Maja Tolsdorf

Der Name Trottoirfest ist genial, weil er einzigartig ist. Denn in der Region heißen solche Feste für gewöhnlich Straßenfest, Stroßefescht oder Stadtfest. Und selbst bei der Suche nach „Trottoirfest“ im Internet führen die Einträge nur in eine Stadt: nach Rheinfelden. Nach zwei Jahren Corona-Pause kann das Fest in diesem Jahr wieder gefeiert werden. Und zwar vom 26. bis 28. August auf der Alten Landstraße und dem Friedrichplatz.

An die Einzigartigkeit hatten die Initiatoren vor mehr als 50 Jahren bei der Namensgebung aber nicht gedacht, wie Thomas Schmiederer, der Vorsitzende des Trottoirfestvereins, erklärt. Das Fest sei ins Leben gerufen worden, weil der Kraftsportverein (KSV) dringend Geld für eine neue Ringermatte gebraucht hat.

Hier spielt die Musik: Ende August geht in Rheinfelden wieder das Trottoirfest über die Bühne.
Hier spielt die Musik: Ende August geht in Rheinfelden wieder das Trottoirfest über die Bühne. | Bild: Horatio Gollin

Dafür hatte der KSV unter der Leitung von Franz Zachacker 18 Vereine zusammengetrommelt. Die Hütten seien einst dicht an dicht auf dem Gehsteig der Kronenstraße gestanden, beschreibt der stellvertretende Vorsitzende Helmut Augsten. Den Tipp zur Namensgebung habe dann Klara Spang parat gehabt. Sie meinte zu Zachacker: „Nenn‘ es doch einfach Trottoirfest.“

Trottoirfestfamilie hält zusammen

Nach zwei Jahren Corona-Pause kann deshalb vom 26. bis 28. August nun das 53. Trottoirfest gefeiert werden. Dass Thomas Schmiederer und Helmut Augsten sich darauf riesig freuen, ist ihnen im Gespräch mit dieser Zeitung anzumerken. „Uns gibt es noch, die Trottoirfest-Familie hat zusammen gehalten“, sagt Helmut Augsten. Und wer beim Fest zu dieser Familie gehören will, könne am Eingang gegen eine Spende ein Festbändel erwerben.

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Augsten: „Das kam 2019 gut an, wir hoffen, dass es dieses Mal auch so gut läuft.“ Andere Feste hätten die Corona-Krise nicht überstanden. Die Pandemie habe bei vielen Vereinen zum Mitgliederschwund geführt. So werde es für viele zunehmend schwer, Helfer für den Budenbetrieb zu finden. In Rheinfelden sei die Festlandschaft aber noch in Ordnung, denn das Dorffest Minseln fand ebenso statt, wie das Sommernachtsfest der Schmugglergilde in Warmbach Anfang August und das Bierfest der Latschari Ende Juli stattfinden werden.

Bruno Dürrholder tritt ab

Auch im Trottoirfestverein hat es im vergangenen Jahr Veränderungen gegeben – aber positive. Denn der Generationenwechsel im Vorstand ist gelungen. Der 83-jährige Bruno Dürrholder wollte als Vize-Vorsitzender im November 2021 nicht mehr kandidieren, weshalb Helmut Augsten nun erstmals das Trottoirfest als stellvertretender Vorsitzender mitorganisiert. „Aber ich war schon immer dabei“, sagt er. Deshalb hat er ebenso wie Thomas Schmiederer einige Anekdoten zu erzählen. Etwa von Autos, die beim Aufbau des Festes das Parkverbot ignoriert hatten. Und weil der Besitzer eines Wohnmobils nicht ausfindig gemacht werden konnte, sei das Fahrzeug stehengeblieben und ins Festgeschehen integriert worden.

In diesem Jahr sehen sich die Organisatoren mit neuen Vorschriften für Baustromkästen konfrontiert. Diese müssten nun mit einer speziellen Schutzeinrichtung ausgerüstet sein. Ein Umrüstsatz koste 700 Euro, 21 solcher Kästen braucht es für das Trottoirfest, das wären 4000 Euro, wenn man diese ausleihen würde, erklärt Schmiederer. „Da poppen dann plötzlich Kosten auf, an die man vorher nie gedacht hätte.“ Nun habe man es so gelöst, dass sich zwei bis drei Vereine einen Stromkasten teilen, ebenso wie die Rechnung. Doch daran werde das Fest nicht scheitern, sagt der Vorsitzende.

Vielfalt auf den Showbühnen

Beim Programm setzten die Organisatoren auf Vielfalt. Schmiederer: „Es wird ein breit gefächertes Musikprogramm geben, bei dem für jeden etwas dabei ist.“ 16 Vereine sind dabei und damit einer weniger als noch 2019, denn die alevitische Gemeinde wird dieses Mal nicht teilnehmen. Zudem ist der Schützenverein Karsau mit dem Schießstand nicht mit dabei. Neu ist der Ami-Treff Dreiländereck (US-Cars, Bikes und Oldtimer) und damit eine Ausnahme.

Denn eigentlich sind zum Trottoirfest unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ nur Rheinfelder Vereine zugelassen. Doch die Mitglieder des Trottoirfestvereins haben diese Ausnahme gemeinsam beschlossen. Andernfalls wäre laut Schmiederer für die teilnehmenden Vereine mit einem Aufpreis zu rechnen gewesen. Sorge, dass nach der Corona-Pause nun weniger Besucher kommen, haben Augsten und Schmiederer nicht. Beim Besuch von anderen Festen hätten sie gesehen, dass es Vorbehalte aus Angst vor Ansteckung offenbar nicht gebe: „Das Nollinger Dorffest ist aus allen Nähten geplatzt“, sagt Thomas Schmiederer.