Bürgermeister Michael Engesser ist kürzlich mit der Idee nach vorne geprescht, die Gemeinde Fröhnd als Standort für Windkraftanlagen zu bewerben. Dass ein solcher vergleichsweise ungewöhnlicher Schritt viele Fragen – teils auch kritische – aufwerfen werde, sei ihm bewusst gewesen, so Engesser. Er hatte sogar zum Dialog aufgerufen, um Missstimmung beim durchaus umstrittenen Thema Windkraft zu vermeiden. Diesen will er nun über die Gemeinde-Website weiterführen.

„Diskussionen um Windenergie können ganze Gemeinden spalten. Mir als Bürgermeister ist ein offener Dialog von Anfang an sehr wichtig, um die Bürger möglichst objektiv zu informieren.“ Seit der Berichterstattung hätten ihn zahlreiche Fragen erreicht, viele würden sich ähneln, weshalb er nun auf der Homepage www.froehnd.de (unter der Rubrik Projekte) einen Fragen-/Antworten-Katalog eingerichtet hat, der nach und nach ergänzt werden soll.

Verlässliche Einnahmequelle

Die finanzielle Situation der Gemeinde Fröhnd bereitet Engesser Kopfzerbrechen. Um die Selbstständigkeit der Gemeinde wahren zu können, müsse Geld in die Kasse kommen – viele Möglichkeiten habe die Gemeinde nicht beziehungsweise seien die meisten bereits ausgeschöpft. Verlässliche Einnahmen in entsprechender Höhe, die der Gemeinde über viele Jahre hinweg gesichert zur Verfügung stünden, seien aus Sicht Engessers Windkraftanlagen, weshalb er diese Idee nun voranbringen möchte. „In den vergangenen Tagen und Wochen wurde ich immer wieder angesprochen oder habe Nachrichten geschickt bekommen – oftmals sind es die gleichen Fragen“, sagt Engesser auf Anfrage. Um allen zeitnah eine Antwort auf ihre Fragen geben zu können, sei der Fragenkatalog ein geeignetes Instrument.

Insgesamt freut sich der Bürgermeister über die vielen Reaktionen. „Das ist das, was ich möchte. Ich will, dass wir offen über das Thema diskutieren und dass allen klar wird, um was es geht. Die Bürger sollen wissen, über was sie später entscheiden werden.“ In der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 23. Februar (19.30 Uhr, Gemeindehalle Fröhnd), soll das Gremium entscheiden, ob dem Bürgermeister der Auftrag erteilt wird, aktiv auf entsprechende Unternehmen zuzugehen. Sobald Angebote vorliegen, soll auf Grundlage dieser ein Bürgerentscheid auf den Weg gebracht werden.

Zu den bisher gestellten Fragen gehört etwa der finanzielle Nutzen: Was ist, wenn die Windräder weniger Strom produzieren als angenommen? Engesser erklärt, dass sich die Einnahmen für ein Windrad aus zwei Bestandteilen zusammensetzen. Zum einen die weitaus höhere Landpacht, deren Betrag bei Vertragsabschluss fixiert werde. Zum anderen die variable Einspeisevergütung, welche je nach Windverhältnissen jedes Jahr unterschiedlich sein würde. Schon alleine die fixen Pachteinnahmen würden der Gemeinde über Jahre hinweg hohe Einnahmen bescheren. Weitere Fragen drehten sich etwa um das Thema Gefahren durch Eisschlag. Einige Bürger befürchten, dass Skifahrer durch herabfallende Eisstücke von Rotorblättern verletzt werden könnten. Engesser hat sich die Windräder in Gersbach angeschaut, wo eine Langlaufloipe unter den Rädern durchlaufe. Dort habe er keinen Eisschlag erkennen können, indes seien die modernen Anlagen mittlerweile etwa mit Eiserkennungs- und Eisabschaltsystemen ausgestattet.

Kritik der Windkraftgegener

Neben sachlichen Fragen bekam Michael Engesser aber auch Kritik zu hören. Etwa habe ihn ein „bitterböser Brief von Windkraftgegnern“ erreicht. „Aber mit dem habe ich gerechnet – das erschüttert mich jetzt nicht.“ Die Argumente beziehungsweise Sorgen der Gegner seien indes immer die gleichen: Schallemissionen, zu wenig Abstand zu Häusern oder zu wenig Wind etwa. Engesser betont, dass die heutigen Windkraftanlagen nicht mehr mit denen von früher vergleichbar seien. Auch habe der neue Windatlas andere Zahlen hervorgebracht.

Fragen an Bürgermeister Engesser können per E-Mail an buergermeister@froehnd.de eingereicht werden.