Noch bis Ende September wird die B 34 zwischen Rheinfelden und Schwörstadt saniert. Die Arbeiten erfolgen unter der Woche in den Abendstunden und nachts, so dass zumindest tagsüber die Hauptverkehrsachse genutzt werden kann. Angesichts der Hitzewelle hat die Nachtschicht noch einen Vorteil – wo unten bis 160 Grad heißer Asphalt aufgetragen wird, brutzelt oben wenigsten nicht die Sonne. Die Redaktion hat die Baustelle besucht.
Über die dunkle Brombacherstraße in Riedmatt nähert sich ein schwankender Lichtkegel. „Ich dachte, ich laufe Ihnen entgegen“, sagt Melanie Wodtke und leuchtet mit ihrem Smartphone, in der anderen Hand trägt sie eine Sicherheitsweste für die Besucherin. Die ist Pflicht, ebenso wie die Unterschrift unter eine Sicherheitseinweisung: Nicht vor Baumaschinen laufen, Anweisungen strikt befolgen und mehr.
Gemeinsam geht‘s dann das kurze Stück hinab zur Bundesstraße, die in gleißendes Licht getaucht ist. Der Straßenbelag ist abgefräst, die Turnschuhe bleiben bei jedem Schritt kurz haften. „Das ist der Kleber“, erklärt Wodtke, seitens des Regierungspräsidiums die Projektverantwortliche. Und was da weißlich schimmert, sei Kalkmilch. Die soll verhindern, dass der Kleber aufgrund der Hitze davonläuft. „Gerade tagsüber sollte man nicht zu lange an einer Stelle stehen bleiben, sonst bleibt man kleben“, meint die Bauingenieurin lachend und schaut demonstrativ auf ihre Sicherheitsschuhe.
Die Sanierung der 5,2 Kilometer Straße ist für Wodtke technisch keine besondere Herausforderung – doch durchaus wegen der Logistik. Denn am Ende jeder Nachtschicht muss die Baustelle wieder abgeräumt, zu Beginn wieder aufgebaut werden. „Das kostet meist so eine Stunde Zeit.“ Nun, gegen 22.30 Uhr läuft‘s auf Hochtouren. „Aktuell bringen wir die Binderschicht auf“, erklärt Wodtke und muss die Stimme erheben.
Der Asphaltfertiger ist ziemlich laut. Diese Maschine lässt das Material in der genau berechneten Menge und Stärke ab, links und rechts stehen Bauarbeiter mit Schaufeln und verteilen. „Das ist immer noch Handarbeit.“ Es piept, zischt, dröhnt, in der warmen Sommerluft liegt ein schwerer Geruch. Befüllt wird der Asphaltfertiger von einem sogenannten Beschicker, in den Lkw um Lkw wiederum heißes Material füllen.
„Die Lkw funktionieren im Prinzip wie Thermobecher“, erläutert die Bauingenieurin, die seit 2015 fürs RP arbeitet. Im firmeneigenen Mischwerk in Wyhlen wird der Asphaltbinder vorbereitet und kommt mit bis zu 160 Grad in die Lkw, die sie dann zur Baustelle transportieren. 12.000 Tonnen Asphaltbinder sowie rund 4200 Tonnen Asphaltdecke werden auf den 42.000 Quadratmeter Fahrbahn verbaut. Dafür nutzt die Firma sowohl neues Material als auch recycelten Straßenbelag von anderen Baustellen. Auch Teile des abgetragenen B 34-Materials kommen wieder in diesen Kreislauf.
„Gehen Sie mal näher ran“, sagt Wodtke und tritt vom Bankett Richtung Straße. Vom pechschwarzen Belag steigt ungeheure Hitze auf. Ist es da nicht besser, nachts zu arbeiten? „Baustelle ist Baustelle“, sagt einer der Arbeiter lapidar. Dann entsteht eine Pause, alle warten auf Nachschub für den Asphaltfertiger. Einer holt ein belegtes Brot hervor, andere halten ein Schwätzchen und auch Wodtke kommt ins Plaudern. „Lange nicht gesehen, wie geht‘s dir?“, grüßt sie einen hochgewachsenen, jungen Mann. Das letzte Mal, so mutmaßen beide, muss 2018 gewesen sein, an einer Baustelle in Wehr.
Plötzlich taucht ein älterer Mann auf und zitiert einen der jüngeren Mitarbeiter zu sich – in ruppig-scherzhaftem Ton, um seine Augen bildet sich ein Netz von Lachfältchen. Werner Bühler heißt er, 66 Jahre alt aus Gersbach.
Seit 52 Jahren ist er berufstätig – 42 davon im Straßenbau. „Die Straße hier mach‘ ich jetzt zum zweiten Mal“, sagt er. Vor 19 Jahren war er schon mal dabei. Aber Bühler hat schon landauf, landab Straßen gebaut – vom Hegau bis nach Offenburg. Die Nachtschicht hier stresst ihn nicht.
„Ich war auch 36 Stunden am Stück auf Baustellen.“ Einmal, nach einer 20-Stunden-Schicht, sei er noch tanzen gegangen. Bühler lacht verschmitzt und es ist ihm zuzutrauen, dass er auch heute noch nach Schichtende auf die Piste gehen würde. „Eigentlich bin ich ja schon in Rente. Aber die rufen mich immer wieder.“ Gerufen wird er dann auch – die Maschinen sind bereit, es geht weiter. Der Plan für diese Nacht: Bis zum Spitz nach Riedmatt soll die Binderschicht aufgetragen werden.
Personalmangel, so Wodtke, habe es nicht gegeben. Auch die Kosten – geplant wird mit 2,7 Millionen Euro – lägen noch im Rahmen, wobei es für die Schlussabrechnung noch zu früh sei. Dem Zeitplan sei man sogar ein kleines Stück voraus – aber Druck macht sich Wodtke nicht. Anvisiert als Baustellenende ist der 18. September.
Auf dem Parkplatz vor der Spielhalle sind die Baustellenbüros untergebracht. Aus einem fällt Licht auf einen Tisch, darauf zwei Herdplatten. Ein Eintopf steht schon bereit. Wodtke schaut auf die Uhr. „So ist das bei Nachtschichten. Um Mitternacht ist Mittagspause.“