Etwas mehr als drei Monate ist es her, dass die Ortsumfahrung Oberlauchringen nach viereinhalb Jahren Bauzeit für den Verkehr freigegeben wurde. Seither rollt ein Großteil der Fahrzeuge nicht mehr durch den zuvor stark belasteteten Ortsteil Oberlauchringen, sondern über die Umgehungsstrecke Richtung Klettgau und umgekehrt.
Gewerbetreibende in Lauchringen sehen die Umfahrung überwiegend positiv, wie eine Umfrage dieser Zeitung im Januar ergeben hat. Obwohl es in der Ortsdurchfahrt nun ruhiger zugeht, verzeichnet ein Teil der Befragten keine Abnahme der Kundenfrequenz. „Wir haben überwiegend sogenannte Zielkundschaft“, erklärte Günter Dick, Inhaber des gleichnamigen Möbelgeschäfts im Riedpark.
Auch wenn das Ziel der Ortsumfahrung Oberlauchringen in erster Linie die Verringerung des Verkehrsaufkommens ist, lässt sich auf der 2,1 Kilometer langen Trasse möglicherweise zusätzlich Fahrzeit einsparen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, haben wir bei mehreren Testfahrten ausprobiert.
Start und Ziel der Teststrecken
Für unseren Selbstversuch haben wir zwei Strecken mit jeweils dem gleichen Start- und Endpunkt gewählt. Die Fahrt begann auf dem Parkplatz eines Möbelgeschäfts in der Schaffhauser Straße in Tiengen und endete auf dem Parkplatz des Friedhofs in Oberlauchringen unweit der Abzweigung der Ortsumfahrung in die Bundesstraße 34.
Auch die Zeit für den Rückweg haben wir jeweils gemessen. Dieser begann beim Friedhof in Oberlauchringen und führte zur Tankstelle in der Schaffhauser Straße in Tiengen, die dem Ausgangspunkt des Hinwegs genau gegenüber liegt.
Als Erstes fuhren wir von unserem Ausgangspunkt in Tiengen auf der Bundesstraße 34 durch Unter- und Oberlauchringen zum 4,5 Kilometer entfernten Friedhof in Oberlauchringen. Zurück ging es in der Gegenrichtung durch den Ort. Die 5,9 Kilometer lange Vergleichstrecke verlief über die Autobahn 98 und die neue Ortsumfahrung.
Unterschiedliche Tageszeiten
Den Selbstversuch haben wir während des Feierabendverkehrs am späten Nachmittag durchgeführt und an einem anderen Tag am frühen Nachmittag wiederholt.
Die Ergebnisse der Testfahrten
Auf der ersten Strecke bremtsen uns im Feierabendverkehr auf der B 34 zwei rote Ampeln – an der Kreuzung zur A 98 und auf Höhe der Martin-Luther-Straße – kurzfristig aus. Auch ein Radfahrer und einscherende Autos verzögerten ein zügiges Vorankommen. Am Ziel, dem Parkplatz beim Friedhof Oberlauchringen, zeigte die Stoppuhr 7 Minuten und knapp 37 Sekunden an.
Für die Gegenrichtung benötigten wir auf der gleichen Strecke sogar noch ein wenig länger. Acht Minuten und 14 Sekunden zeigte der Zähler an, als wir in Tiengen ankamen.
Nun folgte die Fahrt auf der A 98 mit dem neuen Teilstück der Ortsumfahrung Richtung Klettgau. Obwohl wir an der roten Ampel gefühlt ewig standen, bis wir auf die Autobahn einbiegen konnten, erreichten wir bereits nach knapp sechs Minuten und 29 Sekunden unser Ziel. Das ist mehr als eine Minute weniger als auf der Bundesstraße.
Die Rückfahrt ging noch schneller: Über die Autobahn benötigten wir vom Friedhof in Oberlauchringen bis nach Tiengen gerade einmal fünf Minuten und 55 Sekunden. Auf der Strecke gibt es keine Ampel und wir konnten größtenteils konstant 100 Stundenkilometer fahren.
Testfahrten außerhalb des Feierabendverkehrs
An einem anderen Tag wiederholten wir die oben beschriebenen Testfahrten. Diesmal war es kurz nach Mittag. Der Verkehr war deutlich weniger als bei den ersten Fahrten während des Feierabends. Auf der Ortsdurchfahrt benötigten wir diesmal nur knapp sechs Minuten.
Für die Strecke in der Gegenrichtung zeigte die Stoppuhr etwas mehr an – nämlich sechs Minuten und neun Sekunden. Am Übergang beim Kreisverkehr auf Höhe der Schulstraße hatten wir für ein Mädchen mit einem Roller angehalten.
Die Route über die A 98 schafften wir außerhalb des Feierabendverkehrs in vier Minuten und 52 Sekunden. Diesmal hatten wir zudem Glück an der Ampel bei der Auffahrt zur Autobahn, die rasch auf Grün wechselte.
Rückwärts vom Oberlauchringer Friedhof bis nach Tiengen dauerte die Fahrt über die Ortsumfahrung diesmal fünf Minuten und 14 Sekunden.
Unser Fazit
Die Ortsumfahrung Oberlauchringen wurde nicht für 25 Millionen Euro gebaut, damit Verkehrsteilnehmer schneller von A nach B kommen. Ihr Zweck ist es vielmehr, Unter- und Oberlauchringen vom Durchgangsverkehr zu befreien.
Dabei lässt sich jedoch auch minimal Fahrzeit einsparen, wie unser Test gezeigt hat. Im Schnitt geht es auf der Umfahrung gut eine Minute schneller voran als durch den Ort. Die Zeitersparnis ist sicherlich im Verhältnis gesehen größer, wenn man bereits in Tiengen-West auf die Autobahn und durch den Bürgerwaldtunnel fährt.
Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98
- 13. Oktober 2021: Rückenwind für Vorzugstrasse der Autobahn kommt aus dem Waldshuter Kreistag. Doch es herrscht Uneinigkeit über die Verkehrsprognose.
- 30. September 2021: Die Gemeinderäte aus Bad Säckingen, Wehr und Murg begrüßen A98-Vorzugstrasse, aber nicht in allen Fragen herrscht Einigkeit.
- 14. Juli 2021: Die Deges hat die neue Vorzugsvariante für den Autobahnabschnitt 6 zwischen Schwörstadt und Murg präsentiert. Außerdem liefert ein neues Verkehrsgutachten die Grundlage für die weitere Planung. Hier die Hintergründe.
- Juli 2021: Entscheidung in der Tunnelfrage im Abschnitt 5.
- Juli 2021: Äußerungen des Verkehrsministers: Erneut Wirbel um A98.
- Juni 2021: Spektakuläre Luftaufnahmen: Rundflug über die neue Autobahn bei Rheinfelden.
- Mai 2021: Wie kommen die Planungen der A98 voran? Wo stockt es? In diesem Artikel können Sie den aktuellen Stand jedes Abschnitts überblicken.
- März 2021: Diskussionen um den Tunnel im Abschnitt 5 (Karsau-Minseln) Ausführlichere Informationen zu den Hintergründen finden Sie hier.
- März 2021: Ist ein Basistunnel bei Waldshut denkbar? Lesen Sie hier mehr dazu.
- Februar 2021: Der BUND fordert einen Baustopp bei der A98.
- Dezember 2020/Januar 2021: Die neue Autobahngesellschaft übernimmt Zuständigkeiten des Regierungspräsidiums Freiburg.
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