in einer Kirche, von einem Chor gesungen zu hören. Begleitet wurde der Chor lediglich von Piano, Klarinette und Querflöte.
Welche Themen werden in der Kantate behandelt?
Es geht mir um den Frieden und ein christliches Leben. Ich wende mich dabei gegen Ausländerfeindlichkeit und Populismus. Aber auch der grassierende Antisemitismus treibt mich um. Geschichte darf sich nicht wiederholen. Das jüdische Leben in Deutschland darf nicht bedroht sein. Hier gilt es, Zeichen zu setzen, Wissen zu vermitteln und aufzuklären.
Zurück zu Ihnen und Ihrer Kunst, welche Projekte stehen an?
Ich bin mit der Kulturscheune Lauchringen in Kontakt, da muss man mal sehen, was sich hier entwickelt. Außerdem gibt es am 27. Dezember um 17 Uhr eine Veranstaltung in Dettighofen in Zusammenarbeit mit der Wittmerstiftung.