Manuel Hunn

In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch gab der Fröhnder Bürgermeister Michael Engesser bekannt, dass er in der zeitnahen Errichtung von Windenergieanlagen die Lösung der finanziellen Schwierigkeiten der Gemeinde sieht. Wind statt Wald lautet kurz gefasst die Formel, mit der finanzschwache Kleinstgemeinden ihre Budgets vor dem Hintergrund des Klimawandels neu organisieren können.

„Genau damit schaffen wir‘s“, sagte Engesser in einer Rede am Ende der Sitzung. Durch Windräder habe Fröhnd die Chance, eine drohende Zahlungsunfähigkeit und damit eine zwangsweise Eingemeindung in eine größere Einheit zu verhindern. Möglich mache dies das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), wonach Kommunen mit bis zu 0,2 Cent pro Kilowattstunde am Betrieb von Windenergieanlagen beteiligt werden. Engesser rechnete vor: Die jährliche Stromproduktion eines modernen Windrads liege bei zehn bis zwölf Millionen Kilowattstunden, was für die Gemeinde eine Summe von 20- bis 24.000 Euro bedeute.

Zusammen mit einem gut verhandelten Landpachtvertrag ließen sich so mit einem Windrad über 50.000 Euro im Jahr erzielen. Fröhnd könne sich dadurch langfristig finanziell stabilisieren und im Landkreis eine tragende Rolle als Standort regenerativer Energien einnehmen.

„Warum nicht die Chance ergreifen, wo wir noch unseres Glückes Schmied sein können?“, fragte Engesser und spielte auf die Nachteile an, die der Gemeinde bei einem Verlust der Eigenständigkeit wegen Zahlungsunfähigkeit droht. Tatsächlich befasste sich der Gemeinderat zuvor mit der Stellungnahme der Finanzaufsicht zum Haushaltsplan 2022. Darin wurde der Gemeinde eine „weiter besorgniserregende Haushaltssituation“ bescheinigt – und dies, obwohl neben der Sanierung der Gemeindehalle keine Investition vorgesehen ist. Auch mangels e Liquidität und einem Minus von 280.000 Euro könne man keinen weiteren Kredite zur Hallensanierung aufnehmen. Zudem ergebe sich für den Zeitraum 2023 bis 2025 planmäßig ein negatives Ergebnis.

Projekte in den nächsten Jahren, wie die Sanierung der Kastler Brücke oder der Verbindungsstraße von Kastel nach Oberhepschingen, seien so nur schwerlich umzusetzen. Sicherlich werde man auch in den nächsten Jahren auf „kreative Weise“ Einkünfte erzielen können, doch „das Potential an solchen Möglichkeiten ist endlich“, sagte Engesser mit Blick auf die angestoßenen Projekte des Solarparks Fröhnd und des Friedbergs „Mutiger Bühl“. Beide Vorhaben seien „auf einem guten Weg“.

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Für den Solarpark stellte Engesser ein sogenanntes Scoping-Papier vor, das die umweltrelevanten Themen behandelt und der vorgesehenen Fläche eine Verbesserung des ökologischen Werts bescheinigt. Einen positiven Sachstand gab es auch bezüglich des Friedbergs zu vermelden: Für die Planung ist kein baurechtlicher Flächennutzungsplan von Nöten – mit einer einfachen Ausweisung als „Grünfläche Friedhof“ kann das Projekt weiter vorangetrieben werden. Doch die in der Umsetzung befindlichen Maßnahmen würden lediglich dabei helfen, die finanziellen Probleme „etwas weiter in die Zukunft“ zu verlagern. Um dauerhafte Einkünfte in ausreichender Höhe zu schaffen, liege die Lösung in Windenergieanlagen.

Der Bürgermeister kündigte an, für die nächste Gemeinderatssitzung am 23. Februar eine Sitzungsvorlage vorzubereiten. Das Gremium soll dann entscheiden, ob der Verwaltung der Auftrag erteilt wird, Betreibern von Windenergieanlagen aktiv Flächen anzubieten. Sobald entsprechende Angebote vorliegen, sei geplant, die Gemeinde durch einen Bürgerentscheid abstimmen zu lassen. Engesser bat die Gemeinderäte in der Zwischenzeit das Thema „sachlich mit- und nicht gegeneinander zu diskutieren.“