Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel entsprechen dem Stand 21. Januar 2021.
Es war eine kuriose Situation, die sich in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres bot: Erst warben Paketshops entlang der Grenze damit, dass Schweizer ihre Pakete an der deutschen Lieferadresse abholen dürfen, ohne in Quarantäne zu müssen. Dann aber die Kehrtwende: Das Abholen ist doch nicht möglich. Der Hintergrund: Innerhalb weniger Stunden präzisierte das Landessozialministerium in der vergangenen Woche die Einreise-Quarantäne-Verordnung. Das Ergebnis: Bei den Anbietern und Kunden herrschte Verwirrung. Fakt ist derzeit: Das Abholen von Paketen als alleiniger Grund für die Einreise gilt als Einkaufstour und ist somit nicht ohne Quarantäne und Test möglich. Die Ware bleibt also in den Lagern liegen.
Alles war schon kommuniziert
„Wir haben es uns vom Ordnungsamt und Landratsamt bestätigen lassen, Newsletter an Kunden verschickt, die Medien haben publiziert, dass die Schweizer ihre Pakete abholen dürfen. Das hat eine Bestellwut ausgelöst. Dann ist das Ministerium zurück gerudert“, beschreibt Simon Kühn, Inhaber von My Paketshop in Bad Säckingen.
Zum Zeitpunkt der Meldung aus der Landesbehörde seien bereits viele Bestellungen eingegangen. Das Ordnungsamt Bad Säckingen erteilte daraufhin eine Ausnahmegenehmigung: Betroffene Kunden dürfen laut Information auf den Internetseiten des Anbieters ihre Bestellungen nun noch bis Samstag, 23. Januar, abholen. Dies gelte allerdings nur für Bestellungen, die bis zum 12. Januar aufgegeben worden sein. Kunden sollten dazu ihre Bestellbestätigung, etwa auf dem Smartphone, vorlegen.
Muriel Schwerdtner, Leiterin des städtischen Rechts- und Ordnungsamts, bestätigt: „Die Kunden haben darauf vertraut und Pakete bestellt. Wir haben es als verhältnismäßig angesehen, die Ausnahme zu genehmigen. Aber es ist nun schon ein paar Tage her. Die Sache läuft ohnehin bald aus.“
Schweizer nutzen die Ausnahmeregelung
Laut Kühn würden seine Kunden diese Möglichkeit durchaus nutzen. „Die Pakete trudeln nach und nach ein“, sagt er. Es sei durchgehend etwas los im Shop. Dennoch würden sich die Pakete im Moment im Lager stapeln. Wo sonst durchschnittlich etwa 2000 liegen, waren es zum Zeitpunkt des Gesprächs bereits 3800 Pakete.
Keine Zusatzkosten für längeres Einlagern
Unter den gegebenen Umständen verzichtet das Unternehmen darauf, Überlagerungsgebühren zu verlangen. Bereits nach dem ersten Lockdown im März sei zudem ein Verzollungsservice aufgebaut worden. Kühn: „Wir deklarieren die Ware, verzollen sie und versenden sie mit der Schweizer Post.“
Lager in Jestetten nur zu zwei Dritteln gefüllt
„Die Bestellungen sind natürlich zurückgegangen“, sagt Thomas Meyer, Leiter der Swiss-Paket-Filiale in Jestetten. Er spricht von einem Fünftel bis maximal einem Viertel des üblichen Bestellumfangs. Deshalb quillt sein Lager auch nicht über. Wo sonst durchschnittlich 2000 Pakete liegen, sei das Lager nur zu zwei Dritteln gefüllt. Meyer: „Hier liegt noch Ware, die vor einem halben Jahr eingegangen ist.“
Der Großteil bleibt liegen, bis die Kunden wieder kommen dürfen. Während des Lockdowns berechne er für das Lagern nichts. Es sei denn, dass die Ware im Zeitraum bis zum August, als die Kunden noch uneingeschränkt einreisen durften, bestellt worden und noch nicht abgeholt worden ist. Bekannte der Kunden, die sich aus einem triftigen Grund in Deutschland aufhalten, dürften mit einer Bevollmächtigung die Pakete mitnehmen.
Kunden handeln auf eigene Verantwortung
Trotz aller Einschränkungen bei der Einreise würden alle 15 Minuten ein, zwei Kunden in den Jestetter Shop kommen. Meyer: „Wir weisen die Kunden darauf hin, dass sie in eigener Verantwortung handeln. Wir geben die Pakete raus. Es ist nicht unsere Pflicht, zu kontrollieren.“
Derweil füllen sich die Regale in den zwei Paketshops und zwei XXL-Lagern von Europaketshop in Waldshut-Tiengen und Laufenburg. Laut Internetseiten des Unternehmens sind über 15.000 Pakete auf Lager, bei knapp 40.000 registrierten Kunden. Normalerwiese seien es um die 10.000 Pakete, sagt Anja Meyer vom Shop in Waldshut-Tiengen, um Weihnachten 20.000. „Es kommt was an, aber es ist weniger. Wir werden die Auswirkungen wahrscheinlich erst nach Wochen spüren.“
Liefertaxi in die Schweiz
Das Unternehmen bemühe sich, Möglichkeiten zu finden. Auch hier wurde schon beim ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr ein Liefertaxi eingerichtet. „Wir fahren Ware selbst in die Schweiz„, erklärt Meyer. Natürlich ärgerten sich die Kunden über die Zusatzkosten. Ansonsten müssen eben alle warten, bis sie wieder uneingeschränkt über die Grenze kommen dürfen.