Mit dem Klimawandel steigen auch die Wassertemperaturen. Das ist nicht gut für die Bachforelle in der Wiese. Der Angelsportverein Schopfheim hat deshalb Maßnahmen ergriffen, um die Bedingungen für die kälteliebenden Fische zu verbessern. Dazu gehört das Messen der Wassertemperatur. Dafür wurde jetzt ein weiterer Datenlogger im Fluss versenkt.
Temperaturmessung im Fluss
Das Messgerät wurde dem Wiesekanal entnommen, wo es nicht mehr gebraucht wird. So erklären es Pressesprecher Peter Engler und Gewässerwart Simon Jäckh beim Vorort-Termin am Dammweg in der Nähe des Wuhrs. Im Vergleich zu der schweren Steinplatte, auf die das Gerät montiert wurde, wirkt es geradezu winzig.
Die Angler haben bei Hochwasser schon einige Datenlogger verloren. Jäckh will sich deshalb nicht auf die Platte allein verlassen, die er in seiner Anglermontur den Abhang zur Wiese hinunterträgt. Unten angekommen sucht er eine geeignete Stelle und beschwert die Platte zusätzlich mit Steinen. Die Wiese bei Schopfheim hat einen weiteren Messpunkt.
Warum den Anglern das wichtig ist: In kühlen Fließgewässern mit einem Sauerstoffgehalt zwischen neun und zwölf Milligramm pro Liter Wasser fühlen sich die Bachforellen pudelwohl. Werte unterhalb von sieben Milligramm dagegen sind für die Fische auf Dauer lebensbedrohlich.
Je kälter das Wasser, desto mehr Sauerstoff
Der Sauerstoffgehalt in einem Gewässer hängt zwar von vielen Faktoren ab, etwa von Strömungen oder biologischen Prozessen. Als Faustformel jedoch gilt: Je kälter das Wasser, desto mehr Sauerstoff ist darin gelöst. Im Umkehrschluss heißt das: Die höheren Temperaturen, die der Klimawandel mit sich bringt, sind nicht gut für die Bachforelle. Der optimale Sauerstoffgehalt wird bereits bei einer Wassertemperatur von mehr als 20¦Grad Celsius unterschritten. Bei Wassertemperaturen von mehr als 30¦Grad wird es kritisch für die Fische.
Der Angelsportverein will dieser Entwicklung so gut es geht entgegenwirken. Parallel zum Landesfischereiverband hat der Verein deshalb bereits im Jahr 2021 mit ersten Messungen begonnen, um die Temperaturen in der Wiese an verschiedenen Orten und über einen längeren Zeitraum hinweg zu ermitteln. Die mitunter bedenklichen Ergebnisse, die sie dabei feststellten, veranlassten den Verein dazu, verstärkt im Gewässerschutz aktiv zu werden. Im vergangenen Jahr lag die Durchschnittstemperatur des Flusses auf Schopfheimer Gemarkung bei 10,7¦Grad.
Angler setzen Schutzmaßnahmen um
Mitglieder haben eine mobile Sperre errichtet, um Wasser aufzustauen. Sie fixierten Teile einer umgefallenen Eiche sowie große Steine im Fluss, um die Strömungsgeschwindigkeit zu verändern und auf diese Art Ruhezonen für Fische und Kleinstlebewesen zu schaffen. Hinzu kommen tiefergelegte Kaltwasserpools als Rückzugsorte für die Forellen während warmer Phasen sowie eine Bepflanzung des Uferbereichs, die für mehr Schatten sorgt. Dabei steht der Verein in engem Austausch mit dem Regierungspräsidium. Denn auch die Belange des Hochwasserschutzes müssen beachtet werden.
An bis zu fünf Stellen zwischen Fahrnau und Gündenhausen sind in der Wiese die Datenlogger angebracht, die alle zehn Minuten ein Messergebnis liefern. „Wir haben auf ihrem Weg durch Schopfheim eine Erwärmung der Wiese erwartet. Dies hat sich aber nicht bestätigt“, freut sich Engler über erste Ergebnisse. Er führt dies auf Grundwassereinträge entlang der Strecke zurück. Dennoch kann es im Fluss zu warm werden für seine Bewohner. „Die Bachforellen fressen dann nicht mehr“, erklärt Jäckh. Zusammen mit Mike Geiger hat er vor noch nicht allzu langer Zeit einen Gewässerwartekurs absolviert. Nun haben die beiden diese Aufgabe von Bruno Imbery übernommen.
Kraftwerkbetreiber mit im Boot
Mit einem Kraftwerkbetreiber wurde vereinbart, dass dieser seine Kanalabschläge nicht im Juli, sondern im September vornimmt, um die Wiese und ihre Bewohner zu schonen. Jäckh will sich weiter um einen Austausch mit den Vereinen in Hausen und Maulburg bemühen, um den ganzen Fluss im Auge zu behalten. Denn die Aussichten sind nicht gut. Jäckh zitiert aus einer Prognose, wonach es im Jahr 2070 keine Forellen mehr im Rhein geben wird, wenn die Erwärmung weiter so voranschreitet. „Für die Wiese sind wir auf Niederschlag angewiesen“, stellt er klar. Vom Feldberg her komme nicht genügend Wasser.
„Unsere Maßnahmen schützen auch die Kleinstlebewesen im Fluss“, betont Angler Simon Jäckh, während er durch die Wiese stapft und nach Beweisen sucht. Schließlich holt er einen x-beliebigen Stein vom Grund und dreht ihn um. Und tatsächlich: Was auf den ersten Blick aussieht wie Schmutzanhaftungen, erweist sich als ein Mikrokosmos voller Leben. Diese Kleinstlebewesen ernähren sich von Algen und sind gleichzeitig die Nahrungsgrundlage von Fischen.