Wenn der Diplom-Meteorologe Sven Plöger über den Klimawandel spricht, tut er das nicht oberlehrerhaft. Er gehört auch nicht zu jenen Wissenschaftlern, die die Apokalypse heraufbeschwören. Bei der Mitgliederveranstaltung der Volksbank Klettgau-Wutöschingen präsentierte er Zahlen und Fakten zum sich momentan rasant verändernden Klima wortgewandt, mit einem Schuss Humor und jederzeit souverän. Und er machte Hoffnung, dass es für eine Wende zum Besseren nicht zu spät ist.
Plöger machte auch mal im SÜDKURIER das Wetter
Die rund 650 Besucher waren von den Ausführungen des aus dem Fernsehen bekannten Wetter-Moderators sichtlich beeindruckt. Der anhaltende Beifall am Ende der rund 90-minütigen Veranstaltung war dafür ein Beleg. Im Gespräch mit dieser Zeitung erwähnte der Meteorologe, dass er von 1996 bis 1999 für den SÜDKURIER „das Wetter machte“. Der Medienprofi wusste genau, wie er die Menschen in der Halle für sich und seine Botschaft gewinnen konnte. „Man muss Geschichten erzählen.“ Sein mit Anekdoten angereicherter Vortrag kam beim Publikum gut an.
Nach einem lockeren Einstieg, bei dem er fast lupenreines „Schwyzerdütsch“ zum Besten gab und damit viele Lacher erntete, wurde es schnell ernst. Anhand der Wetter-Extreme, dramatischer Flutkatastrophen und Waldbrände allein in diesem Jahr, machte er deutlich, welche Folgen der Klimawandel bereits heute hat. Dabei hätte es so weit nicht kommen müssen, sagt Plöger und erinnert an die Prognosen von Hoimar von Ditfurth, der 1978 vorhersagte, was heute Realität ist.

„Ich möchte nicht in apokalyptische Erzählungen verfallen“, betonte er, spricht aber beim Klimawandel von „einem Tsunami, der auf uns zukommt, aber viele sehen ihn nicht!“. Ein Umdenken und die Suche nach vernünftigen Lösungen sei notwendig. Dazu müsse man verstehen, wie die Welt als Organismus funktioniere. Alle Sphären seien in einem komplexen System miteinander verbunden. „Wenn sich das Klima verändert, dann haben wir die Wetterveränderungen, die wir heute haben.“
„In der Atmosphäre passieren Dinge relativ schnell.“ Das habe Auswirkungen zum Beispiel auf das Eis in der Arktis, das zwei- bis dreimal so schnell schmelze, als Wissenschaftler vorhergesagt hätten. Deshalb sagt Plöger: „Wir haben kein Wissensproblem, wir haben ein Handlungsproblem!“ Es gelte für alle, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden und zu handeln.
Eine Operation am offenen Herzen
Es brauche eine Transformation zu einer nachhaltigen Welt. „Das ist eine Operation am offenen Herzen“, macht der Wissenschaftler die Komplexität dieser Transformation deutlich. Wie wir jetzt leben, funktioniere es nicht mehr. „Davor haben wir Schiss“, fasste er diese Erkenntnis in drastische Worte. Und er macht anhand von Zahlen und Diagrammen deutlich: „Das 1,5 Grad-Ziel ist nicht mehr zu schaffen!“ Wenn alle vereinbarten Klimaschutzziele umgesetzt würden, könne man 2,1 Grad ins Visier nehmen. „Dazu müssen aber alle ihre Haltung ändern“ sagte Sven Plöger und riet den Besuchern bei sich selbst anzufangen.
Der Wissenschaftler ist sich durchaus bewusst, dass die Menschen durch die derzeitige geopolitische Lage im „Dauerkrisenmodus“ sind. Plöger sieht einen Wettstreit zwischen Demokratien und Autokratien. Wer Angst habe, verfalle manchmal dem Populismus. „Aber der hat noch nie ein Problem gelöst, nur welche geschaffen.“ Es sei schwierig, da einen Ausweg zu finden. Dieser Kontrollverlust lähme, die notwenigen Schritte zu unternehmen, die „Wunschwelt“ hinter sich zu lassen, die physikalischen Realitäten des Klimawandels zu akzeptieren und entsprechend zu handeln. Wenn wir das nicht tun, würden das „unsere Kinder und Enkel zu spüren bekommen“.
Darum ist der Wettermann optimistisch
Sven Plöger gibt sich optimistisch, dass der Wandel zu schaffen ist. Er fordert zum Nachdenken auf. Er setzt auf Leuchtturmprojekte wie die von Tony Rinaldo. Der „Waldmacher“ bekam den alternativen Nobelpreis für sein Lebenswerk. Er verwandelt karge Landschaften in Wälder und ergiebiges Ackerland.
Damit gab er den Menschen Perspektiven für ein neues Leben. Der Meteorologe sendete damit die Botschaft aus, Werte zu vermitteln: „Die Welt muss enkelfähig werden! Dazu müssen wir Haltung annehmen und für die notwendigen Veränderungen an Stellschrauben drehen.“