Der neue Abschnitt der A98 führt durch den Herrschaftsbucktunnel und soll die Rheinfelder Kernstadt vom Durchgangsverkehr Richtung Schaffhausen entlasten. Er ist ein weiteres Puzzlestück in der unendlichen Geschichte des Ausbaus der A98 Richtung Osten.

Der Tunnel ist mit 480 Metern so kurz, dass es immer Licht am Ende des Tunnels gibt. Die weißen Wände verstärken den hellen Eindruck. Das Besondere an der Farbe wird dem Laien zunächst gar nicht bewusst, aber Jens Schenk vom Regierungspräsidium Freiburg erklärt beim Tunnelrundgang, dass es erst seit Kurzem möglich ist, Autobahntunnel weiß zu streichen. Das bringt nicht nur mehr Helligkeit und damit Sicherheit. Die weißen Wände seien auch viel leichter zu reinigen, fügt Udo Gütle von der Autobahn GmbH hinzu, die seit Anfang des Jahres für Bau und Betrieb aller Autobahnen in Deutschland zuständig ist.

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Erdbewegungen von 1,5 Millionen Kubikmetern, zwölf Jahre Bauzeit und 135 Millionen Euro für 2,8 Kilometer Autobahn – die Zahlen legen die enormen Dimensionen dieses Straßenbauwerks offen, das je nach persönlicher Einstellung den Mund vor Ehrfurcht ob der Ingenieurleistung oder vor Schreck ob dem Eingriff in die Landschaft offenstehen lässt.

Für Wolfgang Grandjean, Sprecher der Autobahn GmbH, ist die Fertigstellung jedenfalls ein bewegender Moment. Denn Autobahnneubauten gibt es in Deutschland nur noch selten. Das bedeutet auch: Die 2,8 Kilometer Autobahn-Abschnitt der A98 gehören zu den modernsten im Land.

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Das zeigt sich nicht nur im Herrschaftsbucktunnel, wo die Bordsteine auf drei Zentimeter abgesenkt wurden und sich an allen Notausgängen Türöffner in entsprechender Höhe befinden, um etwa Rollstuhlfahrern im Ernstfall das Entkommen aus dem Tunnel zu erleichtern. Der kurze Tunnel ist auch ein Hightech-Bauwerk: Laut Scheck rechnet man beim Tunnelbau mit 100 Kilometern Kabel pro Kilometer Straße. Ein elektronisches Alarmsystem sperrt beispielsweise automatisch die Zugänge zum Tunnel, sobald dort der Notruf betätigt wird.

Von der ursprünglichen Idee, die Lkw von Osten her bei Stau vor dem Autobahnzoll östlich des Herrschaftsbucktunnels warten zu lassen, sind die Planer wieder abgerückt. Gibt es nun Stau vor dem Zoll, dürfen die Lastwagen von Osten her im Autobahndreieck nicht direkt auf die A861 wechseln, sondern müssen den Umweg über den Anschluss Lörrach-Ost fahren und sich von Westen anstellen. Um dies den Lkw-Fahrern mitzuteilen, wurden auf dem neuen Autobahnabschnitt sechs Schilderbrücken und drei Prismenwände mit veränderlichen Anzeigen angebracht. Auf der Brücke im Autobahndreieck haben die Leitplanken die höchste Sicherheitsstufe; sie halten einem Aufprall mit über 70 Stundenkilometern stand.

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In den 60-er Jahren, als die A98 erstmals geplant wurde, war noch keiner der drei Männer in seinem Beruf tätig. Aber Grandjean weiß, wie viel sich seit damals verändert hat: „Die Straßen wurden für 7,5-Tonnen-Lkw geplant. Heute bauen wir sie für Vierzigtonner.“

20.000 Fahrzeuge pro Tag lagen dem Abschnitt 4 ursprünglich als Planung zu Grunde. Zur Eröffnung werden es bereits 100.000 sein. Aber auch das gewachsene ökologische Bewusstsein, sofern man beim Autobahnbau davon sprechen kann, hat starken Einfluss auf die Ausführung des Abschnitt 4: Die Brücke östlich des Herrschaftsbucktunnels wurde einzig gebaut, um in diesem Waldbereich die Kaltluftzufuhr zu gewährleisten.

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Derzeit bauen noch vier Arbeiter in mühsamer Handarbeit mit einer Geschwindigkeit von 100 Metern pro Tag sieben Kilometer Wildschutzzaun um das gesamte bergige Gelände des Autobahndreiecks – mit Untergrabschutz gegen Wildschweine und Überkletterschutz gegen Luchse.

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