Todtnau-Aftersteg – Als erster Ortsteil von Todtnau hat sich Aftersteg am Freitagabend klar gegen den geplanten Windkraftpark Lailehöhe positioniert. Der Ortschaftsrat sprach sich einstimmig gegen das geplante Vorranggebiet aus, das vier Windräder oberhalb der Ortschaft vorsieht. Auch zahlreiche Bürger äußerten sich kritisch in der Sitzung im Rathaus Aftersteg.

Ortschaftsrat Winfried Wissler brachte es auf einen Nenner und sprach für praktisch alle Anwesenden: „Der Schaden ist größer als der Nutzen.“ Dabei haben es sich die Aftersteger mit dieser Entscheidung nicht leicht gemacht. Zunächst hatten die Einwohner in einer Art Bürgeranhörung Gelegenheit, Stellung zu beziehen. Das tat die Mehrheit im Saal und brachte ihre Bedenken eine Stunde lang vor. Dann erörterte der Ortschaftsrat anhand eines Zehn-Punkte-Plans die Thematik und fasste nach gut zweistündiger Debatte den einstimmigen ablehnenden Beschluss, der nun nach Todtnau übermittelt wird. Ortsvorsteher Gerhard Rasch fasste zusammen, dass das Gremium „die Ausweisung des Vorranggebiets Lailehöhe als nicht verhältnismäßig betrachtet“. Mensch und Natur würden durch vier mindestens 260¦Meter hohe Windräder über Gebühr belastet, so der Tenor im Ortschaftsrat.

Ein Bürger wollte zu Beginn der Sitzung die Pro-Argumente hören. Rasch fasste die beiden Punkte zusammen: Klimafreundliche Stromerzeugung einerseits, finanzielle Vorteile für die Gemeinde andererseits. Wie hoch die Pacht für Todtnau ausfällt, blieb letztlich aber unklar. Dann hagelte es Bedenken. Ein Bürger wollte wissen, ob Todtnau noch Luftkurort sei, wenn insgesamt sieben Windräder auf die Lailehöhe kommen. Rasch räumte ein, dass ein Nachteil für den Tourismus zu erwarten sei, vermutlich auch ein finanzieller Verlust.

Eine Bürgerin fragte nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung und möglichen gesundheitlichen Gefahren durch die Anlagen. Der Infraschall könnte Auswirkungen auf den Zustand ihres am Herzen operierten Vaters haben, lautete ihre Befürchtung. Rasch antwortete, dass die gesundheitlichen Auswirkungen durch Windkraftanlagen noch weitgehend unerforscht seien. Der nächste Aftersteger sprach die Gefahr für das Trinkwasser und den drohenden Schattenwurf an und befand: „Wahnsinn, was da momentan abgeht!“ Der Schwarzwald solle mit Windrädern „zugepflastert“ werden, wobei die Abstände zur Wohnbebauung in Hasbach viel zu gering seien. Rasch pflichtete bei: „Bei den Mindestabständen wird mit unterschiedlichem Maß gemessen.“

Der nächste Bürger gab zu bedenken, dass zu Spitzenzeiten zu viel Strom produziert werde, weshalb vorrangig in Speichertechnologie investiert werden müsse. Dann meldete sich ein Befürworter der Windkraft zu Wort. Er sei ein junger Bürger und er sei für zwei, drei Windräder offen. Die 10,5 Hektar Waldverlust seien für den Klimaschutz nicht relevant. Auch diese Stimme wurde ernst genommen.

Ortschaftsrat Jürgen Klenk sprach die Artenvielfalt an, die durch eine „Autobahn“ für die Windräder genauso in Gefahr sei wie die Quellen. Winfried Wissler pflichtete bei: „Beim Bau des Kiosks Wasserfall hat man nicht eine Schaufel Erde vom Felsen kratzen dürfen wegen einer Quelle 50 Meter unterhalb. Da oben am Berg gilt das alles nicht.“ Rasch führte auch die Bodenverdichtung, die Schwammfunktion des Waldes und den Hochwasserschutz an. Ortschaftsrat Stefan Asal platzte heraus: „Windradhöhen von 280 Metern sind fernab jeder Realität.“ Wissler sprang ihm bei: „Das sind Riesen!“ Eines könne er sich noch vorstellen, „aber mit vieren machen wir uns selbst kaputt“.

Nach der Bürgeranhörung kam der Ortschaftsrat in seiner Erörterung zu verblüffend ähnlichen Resultaten. Ortschaftsrätin Susanne Strittmatter erinnerte daran, dass die Lailehöhe als FFH-Schutzgebiet mit ihrer kostbaren Flora und Fauna sowie als Biosphärengebiet besonders wertvoll sei. Wissler ergänzte, dass der Höhenzug noch vor kurzer Zeit komplett unter Naturschutz gestanden habe. Am Ende fasste Ortsvorsteher Rasch zusammen, dass die Verhältnismäßigkeit bei dem Projekt nicht gegeben sei: „Der zu erwartende Gewinn steht nicht im Verhältnis zum Verlust an Lebensqualität und Naturraum.“ Die Klimaschutzfunktion werde vor Ort durch Waldzerstörung zunichte gemacht, so der einstimmige Beschluss.