Lange haben der Weiler Arzt Dirk Steffens und sein Team auf ihn gewartet, nun steht er nagelneu vor dem Gebäude des Palliativnetzwerks Lörrach am Kesselhaus in Weil: Der Wünschebus Südbaden.
Viel Energie und Herzblut hat Steffens in die Organisation reingesteckt. Der Bus, mit dem künftig todkranken Menschen die letzten Wünsche erfüllt werden sollen, ließ lange auf sich warten, aber nun ist er endlich einsatzbereit.
Bereits 2020 hat Steffens einen Spendenaufruf für das Projekt Wünschebus gestartet, und so seien schnell 70.000 Euro zusammengekommen, wie er erzählt. Eigentlich sollte das Projekt dann noch im selben Jahr starten, doch daraus wurde nichts.
Zu lange stand das Fahrzeug auf dem Fließband wegen Lieferengpässen beim Material. „Wir haben uns eineinhalb Jahre von Bestellung zu Bestellung gehangelt“, erzählt Steffens.
Auch vom Autohaus Ernst & König habe das Palliativnetzwerk 25.000 Euro Spenden erhalten. Danach ging das Fahrzeug zu einem Spezialausbauer. Bei der Vorstellung des Fahrzeugs ist auch Barbara Reiß aus Zell im Wiesental dabei. Sie arbeitet in einer Sozialstation und fand das Projekt so gut, dass sie backte, nähte und einkochte, um mit dem Verkauf ihrer Produkte Tausende von Euro als Spenden für den Wünschebus zu generieren. Auch sie freut sich beim Anblick des Fahrzeugs.
Das Projekt wird vollumfänglich durch Spenden finanziert. Denn die Krankenkassen würden eben nur das finanzieren, was medizinisch notwendig ist, wie Steffens erläutert.
Komfort für den letzten Wunsch
Der Mediziner zeigt gemeinsam mit seiner Kollegin Sandra Diemand den Bus. Von außen verrät nur die Schrift „Wünschebus Südbaden – das will ich noch erleben“, um was es sich bei dem Fahrzeug handelt. „Unsere Patienten waren schon zu oft in Krankenwagen, das brauchen sie nicht.“ Ganz ohne Blaulicht kommt der Wünschebus aus.
Auch verfüge der Bus über einen gewissen Komfort, hat etwa eine Lichteinheit, bei der der Patient die Farbe der Beleuchtung wählen kann, eine Sitzheizung und für längere Fahrten auch einen Fernseher. Auch Fenster gehören zu der Spezialanfertigung, der Patient kann während der Fahrt herausschauen, aber keiner hinein.
Aber wichtiger: Im Bus findet sich alles, was es braucht, damit Menschen ohne Symptomlast transportiert werden können. Eine fahrende Intensiv-Einheit nennt es Steffens.
Was will ich noch erleben?
Steffens erklärt, um was es geht: „Wir vom Paliativnetzwerk bekommen die Beschwerden unserer Patienten medikamentös und psychosozial in den Griff. Aber hier geht es um mehr: Um den einen Tag Normalität im Leben.“
Es gehe nicht um Bespaßung, sondern darum, diesen einen letzten Wunsch zu erfüllen von Menschen, deren Lebensende schon bald bevorsteht.

Die Wünsche seien vielfältig, aber meist realistisch und nicht besonders imposant. Oft ginge es um ganz banale Dinge, die aber nicht mehr möglich seien, weil die Patienten nicht mehr mobil seien.
So erzählt Steffens von einem aktuellen 26-jährigen Patienten, der sich nichts sehnlicher wünscht als noch einmal seine Oma zu besuchen. Wenn etwas nicht mehr geht, merkt man, dass es fehlt.
Die Freude hält an
Weitere positive Auswirkungen: Der Wünschebus ist auch da, um noch einmal einen Sinn im Leben zu geben. Die Vorfreude, sobald der Patient weiß, dass sein Wunsch erfüllt werde, schütte Endorphine aus, dies steigere auch längerfristig die Lebensqualität. Und nach dem Ausflug hält die Freude nach.

Und dazu bekämen die Patienten auch ein Fotoalbum mit Erinnerungen an den Tag mit nach Hause. „Das ist eine Herzenssache von mir“, sagt Steffens.
Wie die Wünsche erfüllt werden
Schon bald sollen mit dem Wünschebus die ersten Wünsche von Patienten erfüllt werden. Doch zuerst setzt sich der Ethik-Rat zusammen, hier besprechen die Mitarbeiter die einzelnen Wünsche der Patienten und ihre Machbarkeit wird geprüft. „Ziel ist es, jeden Wunsch machbar zu machen“, so Steffens.

Für alle Patienten aus Südbaden
Der Wünschebus sei ganz bewusst abgekoppelt vom Palliativnetz Lörrach, das Steffens leitet. Denn er sei nicht nur für dessen Patienten gedacht.
Alle Patienten aus ganz Südbaden dürfen sich für den Wünschebus anmelden. „Der Bus soll Brückenschlagen zu anderen Einrichtungen, dass man in Kontakt kommt und künftig zusammenarbeitet“, so der Wunsch des Weiler Mediziners.