Feiern und helfen
So viel ist ausgefallen in diesem Jahr, man erinnert sich kaum an das, was stattfinden konnte. Dabei gab es in Rheinfelden so einiges an Veranstaltungen, Feiern und wohltätigen Aktionen: Allen voran der Fasnachtsumzug beider Rheinfelden im Februar, der kurz vor dem Ausbruch der Pandemie noch stattfinden konnte.
Aber auch die Aufräum- und Putzaktionen am Rhein im März und September, die erste Modelleisenbahnbörse im Bürgersaal im Januar, das Autokino im Sommer mit Filmen, Konzerten und Comedy oder die Eröffnung der Faith Art Community im Kontor Beuggen.
Im Februar würdigte das Bundesministerium für Familie das Lokale Bündnis für Familie in Rheinfelden als „Bündnis des Monats“. Im März reiste Armin Zimmermann, Leiter des Sozialamts, nach Kamerun, um in den Unruhen zwischen Regierungstruppen und Rebellen zu vermitteln.
Das Awo-Schatzkästlein wurde nach einem Wasserschaden 2019 während der Corona-Pause renoviert, Kleider spenden wurde allerdings schwieriger: Einige Altkleidercontainer wurden abgebaut, nachdem dort Müll abgelegt wurde und die Weltmarktpreise für Altkleider eingebrochen sind.
Nach Tokio gelaufen sind trotzdem die Mitglieder des TuS Adelhausen – jedenfalls symbolisch mit knapp 13.000 Kilometern in vier Monaten. Statt Trottoirfest gab es im August einen Drive-in mit Kesselfleisch. Das Frühlingsfest wurde wenige Tage vor Eröffnung abgesagt, dafür kamen die Schausteller im September für den Herbstrummel wieder.
Bauen und sanieren
2020 war nicht nur das Jahr des Virus, sondern auch das der Bauprojekte. Im Januar begann die Sanierung des Nollinger Rathauses, des ältesten in der Stadt. Im März ging der gemeinsame Gutachterausschuss von Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen und Schwörstadt für Gebäude und Bodenrichtwerte an den Start.
Um zur Entspannung der Wohnungssituation in Rheinfelden beizutragen, gab es mehrere Spatenstiche: An der Josefstraße etwa entstehen 21 Eigentumswohnungen, am Herbert-King-Park 40 Mietwohnungen und im Quartier Römerstraße wurde Richtfest für den ersten Bauabschnitt zu 94 Wohnungen gefeiert. Auch die Planungen für das neue Bürgerheim wurden immer konkreter – und sehen nun mehr Kosten für die Bewohner vor.
Ein großes Bauthema war wieder einmal der Verkehr: Der Herrschaftsbucktunnel für die A 98 konnte doch nicht in diesem Jahr eröffnet werden, dafür musste die Dultenaugrabenbrücke aufgrund von Setzungen des Erdreichs Ende September in Fahrtrichtung Rheinfelden gesperrt werden. Das belastet vor allem die Anwohner in Degerfelden, wohin Autofahrer ausweichen – was zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Ordnungsamt und einem Anwohner geführt hat, der mit einem Vogelhaus in Blitzeroptik den Verkehr beruhigen wollte.

Immerhin geht es beim Radverkehr voran: Der Radweg zwischen Adelhausen und Maulburg ist fertig geplant, während sich der Radweg zwischen Karsau und Nordschwaben zur Rennstrecke entwickelte, was für Ärger sorgte.
Die Innenstadt war im Sommer geprägt von Baustellen, so hat etwa der Bau des Nahwärmenetzes begonnen. Die Friedrichstraße war zeitweise gesperrt, als der Durchlass über den Dürrenbach ersetzt wurde. Weiter unten am Rhein ist das Sunnebuggele entstanden, ein Platz zum Verweilen, der nicht allen gefällt.
Ärger gab es auch um Fußballplätze: In Nollingen musste ein Vater den Bolzplatz für seinen Sohn wieder rückbauen, weil er unerlaubt Kies aufgeschüttet hatte. In Warmbach entsteht derweil das neue Sportzentrum des Fußballstadtvereins (FSV), bei dem sich die Berechnung für die Entsorgung belasteter Erde als falsch erwies – was Mehrkosten von 200.000 Euro nach sich zieht. Und auch mit dem neuen Feuerwehrgerätehaus, das an der Römerstraße entstehen soll, sind nicht alle glücklich, wegen des geplanten Zwischenlagers für Dioxin-Erde und Sorgen um den Lärm.
Nicht bauen muss die Stadt einen Campingplatz, für den schon häufiger ein geeigneter Ort gesucht wurde: Wie sich im November im Bau- und Umweltausschuss herausstellte, hat die Stadt bereits einen Campingplatz, nämlich am Flugplatz Herten. Die Luftsportgruppe wird sich von der Fläche aber wohl trennen. Erst einmal nicht bauen wird die Stadt wohl auch an den Bushaltestellen, diese müssten laut Personenbeförderungsgesetz bis 2022 eigentlich barrierefrei werden, was jedoch zu teuer wird.
Dafür steht in der Schildgasse ein neues Bauprojekt an, der Kreis wird die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete neu bauen, die Kosten übernimmt das Land. Ein weiteres Bauprojekt ist derweil noch sehr umstritten: Die Alperenler-Moschee will einen muslimischen Kindergarten mit 40 Plätzen bauen. Die Verwaltung ist dafür, der Gemeinderat dagegen.
Zerstören und ordnen
Nicht nur gebaut wurde in diesem Jahr, sondern auch zerstört: Im Januar fanden sich rechte Schmierereien in der Bahnunterführung, im Februar warfen Unbekannte einen Gegenstand gegen die neusanierte Fensterscheibe der Christuskirche.
Doch die Stadt schafft Ordnung: Am Haus Salmegg wurde der Alkoholkonsum verboten, nachdem es 2019 dort mehr als 100 Verstöße und alkoholbedingte Straftaten gegeben hatte. Und: Die Stadt bekam einen kommunalen Ordnungsdienst, der zunächst vor allem mit den Corona-Verordnungen beschäftigt war.
Jubilieren und Wechseln
Auch in diesem Jahr gab es so einige Jubiläen, die vielfach nicht so recht gefeiert werden konnten. Trotzdem freuten sich die Mitglieder beispielsweise über 50 Jahre Ohräquäler, 60 Jahre Froschen-Clique, zehn Jahre Freiwilligenagentur, 15 Jahre Freundeskreis Asyl, 25 Jahre Freundeskreis Fécamp, 30 Jahre Café im Bürgerheim oder 50 Jahre SPD-Ortsverein Minseln-Dinkelberg.
Gleichzeitig gab es so einige Wechsel in der Stadt: Henrike Fuder übernahm von Claudius Beck die Leitung des Kulturamts, Kristin Schippmann folgte als neue Kämmerin auf Udo Düssel. Gabriele Zissel von der WST übergibt das Stadtmarketing zum Jahresende an Steffen Günther.
Gegangen sind oder gehen werden auch zwei Stadtplaner vom Bauamt, der Klimamanager Frank Phillips sowie WST-Leiter Elmar Wendland – und Bürgermeisterin Diana Stöcker bewarb sich für ein Bundestagsmandat. Dafür bekam die Seelsorgeeinheit Rheinfelden mit Andreas Brüstle einen neuen Priester, das Polizeirevier mit Bernhard Weis einen neuen Leiter.
Finanzen und Wirtschaft
Finanziell begann das Jahr mit einem Rückschlag: Die Stadt musste 3,2 Millionen Euro an Gewerbesteuern an Evonik zurückzahlen. Zusammen mit den Auswirkungen der Pandemie führte das zu einer sehr sparsamen Haushaltsplanung für 2021 – mit einem Defizit von rund 8,2 Millionen Euro.
Der Gemeinderat erhöhte die Gewerbe-, Grund-, Vergnügungs- und Hundesteuern und erwägt eine Pferdesteuer. Auch die Unternehmen hatten es nicht leicht in diesem Jahr, die Media Group Medweth GmbH und die OZ Verlagsgruppe meldeten im Februar Insolvenz an, betroffen waren 60 Mitarbeiter.
Im September beantragte die Aluminium Rheinfelden Gruppe ein Schutzschirmverfahren, die Holding meldete Insolvenz an. 55 Mitarbeitern wurde gekündigt. Dafür ist das Gewerbegebiet Sengern fertig erschlossen, Fisher Clinical Services nahm Ende des Jahres seine neue Europa-Zentrale in Herten in Betrieb. Im Sommer zogen erste Geschäfte in das neue Hochrheincenter II.
Oberbürgermeisterwahl
Der April stand in diesem Jahr im Zeichen der Oberbürgermeisterwahl: Mit 95 Prozent wird Klaus Eberhardt als einziger Kandidat in seinem Amt bestätigt.
Bei einer Wahlbeteiligung von 26 Prozent stimmten nur 175 Bürger persönlich ab, die anderen wählten vielfach coronabedingt per Brief. Der Wahl voraus gingen teils harsche Reaktionen der Bürger, welche eine Wahl unter Pandemie-Bedingungen und mit nur einem Kandidaten als falsch empfanden.