Das leidige Gottmadinger Bahn-Thema gewinnt an Fahrt. Seit nunmehr drei Jahren kämpfen Eltern, Gemeinderat und Bürgermeister Michael Klinger für einen zuverlässigen Transport der Schüler auf der Strecke Schaffhausen–Singen. Nachdem die DB Regio im Januar 2018 den Auftrag übernahm, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Zugausfällen oder zu fehlender Wagenkapazität. Das führte vor allem im Winter wiederholt zu teilweise chaotischen Gedränge am Gottmadinger Bahnhof. Dort kommen Schüler aus den Ortsteilen und Gailingen zusammen, um mit dem Zug um 7.20 Uhr zu den weiterführenden Schulen nach Singen zu fahren. Wie bereits berichtet, blieben jedoch immer wieder Schüler stehen und kamen dann zu spät zum Unterricht.

Das könnte Sie auch interessieren

Vier Gottmadinger Mütter wollten nicht länger zuschauen

Parallel zu der Kleinen Anfrage von FDP-Landtagsabgeordnetem Jürgen Keck an die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (siehe unten) haben vier Gottmadinger Mütter eine Unterschriftenaktion gestartet, um als Betroffene auf die Missstände aufmerksam zu machen. Gudrun Winkler, Josipa Sangiuliano, Piratheepa Thileepan und Simone Linsenmann haben in zwei Monaten 1189 Unterschriften von Eltern, Lehrern und Pendlern aus Büsiingen, Gailingen, Gottmadingen und Singen gesammelt und jetzt zusammen mit einem langen Anschreiben an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) geschickt.

Schockierende Beobachtungen am Bahnsteig

Die Mütter hatten die Situation am Bahnhof beobachtet und waren schockiert über die Zustände. „Vor allem die Kleinsten, die Fünftklässler, können sich nicht gegen die drängelnde Menschenmenge behaupten“, erzählte Gudrun Winkler. „Kinder sind schon in den Spalt zwischen Bahnsteig und Waggon gefallen. Der Schulranzen verkantete sich. Schals, Jacken und Turnbeutel werden zwischen den Türen eingeklemmt.“

Nicht alle Kinder hätten das Glück, in der Nähe des Bahnhofs zu wohnen und schnell noch von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht werden zu können, wenn sie am Bahnsteig stehengelassen wurden, berichtet die Mutter. „Die Probleme der Bahn werden auf dem Rücken der Kinder und ihrer Eltern ausgetragen“, sagt sie. „So kann die Mobilitätswende nicht gelingen. Uns ist nicht verständlich, warum es nicht möglich ist, die bestellte Traktion zu liefern.“

Auch Lehrer haben die Petition unterschrieben

Weil das Problem auch in den Singener Gymnasien bekannt ist, durften die Eltern ihre Unterschriften auch in den Schulgebäuden auslegen. Klassenlehrer und der Gesamtelternbeirat der Singener Schulen haben die Aktion unterstützt. Auch Lehrer haben unterschrieben. Sie erlebten immer wieder die Not der Schüler, wenn diese es nicht pünktlich in den Unterricht geschafft hatten. Ältere Schüler vertrauen schon gar nicht mehr auf die Bahn und radeln zur Schule, wenn es das Wetter irgendwie zulässt.

Auch vor dem Gottmadinger Bahnhof kann es zu Stoßzeiten zu chaotischen Verhältnissen kommen, wenn die Schüler in Ersatzbusse umsteigen ...
Auch vor dem Gottmadinger Bahnhof kann es zu Stoßzeiten zu chaotischen Verhältnissen kommen, wenn die Schüler in Ersatzbusse umsteigen müssen. Hier haben sich die vier Mütter und drei Töchter noch einmal mit der Unterschriftenliste getroffen. | Bild: Trautmann, Gudrun

Das Vertrauen in die DB Regio ist nachhaltig getrübt

In ihrer Petition an den Verkehrsminister bittet die „Initiative für sichere, zuverlässige Schülerbeförderung auf der Bahnstrecke Schaffhausen- Gottmadingen-Singen“ darum, die DB Regio zur Vertragserfüllung zu bewegen und bei Neuverträgen die Qualitätsanforderungen zu konkretisieren sowie genügend Platzkapazität einzukaufen. Die Eltern zeigen durchaus Verständnis, dass es zu Zugausfällen kommen kann, nicht aber für die Regelmäßigkeit der vergangenen Jahre und Monate.

Fahrgastzahlen müssen neu ermittelt werden, um genügend Wagenmaterial einsetzen zu können

Die Initiatorinnen der Unterschriftenaktion haben auch die Schüler aus Jestetten, Lottstetten, Nack und Altenburg im Blick, die jetzt angehalten sind den zeitlich ungünstigen IC zu nehmen. Mit ausreichender Platzkapazität durch Doppeltraktion ab Schaffhausen könnten auch diese Schüler mit der Regionalbahn fahren, schreiben die Frauen in ihrer Bittschrift. Um den nötigen Bedarf zu ermitteln, wünschen sie sich Fahrgastzählungen für den Winter unter normalen Bedingungen. Es gehe ihnen ausdrücklich nicht um Grabenkämpfe oder Schuldzuweisungen, sondern um Lösungen.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch im Verkehrsministerium ist die Geduld aufgebraucht

Mit ihrer Petition dürften die Gottmadinger Mütter auf offene Türen im Verkehrsministerium stoßen. Zuletzt hatte auch Ministerialdirektor Uwe Lahl gegenüber Michael Klinger erklärt, dass die Geduld mit der DB Regio aufgebraucht sei und ein vorzeitiger Vertragsausstieg in Erwägung gezogen werde.