Omikron, die monatelang gültigen verschärften Maßnahmen und die damit verbundenen Einschränkungen und Umsatzrückgänge drücken erheblich auf die Erwartungen der Wirtschaft in der Region. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee hervor, an der sich 150 Unternehmen beteiligt haben. Gerade im Vergleich zum vergangenen Herbst sei die Stimmung in der Wirtschaft zum Jahresbeginn noch einmal etwas schlechter geworden.

Branchen schätzen Situation sehr unterschiedlich ein

Insgesamt betrachtet herrscht sehr viel Schatten – doch es gibt durchaus auch Licht, fasst Alexander Graf, bei der IHK für die Umfrage Verantwortlicher, zusammen. Besonders Handel und Dienstleistungsbranche seien demnach von den verschärften Corona-Bestimmungen in Mitleidenschaft gezogen worden, die seit Herbst sukzessive umgesetzt wurden.

Besser sieht die Lage im produzierenden Gewerbe aus, so Graf: „Zwar sind sämtliche Branchen von den globalen Lieferkettenproblemen, den gestiegenen Energiepreisen und dem Fachkräftebedarf betroffen, dennoch kommt das produzierende Gewerbe am Standort bisher am besten durch den Winter.“

Industrie bleibt weitgehend zuversichtlich

Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen habe sich laut der IHK-Umfrage die Stimmung in der Industrie im Vergleich zum Herbst deutlich verbessert. Das Stimmungsbarometer zeige deutlich nach oben, so Graf: „Mehr als die Hälfte der Unternehmen spricht dabei aktuell von einer guten Geschäftslage.“

Der Auslastungsgrad der Kapazitäten sei deutlich gestiegen und liege mit 88 Prozent deutlich über dem langjährigen Mittelwert. Zugleich berichte etwa die Hälfte der Betriebe von steigenden Auftragseingängen. Nur bei zwei Prozent der Industriebetriebe sei die Zahl der Aufträge rückläufig.

Allerdings ist auch die Zahl der Unternehmen leicht gestiegen, die ihre Lage als schlecht bezeichnen, so Graf in seinem Report: „Die regionalen Produktionsbetriebe kämpfen weiter mit den anhaltenden international gestörten Lieferketten. Dies hat teilweise auch Auswirkungen auf die Ertragslage.“ Diese bezeichnen aktuell 15 Prozent der Betriebe als schlecht, das seien etwa drei Prozentpunkte mehr als im Herbst.

Drastischer Stimmungseinbruch beim Handel

Die Einschätzung der Geschäftslage im Handel fiel zum Jahreswechsel deutlich negativer aus als noch im Herbst. Damals sprach noch gut ein Drittel der Befragten von einer guten Geschäftslage. Jetzt ist es weniger als ein Fünftel.

Gleichzeitig hat sich der Anteil der Händler, die sich nach eigener Angabe in einer schlechten Geschäftslage befinden, von 13 auf 22 Prozent erhöht.

Beinahe 60 Prozent der Betriebe berichten von stark gefallenen Umsätzen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nur 22 Prozent bezeichnen die Ertragslage noch als gut: „Offensichtlich gelang es einem Teil der Händler, über Kundenbindung und Onlineverkäufe das Weihnachtsgeschäft einigermaßen zu retten“, schildert Graf seinen Eindruck. Allerdings bezeichnen annähernd drei Viertel der Befragten das aktuelle Kaufverhalten der Kunden als „zurückhaltend“.

Möglicherweise tragen aber die aktuellen Erleichterungen, etwa die Aufhebung der 2-G-Regelung für einige Bereiche des Einzelhandels, zur Aufhellung der Stimmung bei.

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Dienstleistungsbereich: Einschätzungen fallen sehr gegensätzlich aus

Im Dienstleistungsbereich gehen die Beurteilungen der Lage weit auseinander. Allerdings hat sich die Zahl der Betriebe, die die Lage als schlecht einstufen verdoppelt. Ihr Anteil liegt nur bei 22 Prozent. 28 Prozent der Unternehmen haben deutliche Rückgänge beim Umsatz zu verkraften.

Dabei sei natürlich auch zu berücksichtigen dass sich Sparte wie die wie die Veranstaltungsbranche seit fast zwei Jahren „mehr oder weniger im Lockdown“ befinden, so Graf. Die Gastronomie bekam vor allem die harten Auflagen im Vorweihnachtsgeschäft zu spüren.

Immerhin: Mehr als ein Drittel der Betriebe verzeichne inzwischen eine steigende Nachfrage. Die möglichen Lockerungen in den nächsten Monaten könnten dazu beitragen, dass sich die Lage weiter verbessere.

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Perspektiven der Branchen weichen stark voneinander ab

Das stark divergierende Gesamtbild setzt sich auch im Hinblick auf die Erwartungen in den nächsten Monaten fort. Die Industrie ist dabei am zuversichtlichsten. Zwei Drittel der Betriebe erwarten zumindest gleichbleibende Geschäfte, ein Drittel rechnet mit Steigerungen.

Diesen Optimismus teilen Handel und Dienstleister nicht. Immerhin ein Drittel der Händler rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der Lage. Bei den Dienstleistern erwarten immerhin 41 Prozent einen gleichbleibenden Verlauf und 22 einen Rückgang in den Geschäften.

Die Investitionsabsichten im Produktionsbereich richtet sich einerseits in Richtung Ersatzbeschaffung aber vor allem auch auf den Umweltschutz und energetische Maßnahmen aus. Handel und Dienstleistung wollen derweil weiter vorwiegend in die Digitalisierung Geld stecken.

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Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung

Sorgen macht sich der Handel insbesondere wegen der weiteren Entwicklung in Sachen Corona. Es wird von den Betrieben als mit Abstand größtes Risiko für die Entwicklung in den nächsten Monaten angegeben. Der Industrie und dem Dienstleistungssektor bereiten derweil vor allem die e stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise Kopfzerbrechen. Auch der Fachkräfte verursache laut IHK zunehmend Probleme.

Im steigenden Fachkräftebedarf sowie in den steigenden Energiepreisen sieht auch ein Großteil der Dienstleistungsbetriebe die größten Herausforderungen für die weitere Geschäftsentwicklung.

Aufgrund der anhaltenden Dauer der Corona-Pandemie leidet auch rund jedes fünfte Unternehmen unter Eigenkapitalrückgängen und rund 12 Prozent unter Liquiditätsengpässen.

Insgesamt erwarten die Betriebe allenfalls im zweiten Halbjahr eine Verbesserung der gegenwärtigen Probleme. Generell fallen selbst Experten aber mittelfristige Prognosen schwer.

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